Die Essener Film Landschaft - Shadow goes Oscar

... and the oscar goes to...

Wie jeder Mensch, der auf Wolke 7 schwebt, hat auch Shadow Träume und Phantasien, die nicht selten mit Liebe und Romantik zu tun haben.
Normalerweise ist er ja ein zielgerichteter, rational denkender und instinktgesteuerter Rüde, doch die Liaison mit Lola hat aus ihm einen Botschafter der Liebe gemacht.

Diese Wandlung wirkt sich auch auf seinen normalen Alltag aus, und somit eben auch auf mich. Seit geraumer Zeit beobachte ich, dass er sehr abwesend ist, immer irgendwie in Gedanken versunken.
Selbst bei den Gassirunden ist das sehr auffällig. So hebt er nicht, wie jeder normale Rüde auch, sein Bein zum Wasserlassen, sondern er steht einfach da, Beine ganz leicht gespreizt, und lässt laufen, starrt dabei gedankenverloren in der Gegend rum. Irgendwie total weichgespült.
Dann wieder kommt er mit einem riesen Ast zwischen den Zähnen an, wedelt mit dem Schwanz und guckt mich erwartungsvoll an. Alter! Du bist 14! Ein falscher Schritt und Du verbringst die nächsten Wochen jammernd auf der Couch, und kannst Dein Geschäft in einer Windel verrichten.

Dieser Übermut und die damit einhergehenden Gedanken tragen manchmal ziemlich komische Früchte. Shadow hat ja eine blühende Phantasie, und er möchte mit Lola ins Kino, in die Lichtburg, weil es da so schön romantisch ist.
Bei der Auswahl des Films tut er sich aber eher schwer. Zwar steht er auf viele unterschiedliche Genres, aber im Grunde ist er auch da ein weichgespülter Romantiker. Und er weiß halt nicht, ob Lola das gefällt. Vielleicht steht sie ja eher auf Machos? Auf Action und Krawall? Da ist sich Shadow noch sehr unsicher, und er versucht krampfhaft herauszufinden, in welchem Film er die beste Figur machen würde, so dass Lola beeindruckt wäre. Na ja, als Vater und bester Freund bin ich ihm da natürlich behilflich.

Me and my Shadow proudly presents:

*Der Untergang der Tifrolic*

Shadow in der Rolle von Jack, Lola ist die liebreizende Rose, und Amy als eifersüchtige Schwester Billy.

Shadow war 4, und er lebte in einem dieser heruntergekommenen Zwinger der Allbau AG. Sein Alltag war grau und hart, er arbeitete für den Pedigree-Paten Don Hans Georg von der Weide, erledigte ein paar Botendienste, und verbrachte seine Freizeit mit den Kumpels in den Kellern der Stadt. Er war ein guter Hund, und hatte gute Träume. Ehrliche Träume. Er wollte endlich raus aus diesem Drecksloch, raus aus der Stadt. Er wollte endlich neu anfangen, Geld verdienen und eine Familie gründen. Einen Traum, den viele Hunde in der Gegend hatten, aber die allermeisten sind nie weiter als bis zur nächsten Hundewiese gekommen.

Er wollte nach Mallorca.

Der einzige Weg dorthin führte übers Wasser, und er wusste, dass es die einzige Möglichkeit für ihn war, diesem tristen Leben zu entkommen. Durch seine Botengänge für den Don hatte er sich die Fahrkarte für die Überfahrt erspart, und so machte er sich mit seinen besten Freunden Allejandro und Giovanni auf, um die Reise anzutreten.

Lola und Amy waren da von anderer Abstammung. Ihr Vater war ein wohlhabender Hund, seine Firma "Sheepdogs" verlieh Hunde an die hiesigen Schafhirten, es war ein äußerst lukratives Geschäft. Dieses wollte er expandieren, und so wollte man auf Mallorca Pfote fassen. Lola war nicht begeistert, sie war eine intelligente junge Hundedame, und studierte an der hiesigen Hundiversität Barfistik. Ihr Vater aber wollte, dass sie eines Tages die Firma übernimmt. Ein grausiger Gedanke für Lola, und so war sie verzweifelt und lustlos auf dem Weg zum Schiff, in Begleitung ihrer Schwester Amy, welche eine verwöhnte, reiche Hundistriellen-Tochter war. Immer das teuerste Geschirr, nur die besten Hundefriseure, und Futter nur in den feinsten Lokalen. Sie war ganz anders als Lola, doch die beiden ergänzten sich, und so fügte sich Lola ihrem Schicksal.

