Straßen im Wandel der Zeit (WAT-Serie) Nr. 16

Pokornystraße
Am 1. Januar 1979 wurde die nur 80 Meter lange Moritzstraße in Pokornystraße umbenannt. Die Straße stellte die Verbindung zwischen der Vorstadt- und der Voedestraße dar. Bei der Trassierung der neuen Umgehungsstraße, Friedrich-Ebert-Straße, in den Jahren 1970 – 73 wurde die Moritzstraße im südlichen Bereich angeschnitten. Auch der westlich der Straße gelegene Friedhof und die alte jüdische Schule, die bei den Judenverfolgungen der Jahre 1942/43 den jüdischen Mitbürgern Wattenscheids als letztes Ghetto vor ihren Abtransport in die Vernichtungslagergedient hatte, wurde abgerissen bzw. eingeebnet. Auch das Wohnhaus des Bürgermeisters, Rathausstr.2, fiel der neuen Trassierung zum Opfer. Die Pokornystraße hat ihren Namen von dem Wattenscheider Bürgermeister Otto Pokorny erhalten, der von 1880 bis 1893 die Geschicke der Stadt leitete. Er wurde am 28.12.1840 geboren war Amtmann in Sprockhövel, bevor ihn das Stadtparlament zum Bürgermeister wählte. Er trat die Nachfolge von Bürgermeister und Regierungsassessor Eduard Schaub an, der in Wattenscheid nur von 1877–1880 als Bürgermeister mehr schlecht alsrecht tätig war und darum zum Rücktritt aufgefordert wurde. Mit dem Einzug von Otto Pokorny in das Rathaus begann eine neue Ära für die Stadt. Er war, wie die Chronisten vermerkten, ein geschickter, versöhnlicher und kluger, gleichzeitig aber auch harter Verhandlungspartner, unermüdlich darum bemüht, als Mann des Ausgleichs stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei seinem Amtsantritt beliefen sich die Schulden der Stadt auf das Fünffache der Haushaltssumme. In wenigen Jahren gelang es ihm, aus der darniederliegenden Gasanstalt, die südlich des Wattenscheider Schlachthofes zwischen der Schlachthofstraße und der Nordstraße lag, erhebliche Überschüsse herauszuwirtschaften. Er wurde nur 53 Jahre alt uns starb am 26.12.1893 plötzlich. Der Beigeornete Beckmann lobte ihn im Nachruf als Mann, „der mit nie versagender Arbeitslust, mit großem Wissen … ausgestattet war, den der Oberpräsident von Westfalen als einen der tüchtigsten Bürgermeister bezeichnete“. Otto Pokorny ist nicht zu verwechseln mit Franz Pokorny, dem berühmten Bergarbeiterführer, der, 1847 geboren, 1919 als sozialdemokratischer Abgeordneter in die Weimarer Nationalversammlung gewählt wurde und bis 1922 Reichstagsabgeordneter war. Er wohnte in Wattenscheid und starb völlig erblindet, am 17.04.1923. Auf seinem Grabstein auf dem Kommunalfriedhof in Höntrop stehen die bewegenden Worte: „Ein Sohn des Volkes wollte er sein und bleiben“.

Quellenachweiss: Wattenscheider Straßengeschichten
von Franz-Werner Bröker

Autor:

Peter Siama aus Wattenscheid

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