Ein Kommentar
Die israelische Zivilgesellschaft schaut teilnahmslos zu
Die UN-Resolution, mit der Aufforderung zur Waffenpause und nach Freilassung der Geiseln, ist seit Montag durch – so weit, so gut.
Doch ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht. Israel bombt unbeirrt weiter, löscht ganze Familien aus, belagert und beschießt aktuell drei größere Krankenhäuser im Gaza-Streifen... alles wie gehabt.
Liegt das allein an der Ignoranz der dortigen Regierung?
Nein, verbohrt sind nicht nur ihre Führer – Leute wie Netanyahu oder sein faschistoider Finanzminister Smotrich.
Verbohrt und desinteressiert ist, so scheint es jedenfalls, die ganze israelische Gesellschaft (von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen). Die meisten scheinen sich nur Sorgen zu machen um die (134) Geiseln, die noch in der Hand der Hamas oder des Islamischen Djihads sind.
Was da – auch in ihrem Namen – in Gaza passiert: Egal – die Hamas benutzt diese armen Leute ja ohnehin nur als menschliche Schutzschilder. Sollen sie doch draufgehen. Auf sie Rücksicht nehmen zu wollen, hieße, vor der Hamas zu kapitulieren – so ihre krude Logik.
Wir reden mittlerweile von über 32 Tausend Kriegstoten auf Seiten der Palästinenser in Gaza, zu 70 Prozent Zivilisten. Und bald 75 Tausend Verwundeten und Verstümmelten. Ein Gemetzel, anders kann man das nicht nennen.*
1,7 Millionen Menschen sind auf die Flucht, das sind etwa ¾ der Gesamtbevölkerung Gazas. Ihre Häuser sind zerbombt, Moscheen, Schulen, Krankenhäuser zerstört – eine trostlose Ruinenlandschaft (es braucht viel Phantasie, sich vorzustellen, dass da jemals wieder Menschen hinziehen könnten). Und dann der Hunger. Kaum jemand zwischen Bait Lahiya und Rafah weiß noch, wo er am nächsten Tag was zu essen herbekommen soll. Für sich und seine Familie. Ergebnis einer unsäglichen Abriegelung des Streifens.
Doch fast jedes Elend ist noch steigerungsfähig. Mittlerweile ist die israelische Armee dazu übergegangen, selbst die zivilen Verwaltungsstrukturen im Gaza-Streifen zu zerschlagen. Offensichtlich sind bereits zahlreiche ehemalige Behördenleiter, Lehrer, Ärzte und anderes Personal festgenommen worden. Gleichzeitig wird der Aktionsradius des UN-Hilfswerks UNWRA für die Verteilung von Lebensmitteln immer stärker eingeschränkt...
Alles egal – Hauptsache, die 134 eigenen Geiseln kommen frei, tot oder lebendig. Was ist bloß aus diesem vormals verfolgten Volk geworden?
Rache ist ein schlechter Ratgeber! Rafah darf nicht passieren!
* Die israelische Armee hat seit Beginn ihrer massiven Gegenoffensive Ende Oktober – nach dem Überfall vom 7. Oktober - ganze 253 Soldaten verloren. Alle Zahlen Stand 27. März 2024
Autor:Heiko Holtgrave aus Dortmund-City |
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