Aus der Nachbarschaft
Stadt Soest hat neues "Jägerken"
"Das ist jetzt also der Anfang vom Ende" grinst der frisch gebackene Amtsträger, der wahrscheinlich so ziemlich jedes Wortspiel zu seinem Nachnamen schon einmal gehört hat, bei seiner offiziellen Presse-Vorstellung unter der breiten Krempe des Federhuts hervor. Und dass er als riesiger Kirmes-Fan einmal das Wams des Jägerkens von Soest, der offiziellen Symbolfigur der größten Altstadtkirmes Europas, tragen darf, damit hätte Markus Ende bis vor ein paar Wochen niemals gerechnet.
Der 44-jährige gebürtige Essener, der im Soester Ortsteil Ampen aufgewachsen ist und am Conrad-von-Soest-Gymnasium sein Abitur abgelegt hat, hatte sich mit seinem Freund Jens Wieners auf ein Feierabend-Getränk im Brauhaus Zwiebel verabredet. Dort saß zufällig auch der Onkel seines Freundes, der aus einem Gespräch heraus fragte "Sag mal, Markus. Hättest Du nicht Lust Jägerken zu werden?". "Klar hätte ich da Lust drauf! Aber als ob Du das zu bestimmen hättest", lautete die flapsige Antwort.
Erwählter Repräsentant
Was der diplomierte Religionspädagoge damals nicht wusste ist, dass Bernhard Wieners zu den sogenannten Jäger-Vätern gehört, die jedes Jahr einen Amtsträger aussuchen, dessen Berufsstand oder Verein sich in besonderer Weise um die Stadt Soest verdient gemacht hat. Anders als bei der Soester Bördekönigin, der weiblichen Repräsentationsfigur der alten Hansestadt, kann man sich um das Amt des Jägerkens nämlich nicht bewerben, sondern man wird ausgewählt.
Die Verbindung zum Berufsstand des leidenschaftlichen Mau-Mau-Spielers war schnell hergestellt. Und das Wort "Verbindung" kann man in diesem Fall tatsächlich wörtlich nehmen. Markus Ende ist nämlich hauptberuflicher Pilger-Seelsorger und bereits seit dem Mittelalter verbindet der historische Jakobsweg die beiden Nachbarstädte Soest und Werl.
Begleiter der Pilger
Auf diesem Wege gelangte am 2. November 1661 auch eine Madonnen-Statue durch die Vermittlung des damaligen Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich und des Werler Bürgermeisters Hermann Brandis aus der Soester Kirche St. Maria zur Wiese in die benachbarte Wallfahrtsstadt. Seitdem pilgern die Menschen zur "Trösterin der Betrübten" um ihre Sorgen und Nöte, gleichzeitig aber auch ihren Dank und ihre Hoffnung vor das Gnadenbild zu bringen.
Und das Thema ist aktueller denn je, weiß Markus Ende: "Seit den Corona-Jahren hat die Zahl an Menschen, die den Jakobsweg gehen, deutlich zugenommen. Viele erzählen mir als Seelsorger von ihren Unsicherheiten und Ängsten. Das sind zum größten Teil sehr weltliche Sorgen zum Beispiel um Frieden, Sicherheit und Gesundheit. Das beschäftigt und beunruhigt natürlich auch mich. Umso wichtiger finde ich es, Traditionen und Events zu haben, die ein Gegengewicht zu schlechten Nachrichten bieten und an den man sich festhalten kann. Deswegen freue ich mich auch schon auf die Allerheiligenkirmes. Ab und zu braucht die Seele einfach ein bisschen Freude und Unbeschwertheit. Ich denke, davon können wir dann lange bis in den Winter hinein zehren".
Einsatz auf Allerheiligenkirmes
Verbindungen zwischen Menschen auch über (Stadt)-Grenzen hinaus zu schaffen, das ist Markus Ende nicht nur von Berufs wegen wichtig, sondern darauf freut er sich auch in seinem Amtsjahr als offizieller Repräsentant der Stadt Soest. Die erste Gelegenheit dazu hat er am Kirmes-Mittwoch. Dann nämlich übernimmt er während der Eröffnungsveranstaltung um 14 Uhr am Fahrgeschäft Musikexpress offiziell Hut und Degen von seinem Vorgänger Christoph Carls. Seine "verbindliche" Art dürfte ihm bei dabei sicher sehr entgegenkommen.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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