Die Briten haben entschieden – Was bedeutet der Brexit für Europa?
Es sollte ein hauchdünner Vorsprung werden, der den Europa-Kritikern schließlich zum Sieg verhalf. Schon in den frühen Morgenstunden gaben britische Medien unabhängig voneinander bekannt: Das Vereinte Königreich wird als erstes Land überhaupt aus der Europäischen Union austreten.
Schon kurz nach Bekanntgabe der Zahlen - rund 51,9 Prozent der Briten stimmten für den Austritt - reagierte die Weltgemeinschaft auf das historische Wahlergebnis. Nach Angaben von börse-online erwarten Finanzexperten einen schwarzen Freitag an der Börse. Das Pfund rutschte auf den tiefsten Wert seit 30 Jahren, der Euro verlor zwischenzeitlich vier Prozent. Der Yen hingegen profitiere von den Turbulenzen in der europäischen Handelszone, auch Gold und Anleihen seien am Freitagmorgen gefragt gewesen.
David Cameron tritt zurück, Merkel spricht von "Einschnitt für Europa"
→Premierminister David Cameron zog bereits am Morgen nach der Wahl Konsequenzen aus dem Entscheid. Er kündigte seinen Rücktritt für Oktober an. Noch 2013 hatte Cameron das Referendum vorgeschlagen, jetzt teilte erin einer Rede vor seinem Amtssitz an der Downing Street 10 mit, die Entscheidung der Briten zum Austritt aus der EU sei zu respektieren, eine neue Regierung müsse gebildet werden.
→Der Brexit-Befürworter Nigel Farage twitterte am Freitagmorgen, der 23. Juni solle zum nationalen Feiertag gemacht werden und feierte den EU-Austritt unter dem Hashtag #IndependenceDay. In einer Siegesrede hatte der Ukip-Politiker verkündet, man habe gewonnen, "ohne eine einzige Kugel abzufeuern".
→Rechtspopulisten aus ganz Europa feierten den Austritt der Briten aus der EU. Geert Wilders, Vorsitzender der "Partij voor de Vrijheid" forderte unlängst ein entsprechendes Referendum für die Niederlande; auch der französische Front National sieht seine Politik in dem Wahlergebnis bestätigt. So jubelte seine Vorsitzende Marine Le Pen auf Twitter: "Victoire de la liberté!"
→Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Freitagmittag in einer Erklärung: "Es gibt nichts drumherum zu reden. Der heutige Tag ist ein Einschnitt für Europa, er ist ein Einschnitt in den europäischen Einigungsprozess." Sie beschwor die Mitgliedsstaaten und Bürger der EU, keine voreiligen Schlüsse aus dem Referendum zu ziehen. Die Europäische Union sei ein unabdingbarer Friedensgarant, für den die europäischen Staaten und insbesondere Deutschland die Verantwortung trügen. Für den kommenden Montag habe sie deshalb den EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, Italiens Regierungschef Matteo Renzi und Frankreichs Präsident François Hollande zu Gesprächen eingeladen.
Was ist eure Meinung zur historischen Entscheidung der Briten? Was steht Europa und seinen Bürgern bevor? Ist der Brexit für euch ein Grund zur Freude oder zur Sorge? Wir freuen uns auf eure Meinungen.
Weitere Brexit-Beiträge im Lokalkompass:
→ Stellungnahme des SPD-Europaabgeordneten Prof. Dr. Dietmar Köster.
→ Wolfgang Wevelsiep: "Die Zukunft Europas auf dem Programm."
→ Patrick Jedamzik: "Wir müssen für unsere EU kämpfen!"
→ Dieter Neumann: "Schlappe, aber keine Niederlage."
Autor:Lokalkompass .de aus Essen-Süd |
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