Offener Brief an Landrat Ingo Brohl
Weidetierhalter fordern Hilfe

Ein Wolf wie dieser ist das Tier GW954f, das im Volksmund "Gloria" genannt worden ist. Mit einem Gefährten und Welpen verunsichert sie die Gegend in Schermbeck und Umgebung.  | Foto: Lokalkompass
  • Ein Wolf wie dieser ist das Tier GW954f, das im Volksmund "Gloria" genannt worden ist. Mit einem Gefährten und Welpen verunsichert sie die Gegend in Schermbeck und Umgebung.
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Offener Brief an Landrat Ingo Brohl weist auf Dringlichkeit hin Seit einigen Jahren treibt Wölfin "Gloria" in den Wäldern im Kreis Wesel/Schermbeck ihr Unwesen und hat auch schon mehrfach Weidetiere wie Schafe und anderes gerissen. Mit einem offenen Brief haben sich jetzt die Weidetierhalter aus dem Kreis Wesel/Wolfsgebiet Schermbeck an Landrat Ingo Brohl gewandt:

Im April 2018 wurde erstmalig ein Wolfsübergriff auf eine Schafherde in Schermbeck nachgewiesen, in den folgenden Monaten häuften sich diese Übergriffe. Erst ein halbes Jahr später wurde die Bevölkerung seitens des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) und des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) darüber informiert, dass hier ein Wolf ansässig ist und erst jetzt empfahl man Herdenschutzmaßnahmen.
Schließlich wurde das Wolfsgebiet Schermbeck im Oktober 2018 ausgewiesen. In dieser Zeit hat die Wölfin GW954f gelernt, Zäune zu überwinden und dass Weidetiere eine leichtere Beute sind als Wildtiere.
In der Zwischenzeit hat sich ein kleines Rudel gebildet und GW954f hat bereits zwei Ponys getötet und mehrfach den empfohlenen Herdenschutz überwunden. Die Situation wird sich voraussichtlich weiter zuspitzen, da in diesem Jahr höchstwahrscheinlich weitere Wolfswelpen geboren werden und ein großes Rudel sich eher an größere Weidetiere wagt. Daher sind die jetzigen Förderrichtlinien dringend auch auf Pferde, Rinder und sonstiges Großvieh auszuweiten. Nur so kann eine weitere Spezialisierung des Rudels auf große Weidetiere verhindert werden. Der Wolf ist gesellschaftspolitisch gewollt und steht unter strengem Schutz. Die Verantwortung für den Wolf wird allein den Weidetierhaltern aufgebürdet, indem hohe praktische und bürokratische Anforderungen an den Herdenschutz, umgesetzt werden müssen. Herdenschutz umzusetzen darf aber nicht die alleinige Aufgabe der Weidetierhalter sein. Herdenschutz trägt auch zum Schutz des Wolfes bei und muss gemeinschaftlich umgesetzt werden. Etliche Bitten und Bemühungen seitens der Tierhalter in Richtung der Behörden und des MULNV, einen praktikablen und unbürokratischen Herdenschutz für alle Weidetierarten zu ermöglichen, sind bislang ins Leere gelaufen. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des DBBW-Gutachtens sagte Frau Heinen-Esser:
„Nur ein ausreichender Herdenschutz wird unsere Weidetierhaltung dauerhaft sichern.“ Zur Umsetzung dieser Forderung sind wir gerne bereit, es fehlen jedoch die Grundlagen sowie in erheblichem Maße die finanzielle und rechtliche Basis dafür.Deshalb fordern wir Sie auf, schnellstmöglich eine regionale und unbürokratische Anlaufstelle zur Erhaltung und Unterstützung der Weidetierhaltung im Kreis Wesel einzurichten sowie dies auch gegenüber dem Ministerium zu vertreten und umzusetzen. Die Anlaufstelle sollte überwiegend mit Praktikern besetzt werden, alle Weidetierhalter unterstützen, präventiv aufklären, Hilfestellung und Betreuung vor und nach Wolfsübergriffen geben und praktikablen Herdenschutz entwickeln.
Folgende Forderungen sollten gegenüber dem Ministerium geltend gemacht werden: Flächendeckender Herdenschutz für alle Tiergattungen im Kreis Wesel/Wolfsgebiet
Schermbeck, Finanzierung von Aufbau und Unterhaltung der Zäune, Finanzierung des Unterhaltes von Herdenschutzhunden, Rechtssichere Haltung von Herdenschutzhunde ermöglichen, Beweislast-Umkehr bei Ausbruch von Tierherden im Wolfsgebiet, Klärung und eindeutige Definition der Kriterien, die zu einer Entnahme eines Wolfes führen
Nach einem Wolfsübergriff wird das Geschehen bislang durch die vom LANUV beauftragten Wolfsberater dokumentiert und vom LANUV bewertet.
Diese Vorgehensweise führte in der Vergangenheit oft zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen. Um diese mittlerweile sehr unbefriedigende Situation zu entschärfen empfehlen wir dringend: Neutrale Rissgutachter, DNA-Proben durch Kreis-Veterinäre oder Tierärzte, Zaunbegutachtung und Bewertung durch die Herdenschutzberatung der LWK. In der heutigen Zeit, wo tierwohlgerechte Haltung gefordert und gefördert wird, der Ruf nach
Insektenschutz, Artenschutz, Klimaschutz, Landschaftspflege, Biodiversität und Naturschutz groß ist und die Beweidung der Deiche zur Sicherung des Hochwasserschutzes im Zeitalter des Klimawandels extrem wichtig ist, sollte sich der Kreis Wesel und die Politik für die Erhaltung der Weidetierhaltung im Wolfsgebiet Schermbeck stark machen. Denn all diese Aufgaben leisten wir mit unseren landwirtschaftlichen Betrieben und Hobbyhaltungen. Wie sollen denn zum Beispiel Biotope von der Verbuschung freigehalten werden, wenn die Weidetierhalter aufgeben müssen, da sie ihre Tiere nicht vor dem Wolf schützen können?
Die Pferdezucht im Kreis Wesel hat national und international einen hohen Stellenwert. Die Pferdezucht- und Reitbetriebe schaffen eine Vielzahl von Arbeitsplätzen sowie Ausbildungsplätzen und bieten Freizeit und Naherholung. Die vielen Reitervereine im Kreis Wesel bieten Jugendlichen und Erwachsenen eine sportliche und soziale Plattform und leisten hervorragende ehrenamtliche Arbeit. Die Politik und die Gesellschaft muss endlich Verantwortung für den Wolf übernehmen und schnelle finanzielle Hilfen bereitstellen, um den flächendeckenden Herdenschutz für alle Tierarten im Kreis Wesel/Wolfsgebiet Schermbeck zu ermöglichen, denn sonst sind viele Existenzen im Kreis Wesel bedroht.Es sollte doch erstrebenswert sein, die Pferdezucht und Weidetierhaltung, die unsere Region stark prägt, auch für nachfolgende Generationen aufrecht zu erhalten.

Autor:

Karin Dubbert aus Oberhausen

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