Aus der Zeit gerissen
Joseph Beuys: Aktionen – fotografiert von Ute Klophaus
Foto-Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal - 19. September 2021 bis 9. Januar 2022
Joseph Beuys, der einstige Bürgerschreck mit sozial-philosophischen und politischen Programmen, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden - Deutschland feiert den Bildhauer, der sich als schamanischer Aktions- und Performance-Künstler mit energiespendendem Fett und wärmespendender Filzwolle ins nationale Gedächtnis gegraben hat, mit einem Jubiläumsprogramm.
Die Ausstellung des Von der Heydt-Museums Wuppertal als Teil des Jubiläumsprogramms stellt Joseph Beuys (1921 - 1986) als Aktionskünstler dar und geht damit auf eine Seite seines Schaffens ein, die direkt und unmittelbar seinen erweiterten Kunstbegriff repräsentiert.
Beuys entwickelte seine Aktionskunst im Umfeld der Fluxus-Bewegung der 1960er Jahre – einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche und neuer Wirklichkeitserfahrungen. Mit seinem „erweiterten Kunstbegriff“, der jedem Menschen Schöpferkraft zusprach, suchte Beuys, einen grundlegenden Wandel der menschlichen Haltung herbeizuführen und ein neues Bewusstsein für ganzheitliche Zusammenhänge zu wecken.
In seiner Aktionskunst tritt die von Beuys angestrebte, alle Bereiche von Leben und Gesellschaft durchdringende Vision deutlich hervor. Eine wichtige Bedeutung kam dabei der Fotografie zu, die als visuelles Gedächtnis zur „Bewahrung“ seiner Aktionen beigetragen hat.
Die Wuppertaler Fotografin Ute Klophaus (1940-2010) begleitete Joseph Beuys und sein Werk zwanzig Jahre lang fotografisch. Das Wirken von Beuys wird zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit. Frau Klophaus bearbeitet ihre Negative und Fotografien. Es gibt Flecken, Kratzer, Risskanten: Spuren der Vergänglichkeit.
Die Ute Klophaus verfügte über die einzigartige Fähigkeit, Wahrnehmungen sichtbar zu machen, die über das rein Visuelle hinausgehen – jene schwer fassbaren Aspekte, die unsichtbar den Weltentwurf von Beuys mitformen.
Frau Klophaus ist mit ihrer zumeist schwarz-weißen Fotokunst wesentlich daran beteiligt, wie unsere Wahrnehmung diese Performances und Happenings erlebt hat.
Dass ihr Blick auf Joseph Beuys ein flüchtiger war, hat Frau Klophaus noch einmal dadurch betont, dass sie ihre Bilder an einer Kante nicht geschnitten, sondern gerissen hat. Die wie in Eile gerissenen Ränder ihrer Fotografien verweisen darauf, dass die Fotos wie aus dem Fluss der Zeit "herausgerissene Momente" wirken sollen.
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Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der als erste Publikation einen umfassenden Überblick über die Aktionen von Joseph Beuys im fotografischen Lebenswerk von Ute Klophaus vermittelt (32 €).
Das Museums-Programm sieht bis Ende Dezember neben öffentlichen Führungen am 2. und 4. Samstag des Monats um 15.30 Uhr und der Kuratorinnen-Führung am 28.10.21 um 16.30 Uhr auch folgende Themenführungen vor:
Mittwoch, 6. Oktober, 11.15 Uhr Beuys – Zum Begriff der „sozialen Plastik“ Mit Dr. Anja Thomas-Netik
Mittwoch, 20. Oktober, 11.15 Uhr Die Galerie Parnass und das 24-Stunden-Happening Mit Anika Bruns
Mittwoch, 17. November, 11.15 Uhr Beuys und die documenta Mit Annette Quast.
Im Rahmenprogramm zur Ausstellung ist ein Kinoabend am 14.10.2021, 18 Uhr, vorgesehen.
Sicherlich hörenswert sind die Konzerte im Museums-Forum am 3.12.2021, 18.30 Uhr / 20 Uhr in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln/Wuppertal, mit Werken von John Cage, Erik Satie, Oliver Messiaen mit einer Einführung.
Das Museum bietet für Kinder einen dreitägigen Ferienkurs vom 14. bis 16.10.2021 (58 €).
Autor:Dorothea Weissbach aus Oberhausen |
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