Besuch auf einem jüdischen Friedhofs als Unterrichtsgang
"Das Judentum" ist Thema im Religionsunterricht an vielen deutschen Schulen

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Mehr- oder eintägige Fahrten in die Niederlande, nach Frankreich und nach Belgien gehören genauso selbstverständlich zum Unterricht an der „Realschule An der Fleuth“ wie der Besuch von Ausstellungen, Theater- und Kinovorführungen sowie der Gang zu den Kirchengebäuden und zu den Friedhöfen der beiden christlichen Konfessionen. In der 6. Jahrgangsstufe, in der das Thema „Das Judentum“ auf dem Lehrplan steht, nehmen die Religionslehrerinnen gern die Möglichkeit wahr, den Gebetsraum in Issum zu besuchen oder einen Gang über den jüdischen Friedhof am Boeckholter Weg zu machen.

So begab sich Anfang Februar dieses Jahres eine 21-köpfige Schülergruppe in Begleitung ihrer Religionslehrerin Hildegard van Hüüt zu dem Friedhof, auf dem sich noch ca. 100 Gräber verstorbener Juden aus Geldern und Umgebung befinden. Ungeordnet herumstehende Grabmäler, auf denen die Namen und die Geburtsdaten der Verstorbenen eingemeißelt sind, sind die Relikte, die von den Grabstätten übriggeblieben sind. Dem einen oder anderen Verstorbenen waren nette Abschiedsworte, wie man sie auch auf christlichen Grabmälern vorfindet, gewidmet. Aufmerksam lasen sich die Schülerinnen und Schüler diese Widmungen durch und brachten Menschen, an die mit den Worten „Hier ruht unsere geliebte und unvergessene Mutter“ erinnert wird, die Wertschätzung entgegen, die den Verstorbenen gebührt. Statt des christlichen Kreuzes bot sich den Schülern auf manch einem Grab der Davidsstern dar. Besonders interessiert nahmen die Schülerinnen und Schüler die Steine, die die jüdischen Angehörigen bei ihren letzten Besuchen als stiller Gruß auf den Grabmälern abgelegt hatten, wahr. Dieser Brauch könnte - älteren Forschungen zufolge – auf die Zeit der Wüstenwanderung des Volkes Israels zurückgehen, in der die Gräber mit Steinen zugelegt und auf diese Weise für viele Jahre erkennbar blieben.

Der Friedhof erscheint insgesamt als ein recht verwaister Ort, er wird aber sehr ordentlich von der Stadt geführt und gepflegt. So war er jahreszeitgemäß von Hunderten von hübschen lilafarbenen Krokussen übersät.

Das Tor zum Friedhof ist zwar immer abgeschlossen, Bürger, die den Friedhof besuchen wollen, können sich den Schlüssel allerdings bei der Friedhofsverwaltung der Stadt Geldern abholen.

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

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