SGW: Mit Riesenkampfgeist das Spiel gedreht
Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge hat Regionalligist SG Wattenscheid 09 am Samstag mit großem Kampfgeist beim Bonner SC mit 3:2 gewonnen und ist auf den vierten Tabellenplatz geklettert.
„Wenn man so ein Spiel am Ende gewinnt, dann sind das Momente, in denen man gerne Trainer ist. Wir waren in der zweiten Halbzeit auch konditionell stark und hatten viele Chancen. Ich bin einfach nur überglücklich“, meinte 09-Coach Farat Toku nach dem turbulenten Match.
Die Partie im Bonner Sportpark Nord war nichts für Zeitgenossen mit schwachem Nervenkostüm, denn die SGW befand sich nach einer guten halben Stunde bereits auf der Verliererstraße, drehte die Partie dann in der zweiten Halbzeit und musste nach einer Spielunterbrechung (wegen Fanausschreitungen) am Ende noch eine beinahe zehnminütige Nachspielzeit durchzittern.
Farat Toku hatte den nach einer Magen-Darm-Grippe wiedergenesenen Manuel Glowacz wieder in die Startformation beordert, ansonsten vertraute er der Elf aus dem Wiedenbrück-Spiel. Die Hausherren begannen vor 900 Zuschauen (darunter knapp 100 SGW-Fans) recht verhalten, standen tief und lauerten offensichtlich auf schnelle Konter nach Wattenscheider Ballverlusten. Davon gab es in der Anfangsphase reichlich. Vor allem Haymenn Traoré leistete sich ungewöhnlich viele, einfache Ballverluste. Die erste hochkarätige Chance hatten dennoch die 09er. Im Anschluss an einen Freistoß von Manuel Glowacz, der an Freund und Feind vorbei gegangen war, verzog Jonas Erwig-Drüppel aus spitzem Winkel.
Effektiver gingen die Bonner zu Werke. Omerbasic, der auf der linken Wattenscheider Abwehrseite für viel Wirbel sorgte, konnte relativ ungehindert nach innen flanken, und Krempicki traf in der 18. Minute zur BSC-Führung. Wenig später ein ähnliches Bild – wieder Flanke Omerbasic, wieder war Krempicki der Abnehmer, doch der Neuzugang von Viktoria Köln zielte über das Tor.
In der 35. Minute dann die „kalte Dusche“ für die SGW. Nach einer Flanke von der rechten Seite kam Bonns Torjäger Lucas Musculus frei zum Kopfball und erhöhte auf 2:0 – bereits sein elfter Saisontreffer.
Doch die Toku-Truppe ließ sich vom Rückstand nicht beeindrucken und schlug nur drei Minuten später erfolgrech zurück. Haymenn Traoré hatte sich das Leder erkämpft und auf Manuel Glowacz gepasst. Dessen Flanke konnte Daniel Keita-Ruel im Zentrum per Kopf zum Anschluss verwandeln.
Plötzlich spielte nur noch die SGW in der alten Bundeshauptstadt. Angelo Langer scheiterte am Pfosten, und Nico Buckmaiers Abpraller ging ebenso knapp vorbei (39.) wie Jonas Erwig-Drüppels raffinierter Lupfer (42.).
Auch nach dem Seitenwechsel spielten beide Teams mit offenem Visier nach vorn, offenbarten aber riesige Lücken in den Defensivreihen. Zunächst stand den Hausherren der Pfosten im Weg (50.), dann jagte Jonas Erwig-Drüppel im Gegenzug das Leder frei vor Keeper Hubert über das Tor. Besser machte es der Ex-Verler drei Minuten später, als er nach einer Flanke von Manuel Glowacz aus kurzer Distanz den Ausgleich erzielte. Und es ging ähnlich unterhaltsam weiter. Direkt nach Wiederanstoß prüfte BSC-Goalgetter Musculus Edin Sancaktar im 09-Tor mit einem Schuss von der Strafraumgrenze.
In der 77. Minute dann Riesenjubel im 09-Lager: Nach einer zu kurz abgewehrten Ecke von Manuel Glowacz jagte Berkant Canbulut das Leder von der Strafraumgrenze in die Maschen. Wenig später wurde Kapitän Nico Buckmaier, der sich gut durchgesetzt hatte, beim Abschluss im Strafraum noch geblockt.
Strafstoß verschossen
Für etwas „Entspannung“ hätte Daniel Keita-Ruel sorgen können, doch der Ex-Ratinger scheiterte in der 90. Minute mit einem Strafstoß (nach Foul an Jonas Erwig-Drüppel) an Schlussmann Hubert.
Was dann folgte, war weniger schön: Es kam zu Fanausschreitungen, zu einer längeren Spielunterbrechung durch Schiedsrichter Niklas Dardenne. Danach musste die SGW noch einen Aluminiumtreffer der Bonner hinnehmen, ehe nach 100 Minuten der erlösende Abpfiff ertönte. „Wir haben schnell das 2:1 gemacht und uns dann gedacht, dass wir es ähnlich wie in Siegen schaffen und die Partie noch drehen“, meinte Neuzugang Angelo Langer.
Kein Sieg für die Galerie, kein Spiel für Fußball-Ästheten – aber ein ganz wichtiger „Dreier“ für die Riesenmoral, die die SGW bewiesen hat.
Am Mittwoch geht für die Toku-Truppe bereits weiter. In der zweiten Runde des Westfalenpokals gastiert der Dortmunder Landesligist BSV Schüren (mit den Ex 09ern Arthur Matlik und „Soundi“ Gomes) um 19 Uhr im Lohrheidestadion.
Sancaktar, Traoré, Clever, Tanidis, Langer, Tietz, Canbulut (78. Tumbul), Glowacz (88. Yilmaz), Buckmaier (85. Hönicke), Erwig-Drüppel, Keita-Ruel
Tore: 1:0 Krempicki (18.), 2:0 Musculus (36.), 2:1 Keita-Ruel (38.), 2:2 Erwig-Drüppel (53.), 2:3 Canbulut (77.)
Gelbe Karten: Tumbul (86.), Sancaktar (88.)
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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