Wir sind Freunde! - Gelungener Abschluss des internationalen Jugendaustausches der Pestalozzi-Realschule

Mit einer Theateraufführung krönten die Schüler(innen) ihr Projekt. Foto: Büro Hellen/Guido Frebel
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Der internationale Jugendaustausch der Pestalozzi-Realschule fand gestern seinen krönenden Abschluss: Mit dem Ensemble des Mondpalastes führten deutsche, israelische und palistinensische Schüler(innen) ein Theaterstück auf, das auf Peter Handkes Buch „Die Stunde, da wir (fast) nichts voneinander wussten“ zurückgeht.
Unter der Regie von Thomas Rech konnten die Schüler(innen) ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Der Regisseur: „Ich wollte eine Situation schaffen, in der die Jugendlichen begreifen, dass ihre eigene Kultur, ihr eigener Hintergrund Teil eines großen Ganzen ist. Es ist so simpel – wir sind uns angeblich fremd, doch bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Wir stellen aber auch fest, wie viele Ergänzungen wir in die Gesellschaft einbringen, von denen wir profitieren.“
So performte z. B. Viola einen traditionellen Tanz aus ihrer Heimat Sri Lanka. Jugendliche aus allen drei Gruppen machten im Rahmen der Handlung deutlich, was für sie ihr Land charakterisiert. Die deutsche Gruppe sprach von Pünktlichkeit, Hartz IV, Bratwurst und Disziplin.
Die israelische Gruppe stellte Charme und Lebensfreude in den Mittelpunkt, die Palästinenser sprachen von Mut und Stolz. In wunderbar fließenden Übergängen inszenierte Thomas Rech eine Collage, die das Miteinander der Kulturen verdeutlicht.
Auch Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann nahm an der Feierstunde teil: „Selbstverständlich waren wir sofort dabei, als uns die Anfrage erreichte. Es ist ein wunderbares Projekt, und gerade in diesen Tagen ist es wichtig, dass Deutschland sich weltoffen präsentiert. Nicht nur die Jugendlichen haben etwas gelernt. Auch unser Team nimmt voller Dankbarkeit mit nach Hause, mit welch großem Einsatz und Freude die Kids bei der Sache waren.“
Bevor die Gruppe von fast 50 Personen am Mittwoch und Donnerstag in intensiven Proben in der Aula der Realschule zusammen kam, weilte sie drei Tage in Berlin. In der Hauptstadt besuchten sie den Reichstag und sprachen über Demokratie und politisches Verständnis. Ebenso trafen sie auf hochrangige Persönlichkeiten, darunter den Botschafter der palästinensischen Mission Salah Abdel Shafi, Reinhold Robbe, den Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse. Deutlich sprach Thierse die Missstände im Nahost-Friedensprozess an. Er forderte beide Seiten, den israelischen Premierminister und die palästinensische Autonomieregierung auf, wieder ernsthaft an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Die Zeit arbeitet gegen beide Seiten, ein Frieden muss nun endlich in greifbare Nähe rücken.“
Bewegend war die Begegnung mit dem fast 92jährigen Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Er hatte feststehende Termine verschoben, um die Gruppe treffen zu können.
Als sich Anna-Lena Jahnke (16) bei ihm bedanken wollte, unterbrach er die Schülerin: „Ich muss mich bei euch bedanken, dass ihr euch so engagiert und dieses wertvolle Projekt macht. Es ist großartig, und ihr müsst viel lauter auftreten, um deutlich zu machen, dass ein Miteinander möglich ist. “
Von Weizsäcker diskutierte über eine Stunde lang in seinem Berliner Büro mit der Gruppe und erzählte dabei auch, wie er am zweiten Tag des Krieges seinen Bruder verlor. In diesen Tagen reist er trotz seines hohen Alters nach Kairo, auch um sich über die Auswirkungen des arabischen Frühlings zu informieren. Immer wieder forderte der ehemalige Bundespräsident die Jugendlichen auf, ihm zu berichten, was sie in der Woche übereinander gelernt haben.
Simon (18) aus der israelischen Gruppe: „Ich habe Vorurteile abbauen können. Wir erfahren viel über die Palästinenser aus den Medien, aber ich habe festgestellt, dass die Medien nicht sachlich berichten. Ich habe mich hier gut mit den Palästinensern vertragen und kann jetzt auch nachempfinden, wie sie denken und wo ihre Probleme sind.“ Er möchte auf jeden Fall den Kontakt halten und wird künftig dank der neuen Medien wie Facebook mit seinen neuen Freunden in Verbindung bleiben.
Dalia aus Ramallah diskutierte lange und intensiv über die Situation in ihrer Heimat und den nicht enden wollenden Konflikt. Für sie war es wichtig, ihre Situation den israelischen Jugendlichen schildern zu können: „Ich hoffe auf Verständnis. Es wäre für mich schon ein großer Erfolg, wenn die israelischen Jugendlichen verstehen, wie schwierig es ist, in einem Land zu leben, das von über 200 israelischen Checkpoints durchpflügt ist. Das Projekt hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe jede Menge gelernt. Es war schön, dass die deutsche Gruppe uns geholfen hat, untereinander den Kontakt aufzubauen.“

Autor:

Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid

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