Regionalliga: SGW holt 2:2 beim Tabellenführer in Rödinghausen
Respekt vor dieser Leistung
Das Auswärtsspiel der SGW am Samstag hinterließ jede Menge ambivalente Gefühle. Beim 2:2 (1:1) in Rödinghausen wäre sogar noch mehr möglich gewesen, und wenn es nun der letzte Auswärtsauftritt der Toku-Truppe war, dann war es einer mit viel Herz, Leidenschaft und Engagement. Vielleicht sogar die beste Saisonleistung.
„Es war ärgerlich, das wir zwei Punkte liegen lassen haben. Wir haben neunzig Minuten taktisch gut und diszipliniert gespielt. Aber man kann die starken Standards der Gastgeber nicht hundertprozentig weg verteidigen“, so Trainer Farat Toku, der zudem heftig (und nicht zu Unrecht) mit der Leistung von Schiedsrichter Florian Visse haderte.
Schon vor dem Anpfiff mussten die 09er eine Hiobsbotschaft verkraften. Berkant Canbulut hatte beim Aufwärmen signalisiert, dass es nicht geht. Nach dem Ausfall des bisher erfolgreichsten Saisontorschützen hatte sich Toku für eine ziemlich, defensive, aber funktionierende Formation entschieden. Mit Cellou Diallo, Emre Yesilova und Nico Buckmaier standen nur drei gelernte Offensivkräfte in der Anfangself. Und dennoch konnten die 09er stets Nadelstiche setzen. Das schnelle Umschaltspiel bekam dem Tabellenführer überhaupt nicht. Doch nach zwanzig Minuten gingen die Hausherren dennoch in Führung. Nach einem Zweikampf zwischen Jeffrey Obst und SVR-Kapitän Daniel Flottmann zeigte der Referee nach einigem Zögern auf den „Punkt“. Goalgetter Simon Engelmann ließ sich die Chance zur Führung nicht entgehen. Doch die Lohrheidekicker zeigten sich überhaupt nicht geschockt durch den Rückstand. 150 Sekunden später dann schon der Ausgleich. Bastian Frölich hatte von der rechten Seite eine weite Flanke auf den zweiten Pfosten geschlagen, wo Nico Buckmaier von einer leichten Orientierungslosigkeit in der SVR-Innenverteidigung profitierte und das Leder einschob.
Danach hatte die Toku-Truppe die weitaus gefährlicheren Offensivaktionen. Emre Yesilovas Flachschuss brachte Keeper Heimann erst im Nachfassen unter Kontrolle (30.), wenig später wurde Yesilova im Fünf-Meter-Raum beim Torschuss hart attackiert, nach schöner Vorarbeit von Louis Ferlings auf der rechten Seite. Der Ex-Gladbacher Ferlings war es auch, der Nico Buckmaier in halbrechter Position maßgerecht bediente, doch Heimann im SVR-Kasten parierte glänzend beim Schuss des 09-Kapitäns. Der stand auch zwei Minuten vor dem Pausentee im Mittelpunkt, als er im eigenen Fünf-Meter-Raum das Leder beinahe an Louis Ferlings verloren hätte.
Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs hatten die 09er, bei denen auf dem Platz von Auflösungserscheinungen überhaupt keine Spur war, die erste gute Möglichkeit. Doch bei einem Konter über Cellou Diallo kam der Abschluss von Louis Ferlings, der sein bisher stärkstes Spiel im 09-Dress zeigte, zu zentral auf das Tor. In der 62. Minute dann auf der Gegenseite ein „Hochkaräter“, doch beim Schuss des wenige Augenblicke zuvor eingewechselten Schlottke parierte SGW-Torwart Baboucarr Gaye großartig. Apropos Joker: Marwin Studtrucker war gerade drei Minuten auf dem Feld, als er mit einem tollen Tempo-Solo über die rechte Seite das Leder maßgerecht (wie auf dem Silbertablett) für Nico Buckmaier servierte, der zur nicht unverdienten Führung traf.
Die Schlussphase hatte es dann in sich. Rödinghausen warf alles nach vorne und machte mächtig Druck. In der 81. Minute traf Flottmann nach einer Standardsituation aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Die Emotionen kochten auch deswegen hoch, weil Rödinghausens Kapitän Flottmann den eingewechselten Nicolas Hirschberger kurz zuvor mit einem Ellenbogenckeck zu Boden geschickt hatte. Ungeahndet vom Unparteiischen Visse und dessen Assistenten Alexander Wensing, der völlig freien Blick auf das Geschehen hatte.
Sieben Minuten Nachspielzeit, eine Reihe Verwarnungen gegen die SGW, ein Platzverweis gegen Trainer Farat Toku, eine mehr als unglückliche Schiedsrichterleistung, ein Alu-Treffer für Rödinghausen – und am Ende war es trotzdem eines der besten Saisonspiele der Truppe um Kapitän Nico Buckmaier.
Es macht traurig, wenn dies das letzte Auswärtsspiel dieser Mannschaft war.
Und dennoch wird man sagen können, dass sie sich mit Stolz, Respekt und Anstand aus der Liga verabschieden. Es sei denn, es passiert noch ein schwarz-weißes Wunder.
Gaye, Frölich, Tomiak, Jakubowski, Weber, Obst, Tietz, Ferlings (90. Kaya), Diallo (84. Aquistapace), Buckmaier (75. Hirschberger), Yesilova (63. Studtrucker).
TORE: 1:0 Engelmann (20.), 1:1, 1:2 Buckmaier (23. + 66.), 2:2 Flottmann (82.)
Gelbe Karten: Buckmaier (56.), Ferlings (62.), Hirschberger (79.), Jakubowski (90.) - Flottmann (90+2)
Zuschauer: 1080
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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