Wickeder Podcast auf Weltreise
Die vergessenen Kinder von Nairobi
Auf eine digitale Weltreise begibt sich der Podcast „Ruhrgeschichte(n)“ des Wickeder Heimatvereins in seiner dritten Staffel „Wickede weltweit“, die in der letzten Woche gestartet ist. Die Gastgeber Alexander Heine und Julian Bräker sprechen dabei mit Menschen, die ursprünglich aus Wickede kommen, nunmehr ihre Heimat aber temporär oder dauerhaft in Richtung eines anderen Landes verlassen haben – dabei aber den Bezug zur Ruhrgemeinde nie gänzlich verloren haben. Heine und Bräker konnten dabei Gesprächspartner auf allen belebten Kontinenten der Erde gewinnen.
In der zweiten Folge, die am zweiten Weihnachtstag erscheint, geht es nach Kenia und zu den „vergessenen Kindern von Nairobi“. Dr. Martin Bischoff lebt seit 2021 in der Hauptstadt des ostafrikanischen Landes. Der gebürtige Wickeder, der über viele Jahre für den TV Wickede die Handballschuhe geschnürt hat, verbrachte den Großteil seines beruflichen Lebens in Hamburg. Dort baute er zusammen mit einem Partner eine erfolgreiche Firma im Bereich der erneuerbaren Energien auf. Über die Firma kam er in Kontakt mit dem Hamburger Verein Juamii e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schulen in Kenia mit Photovoltaikanalgen und Stromspeichern auszustatten, um diesen unter anderem Unabhängigkeit von den sonst genutzten und gesundheits- und umweltschädlichen Paraffin- und Kerosinlampen zu ermöglichen.
Aus finanzieller Unterstützung wird eine Lebensaufgabe in Kenia
Aus dem zuerst finanziellen Engagement für die Entwicklungshilfe ist eine Lebensaufgabe für Martin Bischoff geworden. Die durch den Erfolg der Firma gewonnene eigene finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte es ihm, 2021 seinem Herz zu folgen und nach Kenia zu ziehen, um sich seitdem dort komplett der Unterstützung der Menschen und besonders der Kinder in den Slums zu widmen.
Dabei berichtet Bischoff eindrücklich von erschütternden Bildern der Armut und Hoffnungslosigkeit, die in Deutschland geäußerte Probleme im Vergleich oft klein und nichtig erscheinen lassen. Von Menschen, die mit zehnköpfigen Familien in einfachen Behausungen auf 20 Quadratmetern leben und ihre Notdurft in Löchern im Boden verrichten, von Bergen von aus Europa verschifften Müll, in dem er auch deutsche Joghurtbecher fand und von Babys, die achtlos kurz nach der Geburt einfach in Straßengräben geworfen und ihrem Schicksal überlassen werden. Ein solches Schicksal ist das des kleinen Emanuel, das Bischoff auch in seinem Buch „Miaka tatu Africa – oder: Die vergessenen Kinder von NairobI“ schildert: Auch er wurde kurz nach der Geburt einfach weggeworfen und dann auch noch von wilden Hunden schwer verletzt. Zum Glück wurde er noch rechtzeitig gefunden und hat trotz dieses schweren Startes mittlerweile eine gute Perspektive: Dank einer guten medizinischen Behandlung, einer Pflegefamilie, die ihn aufgenommen hat und der Bildung an einer von Bischoff unterstützten Schule könnte Emanuel den Weg hinaus aus den Slums in eine bessere Zukunft schaffen – ein positives Beispiel, das leider immer noch die Ausnahme ist.
Brunnenbau und Waisenhaus als weitere Schritte
Damit mehr Kinder eine Perspektive erhalten, arbeitet Bischoff unermüdlich, sowohl an den Schulprojekten, als auch am Bau von Brunnen. Denn auch der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist eine wichtige Grundlage und schützt vor Krankheiten, die verunreinigtes Wasser mit sich bringt. Dabei nimmt Bischoff auch in Kauf, von den „Wasserkartellen“ kritisch beäugt zu werden, diese verkaufen Trinkwasser aus Tankfahrzeugen zu überzogenen Preisen und verlieren durch die gebauten Brunnen ihre Geschäftsgrundlagen.
Trotz der vielen laufenden Projekte hat Martin Bischoff bereits das nächste Ziel vor Augen, um in den Slums von Nairobi zu helfen: Ein Waisenhaus für 100 Kinder, das den Namen „the Hope“ – „die Hoffnung“ tragen soll. Darüber und auch was seine persönlichen Wünsche und Hoffnungen sind, spricht Bischoff in der über einstündigen und sehr eindrücklichen Podcastfolge.
Informationen zur Podcaststaffel:
Die „Podcast-Weltreise“ führt Alexander Heine und Julian Bräker in den weiteren Folgen der Staffel auch zu gebürtigen Wickedern in Südamerika, Asien, Nordamerika und Australien.
In der ersten Folge, die bereits seit der letzten Woche verfügbar ist, sprechen die beiden mit Timo und Julia Rüth. Die beiden Wickeder bereisen seit dem Frühjahr die legendäre „Panamericana“ – ein Schnellstraßensystem, das den amerikanischen Doppelkontinent von Alaska bis Feuerland verbindet. Mittlerweile sind die beiden in Chile angekommen und berichten von ihren Abenteuern, dem Abschied vom geliebten Oldtimer-Camper „Fritz“ und darüber, warum fremde Menschen beängstigender sein können als wilde Tiere. Die Folgen erscheinen wöchentlich donnerstags, die Links zu allen gängigen Podcastportalen sind unter www.linktr.ee/ruhrgeschichten zu finden.
Autor:Julian Bräker aus Wickede (Ruhr) |
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