Einmal wie ein Adler zu sehen, wäre für uns Menschen eine Offenbarung. Adler haben auch kilometerweit alles im Blick und ihre Augen besitzen neben der Sehschärfe weitere verblüffende Fähigkeiten.
Mit den Augen des Adlers
Wir Menschen neigen dazu, die Sinne von Tieren mit unseren zu vergleichen. Dabei bleiben wir notwendigerweise in den Grenzen unseres Vorstellungsvermögens gefangen und dies auch in Bereichen wie dem Sehsinn, der im Vergleich mit der Tierwelt gut abschneidet. Doch wie Ratten und Hunde uns im Geruchssinn mühelos den Rang ablaufen, schlagen uns Raubvögel wie Adler beim Augenlicht um Längen. Die deutliche Überlegenheit der sprichwörtlichen Adleraugen erstreckt sich nicht nur auf das scharfe Sehen, sondern auch auf nahezu alle mit dem Sehen verbundene Bereiche. Wir möchten den Geheimnissen des Adlerauges auf den Grund gehen und einen Einblick in die Sehkraft von Adlern geben. Würden wir auch nur einen Augenblick die Welt mit den Augen des Adlers betrachten, dann wäre dieses Ereignis für uns eine Offenbarung.
Der Siegeszug der Vögel begann mit einer Katastrophe
Eine Erklärung für die spektakuläre Sehschärfe von Raubvögeln basiert auf einem Ereignis, das etwa vor 66 Millionen Jahren stattfand. Ein gewaltiger Asteroid mit dem Durchmesser von rund 180 Kilometern löschte mit einem Schlag weite Teile der damaligen Tierwelt aus und gab dem Leben auf der Erde eine neue Wendung. Das, was der Einschlag nicht zerstörte, übernahmen eine jahrelange Dunkelheit und ein bitterer Temperatursturz um 20 Grad. Fast alle Tiere auf der Welt einschließlich die meisten Dinosaurier verendeten. Die besten Überlebenschancen besaßen neben kleineren Tieren die Flugsaurier, aus denen die heutigen Vögel hervorgingen. Sie schwangen sich zu den neuen Herren der Erde auf. Vögel besitzen somit in der Evolution eine wesentlich längere Zeitspanne, um ihre Fähigkeiten im Sinne von Survival of the Fittest zu perfektionieren.
Die Schärfe von Adleraugen im Detail
Über die Schärfe von Adleraugen sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig. Die vermuteten Distanzen, in denen Adler größere Beutetiere wie Hasen und Kaninchen wahrnehmen können, schwanken zwischen einem und fünf Kilometern. Auch Kleinstlebewesen aus dem Bereich der Insekten sind für Adler kein Problem und können noch von zig Metern erkannt werden. Um Details solcher Größenordnungen aus der Ferne zu erkennen, wären Menschen auf ein Fernglas mit einer ungefähr siebenfachen Auflösung angewiesen. Um diese Sehschärfe zu erhalten, besitzen Adler etwa fünf mal so viele Zapfen wie Menschen und ca. eine Millionen Lichtrezeptoren am Auge, die zum größten Teil mit Nervenzellen verbunden sind.
Ein übermenschliches Farbspektrum
Auch im Bereich der Farbwahrnehmung verfügen Adler über den weiteren Blick. Im Vergleich mit Hunden und Katzen wissen wir, dass sie mit nur zwei statt drei Zapfen gesegnet sind deshalb den roten Farbton nicht wahrnehmen können. Doch auch der Mensch findet im Adler im Farbsehen seinen Meister. Adler besitzen nämlich mit fünf Zapfen gleich zwei mehr. Zum einen nehmen sie einen ultravioletten Farbton für ein noch differenzierteres Sehen in der Pflanzenwelt wahr, der sich mit gelb und blau mischen lässt. Zum anderen können Adler mehrere Weißtöne voneinander unterscheiden, die für uns gleich aussehen würden. So sind sie auch für den Winter gewappnet.
Weitere Eigenschaften des Adlerauges
Adleraugen sind seitlich angelegt, was den Adlern ihren Panoramablick ermöglicht. Trotzdem liegen ihre Augen noch so weit vorne, dass genügend Raum für Überschneidungen als Voraussetzung für das dreidimensionale Sehen für die Abschätzung von Entfernungen bleibt. Im Gegensatz zu Menschen verfügen Adler gleich über zwei Sehschärfezentren. Dadurch können sie nicht nur den Fokus ihres Blickfeldes scharfstellen, sondern auch die Peripherie. Grundsätzlich sind die Sehzellen auf der Netzhaut der Vögel gleichmäßiger als beim Menschen verteilt, sodass sie wesentlich größere Bereiche ihres Blickfeldes nuancierter wahrnehmen. Außerdem können Adler ihre Augen schneller auf unterschiedlich weit entfernte Objekte anpassen und sind uns auch im zeitlichen Sehen deutlich überlegen. Unsere FPS-Rate von 25 toppen sie problemlos mit einer Auswertung von 150 Bildern pro Sekunde, was die Vögel blitzschnell auf jede Veränderung reagieren lässt. So sind sie ihren Beutetieren immer einen Schritt voraus.
Autor:Dirk Glockner aus Bottrop |
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