„Hilfsbereite Wattenscheider “

Aus diesem Eckhaus an der Fritz-Reuter-Straße kamen die hilfsbereiten Anwohner.

Vor 66 Jahren kam ich mit meiner Mutter und meinen Geschwistern in einem DRK-Zug von Hemer in Wattenscheid an. Das war mitten in der Nacht.

Von Marianne Spitzer

Die Wagons wurden im Verladebahnhof an der Fritz-Reuter-Straße auf ein Abstellgleis geschoben. Es war mitten in der Nacht und stockdunkel.
Wir sollten an das Wattenscheider DRK überstellt werden. Nur war dieses - wie wir später erfahren haben - gar nicht informiert worden. Auch die Zugbegleitung war überfragt und konnte uns keine Auskunft geben. Es entstand eine ziemliche Unruhe.
Wir waren übernächtigt, hungrig und durstig. Die Kinder quengelten und weinten. Die Luft in den geschlossenen Fracht- und Viehwagons war stickig. Da kam unerwartet Hilfe. Die Bewohner eines der Bahn gegenüberliegenden Hauses hatten die Unruhe bemerkt. Sie kamen zu uns herüber und versorgten uns mit Kräutertee, Wasser und Brot sowie dem Nötigsten. Eine sehr freundliche Dame entschuldigte sich noch bei meiner Mutter, als sie ihr das Brot reichte, dass es nur Magarineschnitten seien, aber Belag hätten sie nicht. Wir waren für diese Hilfe sehr dankbar, denn unsere letzte Mahlzeit war das Frühstück in Hemer gewesen. Da kamen diese hilfsbereiten Menschen und teilten mit ihnen völlig fremden Menschen das Wenige, was sie selbst hatten. Und sie entschuldigten sich auch noch dafür, dass sie uns nichts Besseres bieten konnten.
Am Morgen nach unserer Ankunft trafen dann Wattenscheider DRK-Helfer bei uns ein. Sie versorgten uns mit Magarineschnitten, und die Kinder bekamen eine Milchsuppe. Später wurden wir nach Höntrop verlegt. Als Notunterkunft diente der Saal einer Gaststätte, in dem wir mit 110 Personen auf Stroh schliefen.
Den netten Empfang der Wattenscheider Hausbewohner am Bahnhof habe ich nie vergessen.
Auch später habe ich in den langen Jahren, die ich hier wohne, die Hilfsbereitschaft von Wattenscheidern erfahren. Wattenscheid ist meine Heimat geworden. Bilder habe ich leider keine. Wer hatte zu der damaligen Zeit auch schon einen Fotoapparat und Filme?

Autor:

Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid

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