Mit Blaulicht durch Wattenscheid

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Am frühen Morgen komme ich um 7 Uhr an der Polizeiwache West in der Friedrich-Ebert-Straße 14 an. Es ist noch dunkel und eisig kalt, kaum ein Mensch ist auf den Straßen unterwegs. Als ich die Klingel betätige, werde ich via Knopfdruck von Wachdienstführerin Wegener herein gelassen. Sie begrüßt mich freundlich, und dann beginnt er, mein Tag im Streifenwagen.

Ich darf die Polizeikommissare Peske und Schubert auf ihrer Streife begleiten. Zunächst sind die beiden etwas zurückhaltend, da ich direkt mit meiner Kamera vor ihnen stehe. Mir wird aber sofort das „Du“ angeboten, und ich fühle mich auf dem Rücksitz der beiden Ordnungshüter gut aufgehoben.
„Wattenscheid schläft noch“, erklärt der 39-jährige Peske. Die Frühschicht wird also erst interessanter, wenn die Bürger erwachen. Nun fahren wir Streife und gelangen so nach Günnigfeld. Während der Fahrt wird mir erklärt, dass nicht nur Wattenscheid, sondern auch Stahlhausen, Goldhamme und Hordel zum Einzugsgebiet der Wache West zählen.
Als wir auf der Günnigfelder Straße ankommen, halten die Kommissare an. Zunächst wundere ich mich, doch dann sehe ich es auch: „Da hat wohl jemand den Spiegel mitgenommen“, sagt Schubert, während Peske links heranfährt. Ein geparktes Auto weist einen Spiegelschaden auf. Die Polizeikommissare begutachten den Schaden, dann lassen sie über Funk den Fahrzeughalter ermitteln, der unweit des geparkten Fahrzeugs wohnt. Diesen treffen wir direkt an.
Während Schubert die Straße mittels eines Messrades vermisst, Fotos vom verursachten Schaden schießt und die Personalien des Fahrzeughalters aufnimmt, erklärt Polizeikommissar Peske mir, dass es sich um eine Verkehrsunfallflucht handelt: „Oft melden sich die Verursacher später noch. Trotzdem ist jeder Bürger verpflichtet, unmittelbar nach einem Unfall die Polizei zu benachrichtigen und an der Unfallstelle zu warten.“
Wir fahren weiter und bekommen via Funk den nächsten Einsatzort mitgeteilt. Es geht zur Engelsburgerstraße in Eppendorf.
Ein Passant hatte sich gemeldet, da er auf einem Feldweg hinter dem Thorpe Heimatmuseum einen großen Karton mit KFZ-Neuteilen entdeckt hat. Am Ort des Geschehens angekommen, finden wir tatsächlich einen großen Karton vor. Allerdings handelt es sich um Schrott. „In solchen Fällen verständigen wir den USB“, erklärt mir der 25-jährige Schubert. Er ist erst seit zwei Monate in Wattenscheid im Dienst, und war vorher in der Bochumer Einsatzhundertschaft.
Nun kehren wir auf die Wache zurück, um die derzeitige Praktikantin aufzunehmen. Während der Rückfahrt erfahre ich, dass ich „gegoogelt“ wurde: „Man will schließlich wissen mit wem man es zu tun hat“, erläutert Peske mit einem Lächeln in den Rückspiegel, auch ich muss schmunzeln.
Auf der Wache angekommen bleibt nicht viel Zeit. Es wurde ein Suizid-Versuch gemeldet. Nun geht alles ganz schnell, zwei Wagen machen sich auf den Weg. In einem sitze ich. Mit Blaulicht rasen wir zum Einsatzort, ich werde in die Sitze gedrückt, während Polizeikommissar Peske gekonnt durch Wattenscheid rast.
Über Funk wird der aktuelle Stand übermittelt: Eine 29-jährige Frau hatte ihrem Mann einen Abschiedsbrief hinterlassen. Sie soll ihr Handy bei sich tragen, ist aber nicht erreichbar. Wenig später sind wir am Einsatzort. Wir treffen den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung des Paares an. Aufgelöst berichtet er, dass seine Frau nicht an ihr Handy geht. Peske erhält über sein Handy die Nachricht, dass die Frau von dem anderen Einsatz-Team gefunden wurde, und nun in ein nahegelegenes Krankenhaus überführt wird. Der Ehemann steht immer noch neben sich. Die Polizeikommissare bieten ihm an zu bleiben, und ihn bei Bedarf ins Krankenhaus zu bringen. Der Ehemann nimmt die Gesellschaft dankend an, fährt aber anschließend selbst.
Für uns geht es weiter. In meinem Kopf dreht sich noch alles um den vorangegangenen Einsatz, doch die Beamten haben schon den nächsten Fall mitgeteilt bekommen. Mir wird klar, dass der Polizeidienst auch psychisch einiges von den Kommissaren abverlangt.
In der angegebenen Lohackerstaße treffen wir auf einen Transporterfahrer, der beim Rangieren gegen eine Laterne gefahren ist.
Die Praktikantin bietet ihm ein Verwarngeld von 30 Euro an, das der Fahrer auch zahlt. Währenddessen klärt mich Polizeikommissar Peske über die Geldstrafen auf: „Wir kassieren alles bis 35 Euro. Zu diesem Bereich zählt beispielsweise das Ahnden von „Nicht-Angeschnalltsein“ mit 30 Euro.“
Nach diesem Einsatz geht es zurück zur Wache. Es ist bereits Mittag und die Polizeikommissare müssen nun den Schreibkram erledigen. Das heißt, die zuvor passierten Delikte, wie das Beschädigen des Spiegels, werden als Anzeige verfasst.
Nachdem ich einen so umfangreichen Einblick in den Berufsalltag der Polizeikommissare bekommen habe, bedanke und verabschiede ich mich von den beiden. „War ja ganz harmlos“, sind die letzten Worte, die mich wissen lassen, dass ich meinen Job gemacht habe, und nicht zu offensiv in die Polizeiarbeit eingegriffen habe.
Noch ein Hinweis: Aus Gründen der Anonymität sind Namen der Polizeibeamten geändert worden, die Vornamen wurden weggelassen.

Autor:

Lauke Baston aus Wattenscheid

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