SGW unterliegt Münster in Unterzahl mit 4:5
Wie bei Hitchcock

Am Ende war es nur traurig für SGW-Trainer Christian Britscho. Foto: Peter Mohr
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Es war am Samstag ganz großes Theater auf der Fußballbühne Lohrheidestadion. Man hätte meinen können, Alfred Hitchcock hätte das Drehbuch geliefert. Am Ende war es aus Wattenscheider Sicht allerdings eine Tragödie. Die tolle Aufholjagd in Unterzahl wurde nicht belohnt. In allerletzter Sekunde gelang dem Tabellenführer aus Münster der 5:4-Sieg.

Was war das für ein Spiel? Was war das für eine Dramatik? Es hatte tragische Züge für alle Wattenscheider. Vier Tore gegen Preußen Münster zu schießen, und am Ende mit leeren Händen da zu stehen – das war richtig bitter, zumal Schiedsrichter Lars Aarts spielentscheidend in die Partie eingegriffen hatte. Innerhalb von fünf Minuten zückte er zweimal gelb gegen Dennis Lerche nach Kopfballduellen.
Die 09er, die neben den Langzeitverletzten Mike Lewicki, Fredi Wiebel, Jeffrey Malcherek und Emre Yesilova nun auch noch auf Tim Kaminski und Felix Casalino verzichten mussten, begannen unerwartet offensiv. Die ersten Torchancen hatte nicht der Ligaprimus aus Münster, sondern die Hausherren. Ein Distanzschuss von Julian Meier (5.) brachte Preußen-Schlussmann Schulze-Niehues noch nicht in Gefahr. Anders vier Minuten später, als Edi Renke einen Pass in die Tiefe auf Kim Sané spielte. Da hatte der Preußen Münster im 1-1-Duell die „besseren Karten“ und wehrte zur Ecke ab.
Doch Münster schlug im Stil einer echten Spitzenmannschaft zurück. Ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung nutzte der Gast durch Wooten zur Führung. Zwei Minuten später traf Wooten zunächst das Aluminium, dann stand Wegkamp goldrichtig und erhöhte. Die Kräfteverhältnisse (zumindest so wie sie die Tabelle widerspiegelt) waren wieder hergestellt. Doch die Britscho-Truppe erholte sich recht schnell von den beiden Gegentoren und konnte die Partie durchaus offen halten.

Drei Tore im Minuten-Takt

Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff schien sich die Vorentscheidung anzubahnen. Im Anschluss an einen Eckball erlaubte sich Dennis Lerche ein unnötiges Foul gegen Hahn, und Preußen-Kapitän Lorenz erhöhte vom „Punkt“ auf 3:0. Allerdings war der erste Durchgang damit noch nicht zu Ende. Nach einem Foul an Phil Britscho gab es auf der Gegenseite ebenfalls einen Strafstoß, den Julian Meier (43.) zum 1:3 verwandelte. Es gab für die 2709 Zuschauer keine Zeit zum durchatmen. 30 Sekunden vor dem Gang zum Pausentee schlug es noch einmal im 09-Kasten ein, als Wegkamp nach einer Flanke von der linken Seite aus kurzer Distanz einköpfen konnte.
Für den zweiten Durchgang brachte Christian Britscho Umut Yildiz und Berkant Canbulut in die Partie, und es gab beinahe eine Kopie des „Düsseldorf-Effekts“ vom letzten Wochenende. Nach 90 Sekunden wurde erneut Phil Britscho zu Fall gebracht, diesmal vollstreckte Dennis Lerche aus vom Elfmeterpunkt. Die SGW war wieder im Spiel, der souveräne Tabellenführer offenbarte in der Defensive immer wieder große „Löcher“. Nach einem Freistoß von Phil Britscho hatten die Wattenscheider Fans schon den Torschrei auf den Lippen, doch Tim Brdarics Flugkopfball wurde in der 52. Minute von Keeper Schulze-Niehues noch von der Linie gekratzt. Für die nächsten Aufreger sorgte dann der Unparteiische, der 09-Angreifer Dennis Lerche in der 65. Minute mit der Ampelkarte in die Kabinen schickte.

Ausgleich in Unterzahl

Danach ging es mit offenem Visier hin und her, die Unterzahl war den leidenschaftlich fightenden Wattenscheider nicht anzumerken. 09-Schlussmann Kilian Neufeld reagierte glänzend in einer 1-1-Situation (70.), auf der Gegenseite verzog Umut Yildiz nach einem Doppelpass mit Berkant Canbulut aus halblinker Position (76.) Zwei Minuten später war „Joker“ Yildiz dann zur Stelle und brachte die SGW mit seinem zweiten Saisontreffer wieder voll ins Rennen. Es war eine wilde Partie in den letzten zehn Minuten, nichts für Zeitgenossen mit schwachem Nervenkostüm. Binnen 30 Sekunden rettete zunächst Timur Kesim auf der eigenen Torlinie, dann klärte Kilian Neufeld mit einem Spagat in höchster Not. Es lief schon die sechsminütige Nachspielzeit, als ein SGW-Freistoß in Richtung Preußen-Tor segelte und die Münsteraner Abwehr einen kollektiven Blackout hatte und Tim Brdaric „spekulierte“ und das Leder zum Ausgleich versenkte. In der 94. Minute dann noch einmal ein toller Reflex von SGW-Keeper Neufeld nach einem Kopfball aus kurzer Distanz. Das tragische Ende kam tatsächlich in allerletzter Sekunde, als der eingewechselte Scherder nach einem Eckball „vollstreckte“. Jubel auf der einen, Resignation und Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite. Frust darüber, dass eine Super-Leistung in Unterzahl nicht belohnt wurde.
Eines steht außer Frage: Die mehr als 2700 Besucher haben ein Regionalligaspiel mit allerhöchstem Unterhaltungswert gesehen.

Neufeld, Sindermann, Brdaric, Schurig, Britscho, Lucas (84. Jessey), Tunga, Meier (46. Canbulut), Renke (60. Kesim), Sané (46. Yildiz), Lerche

Gelbe Karten: Brdaric, Renke
Gelb-rote Karte: Lerche
Mehr Fotos aus dem Lohrheidestadion

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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