Dialogveranstaltung der LWLSPD:
Ein Beitrag aus der Landespolitik von Rodion Bakum

Auf der Dialogveranstaltung im Plenarsaal im LWL-Landeshaus für die Landesebene NRW als Speaker engagiert und diskussionsfreudig dabei: der Beauftragte der NRWSPD-Landtagsfraktion für Sucht und Drogenfragen Rodion Bakum.

Sein politisches Engagement wurzelt in seiner beruflichen Expertise: Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat er seine berufliche Praxis auch und gerade in der stationären Behandlung von Suchterkrankungen gemacht.

Rodion Bakum hat seine Position zu Drogenpolitik und Suchtprävention zusammengefasst in den Begriffen SOS:

Strukturen, Offenheit, Schutz.

Strukturen

  • Verbesserung der Infrastruktur: Rodion Bakum setzt sich für eine verbesserte Infrastruktur in der Drogen- und Suchtberatung ein. Dies umfasst die Bereitstellung von ausreichend Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen und Unterstützungsangeboten für Betroffene.
  • Landesprogramm KIPS: Ein zentrales Element in diesem Bereich ist das Landesprogramm “Kompetent in Psychosozialer Suchtprävention” (KIPS) in NRW. Dieses Programm fördert die Vernetzung und Qualifizierung von Fachkräften in der Suchtprävention und -beratung. Bakum unterstützt die Erweiterung und Finanzierung dieses Programms, um eine flächendeckende und qualitätsgesicherte Versorgung sicherzustellen. Allerdings kritisiert er, dass die Finanzierung des Programms den finanzklammen Kommunen fast unmöglich ist, die es jedoch oft besonders intensiv nutzen müssten.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Er betont die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen, einschließlich Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter und spezialisierte Beratungsstellen. Besonders wichtig ist ihm hierbei die Stärkung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, auch durch eine verbesserte Bedarfsplanung, die unter anderem die Schaffung einer eigenen Facharztgruppe in den entsprechenden Beratungen vorsieht.
  • Finanzielle Unterstützung: Eine ausreichende Finanzierung dieser Strukturen ist essentiell, um kontinuierliche und qualitativ hochwertige Unterstützung bieten zu können.

Offenheit

  • Transparente Kommunikation: Bakum fördert eine offene und transparente Kommunikation über das Thema Sucht und Drogen. Dies soll dazu beitragen, Vorurteile und Stigmatisierungen abzubauen und eine sachliche Diskussion zu ermöglichen.
  • Aufklärung und Prävention: Offene Informationskampagnen und präventive Maßnahmen, insbesondere in Schulen und Jugendeinrichtungen, sind ihm ein wichtiges Anliegen, um frühzeitig über Risiken und Hilfsangebote aufzuklären.
  • Einbeziehung der Gesellschaft: Er betont die Bedeutung der Einbindung der gesamten Gesellschaft in die Diskussion und die Präventionsmaßnahmen, um ein breiteres Verständnis und eine breitere Unterstützung zu erreichen.

Schutz

  • Schutz der Betroffenen: Der Schutz derjenigen, die von Suchtproblemen betroffen sind, steht im Mittelpunkt seiner Politik. Dies beinhaltet den Schutz vor Diskriminierung, die Sicherstellung der medizinischen Versorgung und die Unterstützung beim Wiedereinstieg in die Gesellschaft.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Bakum setzt sich für rechtliche Rahmenbedingungen ein, die den Schutz und die Rechte von Suchtkranken stärken. Dies umfasst sowohl den Schutz am Arbeitsplatz als auch den Zugang zu gesundheitlichen und sozialen Diensten.
  • Harm Reduction: Maßnahmen zur Schadensminimierung, wie die Bereitstellung von sauberen Spritzen und Substitutionstherapien, sind zentrale Bestandteile seines Ansatzes, um die gesundheitlichen Risiken für Drogenkonsumenten zu reduzieren.

Zusammengefasst verfolgt Rodion Bakum mit seinem Ansatz SOS eine ganzheitliche Strategie, die auf die Schaffung stabiler und unterstützender Strukturen, die Förderung einer offenen und sachlichen Diskussion sowie den umfassenden Schutz der Betroffenen abzielt.

In seinem Redebeitrag machte er vor allem auch deutlich, wie umfassend die Thematik ist:
In NRW sind etwa 4 Millionen Menschen direkt von Suchterkrankungen betroffen, deutschlandweit werden Zahlen genannt, die ebenso irritierend hoch sind: 18 Millionen Menschen konsumieren in ihrem Leben illegale Drogen, das ist jeder vierte, 16 Millionen Menschen sind von legalen Drogen abhängig – Nikotin, Alkohol, Medikamente. In jedem Raum, eigentlich in jedem Gespräch sind Menschen anwesend, die von Sucht und Drogennutzung betroffen sind:

“Wir wissen, Verbote helfen nicht. Verbote helfen Kriminellen, verhindern eine gute Gesundheitsversorgung und Aufklärung. In andeen Ländern wird da beispielhaft besser gehandelt: Kanada, Uruguay, Isalnd, Portugal, …

Wir wissen, es helfen Aufklärung, Hilfe bei der Erkrankung, Entkriminialsierung und ein kontrollierter Markt.”

Seine umfassende Sachkenntnis medizinischer Grundlagen und der offene Blick über die teils engstirnig-ängstlichen Debatten in NRW und Deutschland hinaus zeichneten seine Dialogbeiträge aus.

Autor:

Jesaja Michael Wiegard aus Selm

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