Am Schiff angekommen gab es ein riesiges Tam Tam, Blaskapellen spielten auf, und Lola nebst Familie bezogen die feinsten und teuersten Kabinen auf dem Schiff. Das war nichts neues, Geld spielte keine Rolle.

Für Shadow endete die Geschichte hier. Noch bevor er auf das Schiff gelangen konnte sprangen er und seine Freunde Allejandro und Giovanni ins Wasser und suchten nach Stöcken. Echte wasserliebende Labrador eben. Sie verpassten das Schiff, gaben ihr Geld für Hundekekse aus, und liefen wieder nach Hause.

Tifrolic war also nicht der richtige Film für das Date. Dann eben ein anderer.

**Bodyguard**

Durch seine Ausbildung bei der GSG9, einigen Einsätzen bei Kontrollen in Altendorf und am Rheinischen Platz, kam für Shadow die einmalige Gelegenheit, sein Können und seine Erfahrung unter Beweis zu stellen. Die Essener Marketing Gesellschaft stellte ihn als Personenschützer für den Oberbürgermeister der Stadt Essen ein, gab ihm die Leitung eines Teams und die alleinige Verantwortung für die Sicherheit des OBs. Doch das ging schief. An einem trüben Tag im April, es war ein Dienstag, stellte der Oberbürgermeister das neue Konzept der Planung "Essen 51" vor, er wollte sich gerade hinsetzen, und seinen Vortrag vor 2500 geladenen Gästen halten, darunter z.B. auch René Pascal und der Essener "IBO Continental Heavyweight Champion" Patrick Korte, als ein lauter, durchdringender und verstörender Pfurz durch den Saal schalte. Jemand hatte heimlich ein Pfurzkissen auf dem Stuhl von Herrn Kufen platziert, unbemerkt von der sonst so unbestechlichen Nase von Shadow. Das war sein Genickbruch. Der Oberbürgermeister war seitdem eine Lachnummer, und Shadows Ruf war ruiniert.

Er begann zu trinken, er versteckte sich in dunklen Ecken von Fressnapf, und bettelte vor der Fleischerei Schmidt in Kray um ein paar Scheiben Mortadella. Sein Blick war leer, und sein Stolz gebrochen, als er eines Tages eine Pfote auf seiner Schulter spürte. Es war die Pfote von Lola, seiner großen Jugendliebe. Sie nahm ihn mit nach Hause, und peppelte ihn wieder auf, so dass er einigermaßen tageslichttauglich wurde. Aber das war nicht alles. Sie machte ihm ein Angebot, eine Freundin von ihr bräuchte Schutz, sie wäre eine nahmhafte Sängerin im Showbiz, und sie würde bedroht werden. Shadow wäre der einzige, dem sie diese Aufgabe zutrauen würde. Er solle das Pfurzkissen-Watergate ad acta legen und verdammt noch mal seinen Stolz wiederfinden. Schließlich willigte Shadow ein, er hatte schließlich nur zwei Optionen; entweder Gosse oder eine selbstverliebte Göre beschützen.

Die selbstverliebte Göre war "Miss Amy", ein Superstar aus Fischlaken, mega reich und mega erfolgreich, dazu oft zickig und arrogant. Aber in ihr drin sah es anders aus. Das wusste Lola. Sie wusste, dass die Arroganz und die äußere Hülle nur ein Schutz waren. Im Grunde wollte Amy nur eines: geliebt werden. Koste es was es wolle. Und so flehte Lola Shadow an, ihre beste Freundin zu beschützen. Da wäre ein durchgeknallter Fan, der Amy böse Urinproben schicken würde. Anfänglich hätte man dem keine Bedeutung beigemessen, doch als die letzte Urinprobe morgens vor Amys Bett gefunden wurde, da wusste man es wäre ernst. Lola machte sich große Sorgen, und Shadow quartierte sich im riesigen Haus von Amy ein, um den größtmöglichen Schutz zu gewährleisten. Ein großes Haus, mit vier Schlafkörbchen, drei Futterplätzen und einem großen Swimmingpool im Keller.

