SGW: Was wäre möglich, wenn...
Pünktlich zum anstehenden Jahreswechsel nahm sich SGW-Trainer Farat Toku noch einmal Zeit, um dem Stadtspiegel Rede und Antwort zu stehen.
Die komplette Vorrunde und bereits drei Spiele der Rückrunde sind absolviert. Wie fällt Deine rein sportliche Bilanz aus?
Ich glaube, dass wir unter den Umständen eine sensationelle Halbserie gespielt haben. Man darf nicht vergessen, dass wir im Sommer wieder einen großen Umbruch gemeistert haben. Wir stehen klar über dem Strich und sind somit voll im Soll!
Der eine oder andere Punkt hätte es mehr sein können. War die relativ schlechte Chancenverwertung das größte Manko?
Wir hatten sehr viele 50:50-Spiele, in denen wir unsere Chancen nicht genutzt haben und uns auch ein wenig Spielglück fehlte. Wenn ich nur an die knappen Niederlagen/Unentschiedenspiele denke, z.B. Köln 2, Gladbach, Oberhausen und Essen - da waren wir nicht konsequent vor dem Tor! Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir jede Saison unseren Torjäger verloren haben und die stehen nicht bei uns Schlange, sondern wir müssen uns Einen basteln. Diese Saison müssen wir es auf mehreren Schultern verteilen. Das Einzige, was ich den Jungs sportlich ankreide, ist die Chancenverwertung. Ich glaube, dann würden wir ganz woanders stehen. Ich würde auch am liebsten mal etwas anderes ausrufen als ständig Klassenerhalt, aber das können wir leider nicht. Das nervt uns auch.
Nun gab es im Umfeld seit dem Herbst wieder reichlich Turbulenzen. Man könnte beinahe sagen – wie in jedem Jahr. Wie frustrierend ist das?
Ja, es schlaucht unheimlich. Man sollte sich auch bloß nicht dran gewöhnen. Die Frage kann auch jeder für sich selbst beantworten, wenn das Gehalt später oder gar nicht kommt, wie und ob er dann immer seine Top-Leistung abrufen wird! Ich denke mir jedes Jahr, was wäre eigentlich wirklich möglich ohne die Turbulenzen. Oder einfach eine Top-Mannschaft aus den Spielern der letzten vier Jahre zu formen. Wo könnten wir dann mit dem Verein wirklich stehen?
Wie hast Du das den neuen Spielern vermittelt?
So richtig kann man sich nie auf gewisse Situationen vorbereiten, aber man bereitet die Jungs vor der Saison schon so vor, dass wir gewisse Probleme nur selbst lösen können. Es ist ganz wichtig, offen und ehrliche Gespräche zu führen und die Probleme auch zu benennen. Deshalb sag ich auch immer vor der Saison: wir müssen standhaft bleiben, wenn der Sturm kommt, nicht nur sportlich.
Man muss sich wundern, welch eine Leistung die Truppe am letzten Spieltag des Jahres gegen Viktoria Köln abgerufen hat. War es auch für Dich das beste Saisonspiel?
Es war ein tolles Spiel und mit welcher Leidenschaft die Jungs dran gegangen sind nach all den Wochen und Monaten der Unruhe – Klasse! Da haben wir auch völlig verdient in der Höhe gewonnen, aber ich will nicht nur das eine Spiel hervorheben! Die Jungs haben sich in den schwierigen Zeiten nie hängen lassen, nicht im Training, nicht im Spiel ! Das ist nicht selbstverständlich in unserer Zeit, in der viele Menschen auf jeden Cent schauen. Das kann man den Jungs wie jedes Jahr nicht hoch genug anrechnen. Wattenscheid kann stolz auf diese Mannschaft sein!
Verrat doch bitte einmal, wie ihr das mental hinbekommen habt?
Nein, das möchte ich lieber nicht sagen, weil es Momente, Bilder und Situationen gibt, die man einfach nicht in Worte fassen kann. Es sind sehr viel Emotionen und persönliche Ansprache dabei. Und das sollte in der Kabine bleiben.
Nun hat Aufsichtsratschef Oguzhan Can als Strohhalm einen großen Sammelaufruf gestartet. Die Resonanz war in den ersten Tagen mehr als beachtlich. Wie siehst Du das Projekt?
Er hat ja selbst im Interview gesagt, dass er später ganz andere Zahlen vorgefunden hat als sie ihm bei der Übernahme vorgelegt worden waren. Es ist schön, wenn der Verein noch so eine starke Resonanz auslöst. Ich würde mir für den Verein wünschen, dass man Leute findet, die Strukturen aufbauen und daran mitarbeiten eine gute Basis zu schaffen, damit man nicht jedes Jahr in solche Situationen gerät.
Und wie sieht (Stand: jetzt) die Planung für die Rückrunde aus? Oder steht alles noch in den Sternen?
Wir warten ab, was sich ergeben wird.
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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