Julian Reus im Mittelpunkt
Der Wattenscheider Sprinter Julian Reus ist in Zürich angekommen: „Man sieht von so einer Reise ja nicht viel: das Hotel, den Nebenplatz und das Stadion. Aber das Hotel ist schon mal gut und das ist wichtig“, meldet Reus von der Europameisterschaft in Zürich.
In den vergangenen zwei Wochen war der Wattenscheider ein gefragter Mann. „Ich weiß gar nicht, wie viele angerufen haben. Vielleicht waren es 15, vielleicht auch 20“, sagt Julian Reus, der in Ulm deutsche Leichtathletikgeschichte geschrieben und mit 10,05 Sekunden einen neuen Deutschen Rekord aufgestellt hatte. Fast 29 Jahre hatte die alte Bestmarke Bestand. Seitdem klingelt beim neuen Rekordhalter und Hoffnungsträger des deutschen Sprints das Telefon beinahe täglich. Das mediale Interesse am Wattenscheider ist gigantisch gestiegen.
Wer Julian Reus googelt, der findet seit Ulm Hunderte Berichte über seinen Lauf, die aktuelle deutsche Sprintszene, Vergleiche zu Armin Hary, einer Legende. Reus findet sich im Fernsehen wieder, auch in der Bild, und viele Medien zitieren ihn aus dem Spiegel: „9,99 sind machbar. Meine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.“ Das große Medienecho ist auch ein Beleg dafür, wie sehr das Land Sprinter mit Weltklasseformat made in Germany vermisst hat. Der 100-Meter-Sprint der Männer ist bei Meisterschaften immer der Höhepunkt.
Auf der Pressekonferenz im DLV-Zelt in Ulm erzählte Reus von der Arbeit im Sprint in den vergangenen Jahren, dass er jährlich in die USA reist: „Wir haben alle was in der Birne und beschäftigen uns damit. Ich entwickle mich immer weiter, auch mit den Infos, die vom DLV kommen. Wir trainieren zum Beispiel sechs Wochen in Florida. Da ist das Training qualitativ einfach höher.“ Ob er den Rekord unbedingt laufen wollte? „Nein, so etwas passiert einfach“, hatte Reus da geantwortet und sich seitdem immer wieder wiederholt, „das hängt von vielen Faktoren ab. Die Frage, wann ich endlich unter zehn Sekunden laufe, ist da fehl am Platze.“
Bei allem Rummel fällt es da auch Reus schwer, den Fokus ganz auf Zürich zu legen. Dabei will Julian Reus doch eigentlich nur „seine Hausaufgaben machen und erstmal das Halbfinale erreichen.“ Dann könne man auch seröse Ziele formulieren. Bis dahin ist von ihm nur so viel zu hören: „Ich möchte drei schöne Läufe bei der EM machen. Das Finale ist mein Anspruch und das müsste auch machbar sein. Aber der Sprint verzeiht keine Fehler.“
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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