Doch genau das brach Shadow erneut das Genick. Als der fiese Stalker erneut ins Haus einbrach, befand sich Shadow mit seinen Freunden Allejandro und Giovanni im Swimmingpool, und sie vergnügten sich beim Wettschwimmen. Labradore eben.

Also war das auch nicht der richtige Film für das Date mit Lola. Doch viel mehr Auswahl hatte er garnicht. Außer diesen zwei Blockbustern lief nur noch dieser komische dokumentarisch angehauchte Film "Ich bin dann mal weg..." von Happel Quer dann links aus Mettmann. Aber was solls, schließlich wäre man ja auf anderen Wegen, da würde das ja ganz gut passen. Und den Jacobsweg wollte er angeblich schon immer mal laufen, ohne Gepäck und barfuß.

"Wieso stehst Du da mit dem Autoschlüssel im Maul vor der Tür Shadow?" fragte ich ihn verwundert."Ich brauch Hundeshampoo für hell-weißes Fell" nuschelte er mir entgegen.
"Fressnapf is ca 600 Meter entfernt, willste mich veräppeln?" fragte ich ihn erstaunt."Und Du willst den Jacobsweg barfuß laufen?"

Am Ende sind die beiden doch nicht ins Kino gegangen. Sie gingen zum Italiener umme Ecke. Lola genoss eine frische Thunfischpizza, und Shadow nahm...Jacobsmuscheln 😉😂❤️ Labrador eben.

Autor:

Achim Feldhordt aus Essen-Borbeck

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10 Kommentare

ANA´ stasia Tell aus Essen
am 27.02.2020 um 20:45

...ja, was wäre die Welt ohne solch´herrliche Gerüchte(küchen) und netten Gesprächsstoff :-)))

ja, ein Film sollte beiden gefallen... nur, weiß man/frau (auch) das nicht immer vorher...
aber vllt kann man sich ja auch mal´einigen... und wenn man weiß, dass dem jeweils Anderen Etwas besonders zusagt, dass man einfach mal´mit geht und schaut, um es auszuprobieren...
und beim nächsten Mal, umgekehrt´herum ...
Shadow könnte also seine Angebetete sooo dann auch gleich ...
zweimal daten...
:-)
seufz, und kompromissbereitschaft signalisieren ...

liebe Grüße

Achim Feldhordt aus Essen-Borbeck
am 27.02.2020 um 20:57

Für die Liebe würde Shadow jeden Kompromiss eingehen. Aber es wäre nicht der Film, der dafür wichtig wäre. Es wäre auch nicht der Filmpalast, der dafür den Ausschlag geben würde. Für die Liebe wäre Shadow selbst das Kino, das Popcorn und der kuschelige Sitz. Und die Eintrittskarte für eine Vorstellung wären Ehrlichkeit, Vertrauen und der Mut, zusammen mit ihm auf anderen Wegen zu gehen. Doch Vorsicht, manchmal kostet der Eintritt a auch den Verstand ;-)

ANA´ stasia Tell aus Essen
am 27.02.2020 um 21:07

...stimmt irgendwie/wo...
wenn es denn bei ehrlichen, wirklichen, freien´echten Kompromissen bleibt...
und es gegenseitiger Natur ist ...

doch, neee, SORRY...
NICHT (mehr) JEDEN Kompromiss, also NIE MEHR, nicht alles riskieren...
neee, werde ich...
auch NICHT für die Liebe, die vermeintliche ...
also, nur, wenn es vllt wirklich die gefühlt echte, wahre...L... ist...

na, mal´sehen ...

halte uns auf dem Laufenden, wie es weiter geht mit Shadow... und ...