DRK - Kreisverband Wattenscheid
Durch Erste Hilfe Leben retten!
Ersthelfer könnten jährlich bis zu 15 000 Leben retten
Es passiert schnell und unvermittelt: Ein Mensch wird bei einem Unfall schwer verletzt oder erleidet einen Herzstillstand. Jetzt zählt jede Minute – doch viele haben Angst, etwas falsch zu machen. Dabei ist es kinderleicht, ein Leben zu retten.
Dabei ist das Nichtstun im Notfall alltäglich. Zehntausende Menschen in Deutschland erleben akute Herzanfälle aus nächster Nähe, im Verkehr, an der Arbeitsstelle, im Haushalt, beim Sport oder beim Reisen. Meist passiert es schnell und unvermittelt: Ein Kind blutet nach einem Unfall, ein Erwachsener kippt einfach um, jemand erleidet einen Herzstillstand an seinem Schreibtisch. Die Umstehenden sind entsetzt – und leider meist auch wie gelähmt. Selbst wenn es um den eigenen Partner geht. Und das, obwohl Ersthelfer eine entscheidende Rolle für das Überleben der Betroffenen spielen.
Vor allem beim akuten Herzversagen ist Untätigkeit potentieller Ersthelfer in Notfällen eines der größten Probleme. Das Deutsche Reanimationsregister geht von jährlich insgesamt 75 000 Herzstillstand-Fällen aus, die sich außerhalb der Kliniken ereignen. Derzeit werden davon 5000 Menschen erfolgreich reanimiert. „Wenn die Rettungskette von A bis Z optimal greifen würde, könnten wir auf 15 000 Überlebende kommen. Das heißt, wir könnten tatsächlich unsere Überlebensrate für diese Patienten in etwa verdreifachen“, erklärt Wattenscheids DRK-Erste Hilfe-Beauftragter Werner Rautenberg und wird hierbei von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Doch die Reanimationsquote liegt hierzulande nur bei 40 Prozent. „Das heißt, in vier von zehn Fällen fängt der Laie mit Widerbelebungsmaßnahmen an, bevor der Rettungsdienst dazukommt“, erklärt der Rotkreuzler. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei 52 Prozent. In Skandinavien sind es 60 bis 80 Prozent. Den Grund für die Differenz sieht Werner Rautenberg darin, dass in Skandinavien ein besseres Problembewusstsein vorherrsche. Dort werde schon früh damit begonnen, in den Schulen über Reanimation aufzuklären und diese zu trainieren. So sollte es auch in Deutschland sein. Das Fach "Erste Hilfe macht Schule" sollte in allen Schulen Pflicht sein, fordert der Experte.
„Wer von Kindesbeinen an gelernt hat zu reanimieren – wie man auch laufen und Fahrrad fahren gelernt hat –, kann das Gelernte sein Leben lang wieder aufrufen.“ Bei den meisten Deutschen hingegen ist der Erste-Hilfe-Kurs so lange her wie der Führerscheinkurs. „Wenn man nicht gerade Betriebshelfer an seiner Arbeitsstelle ist, dann macht man so einen Kursus in der Regel einmal und nie
wieder“, sagt Reanimationsexperte Rautenberg. Oder gar nicht. Beinahe jeder Achte in Deutschland hat noch nie an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen. Das geht aus einer Umfrage des Patientenmagazins „Hausarzt“ 2020 hervor. Von den Frauen hat demnach jede Siebte noch keinen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, von den Männern jeder Zehnte. Bei mehr als der Hälfte der Frauen und Männer in
Deutschland (54,1 Prozent) liegt der Kurs schon mindestens zehn Jahre zurück. Wer also nicht hilft, weiß möglicherweise nicht, dass man im Notfall überhaupt etwas machen kann und dass es auf diese Maßnahmen tatsächlich ankommt.
Viele haben auch Angst, im Notfall etwas verkehrt zu machen, so die Erfahrung der Ärzte. Augenzeugen rufen oft den Rettungsdienst und denken: Die machen das schon. Das sei in vielen Fällen ja auch so, so Werner Rautenberg. „Aber nicht beim Herzstillstand. Da zählt jede Minute.“ Wer nicht eingreift, macht sich zudem auch strafbar. Jeder ist gesetzlich verpflichtet, bei einem Unfall oder einem akuten Verletzungsfall vor Ort Erste Hilfe zu leisten. Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung, für die bis zu ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe drohen können. Erste Hilfe-Experte Werner Rautenberg wird indes nicht müde, Menschen für die Erste Hilfe zu bewegen. Sein Leitsatz: „Das Einzige, was man verkehrt machen kann, ist nichts zu tun.“
Für einen Notfall gut vorbereitet zu sein, ist ganz einfach. Das Deutsche Rote Kreuz in Wattenscheid bietet regelmäßig entsprechende Lehrgänge an. Der Kurs der Ersten Hilfe wendet sich grundsätzlich an alle Interessierten, da keinerlei Vorkenntnisse erforderlich sind.
Der nächste Lehrgang in den „Ersten Hilfe“ findet am Samstag, 08. Juli 2023, ab 10 Uhr im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 ( Begegnungsstätte 1. Etage ) statt und umfasst 9 praxisorientierte Unterrichtseinheiten. In diesem Lehrgang werden Maßnahmen aus der Ersten Hilfe nicht nur theoretisch vermittelt, sondern situativ geübt, um eine Handlungssicherheit zu erzielen.
Interessierte MitbürgerInnen, Führerscheinbewerber der Klassen A, B, C und D, sowie Übungsleiter, Trainer oder Betriebshelfer können sich hierzu gerne in der DRK-Kreisgeschäftsstelle an der Voedestraße 53 anmelden ( Tel.: 0 23 27 – 8 70 17, Email an info@drk-wattenscheid.de ).
Autor:Karl - Heinz Lehnertz aus Wattenscheid |
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