Rettungsschwimmer Zouhair Alyosef im Interview mit Marco Hortz
Innovation in Kempener Freizeitbad Aqua-Sol
Der 36-jährige syrische Flüchtling Zouhair Alyosef ist seit dem 14.11.2014 in der Bundesrepublik Deutschland. Er hat einen 43-tägigen langen Weg von Syrien, über den Beirut, Libanon, Türkei, Griechenland, Albanien, Montenegro, Serbien, Ungarn, Österreich bis nach Deutschland hinter sich. Seit dem 01.03.2018 arbeitet der engagierte Rettungsschwimmer im Aqua-Sol in Kempen, nachdem das Aqua-Sol einen Aufruf bei der Agentur für Arbeit gestartet hatte, weil nicht genügend Personal am Beckenrand vorhanden war. Vor der Einstellung kamen rund zehn Bewerber zum Freizeitbad und mussten ihr praktisches Geschick im Wasser vorführen, sowie ein persönliches Gespräch unter anderem mit dem Betriebsleiter Wolfgang Werthschulte absolvieren. Die einzigen Voraussetzungen von Aqua-Sol waren die Schwimmfertigkeit der Bewerber, sowie eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung und deutsche Sprachkenntnisse. Übrig blieben drei Bewerber, welche auch eingestellt wurden. Einer von ihnen Zouhair Alyosef. Zouhair Alyosef studierte in seiner Heimat arabische Literatur und war ein begeisterter Hobby-Schwimmer. Seine beiden Kollegen können neben Deutsch und ihrer Muttersprache auch noch Persisch und Farsi. Nach einer sechs-monatigen Rettungsschwimmertätigkeit hat Zouhair Alyosef eine Berufsausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe mit Berufsschulunterricht in Düsseldorf zum 01.09.2018 begonnen. Er fährt jeden Tag mit seinem Rennrad von Viersen nach Kempen zu seinem Arbeitsplatz. Dies sind somit täglich schon mal mindestens 36 km.
Wo genau kommen Sie ursprünglich her?
Ich komme aus Syrien, genauer gesagt aus der Hauptstadt Damaskus.
Wie sind Sie auf den Beruf aufmerksam geworden?
Ich wurde von der Agentur für Arbeit zu diesem Beruf gebracht. In meiner Heimat bin ich immer gerne geschwommen und somit konnte ich mein Hobby mehr oder weniger zum Beruf machen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Zu Beginn meiner Tätigkeit im Schwimmbad war ich mit Reinigungsarbeiten zur Saisonvorbereitung 2018 eingesetzt. Im Laufe der Zeit kamen dann neben der Absolvierung der Rettungsschwimmerprüfung der DLRG in Silber, die Beckenaufsicht hinzu. Mittlerweile betreue ich sogar die Technik und leite Schwimm- und Fitnesskurse an.
Was fasziniert Sie an diesem Job?
Der abwechslungsreiche Kontakt zu Menschen. Kein Tag ist wie der andere. Mittlerweile bin ich auch im Kassen- und Saunabereich eingewiesen. Am meisten Spaß machen mir jedoch neben dem Kontakt zum Badegast die Aqua-Kurse sowie die Technikbetreuung.
Gibt es vergleichbare Jobs in Syrien wie bspw. Schwimmlehrer oder Rettungsschwimmer?
Ja, aber es ist in Syrien kein Lehrberuf. Man muss lediglich schwimmen können. Die Technikbetreuung wird von entsprechenden Technikern durchgeführt. Das ist das Besondere an diesem Beruf in Deutschland. Hier ist man für alle Bereiche verantwortlich.
Was ist Ihrer Meinung nach, das größte Problem mit Flüchtlingen im Schwimmbad?
Die Sprachbarriere und kulturellen Unterschiede. Durch meine arabischen Sprachkenntnisse kann ich diesem Personenkreis natürlich einfacher die Regeln in einem deutschen Schwimmbad verständlich machen. Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass in anderen Schwimmbädern das Personal oftmals herablassend mit den Jugendlichen spricht, die sich nicht an die Regeln halten. Bei uns im Aqua-Sol legen wir Wert auf Kommunikation auf Augenhöhe. Wir nutzen auch keine Trillerpfeifen um für Ordnung zu sorgen. Das habe er gelernt von seinem Ausbildungsleiter, Michael Bist.
Hat das Aqua-Sol Probleme mit Flüchtlingen?
Das können wir ganz klar verneinen. Natürlich können wir Sprachbarrieren mit unseren Sprachkenntnissen entgegenwirken. Wir nehmen uns oft Badegäste zur Seite, die sich nicht an unsere Haus- und Badeordnung halten in einem Vier-Augen-Gespräch und erklären die Risiken. Deeskalation ist der Schlüssel zum Erfolg.
Woher sprechen Sie gut Deutsch?
Ich durfte von der Agentur von Arbeit aus, Sprachkurse besuchen und konnte die Niveaustufe B2 erreichen.
Vielen Dank für das nette Interview und viel Erfolg für die weitere Berufsausbildung. Er ließ zusätzlich bereits jetzt verlauten, dass er in Zukunft auch die Meisterprüfung anstrebt.
Autor:Marco Hortz aus Mülheim an der Ruhr |
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