Erst Wattenscheid, jetzt Nigeria - Interview mit Thomas Obliers, sportlicher Leiter des afrikanischen Teams

Thomas Obliers

Einer der deutschen Gegner in Gruppe A ist Nigeria. Die „Super Falcons“ waren bislang bei jeder WM-Endrunde dabei. Ihr erstes WM-Spiel 2011 bestreiten die Nigerianerinnen am Sonntag noch vor dem eigentlichen Eröffnungsspiel gegen Frankreich (15 Uhr). Am 30. Juni steht dann die Partie gegen Deutschland an. Für den Sportlichen Leiter des nigerianischen Teams wird das ein ganz besonderes Spiel, schließlich ist Thomas Obliers Deutscher. Und in unserer Stadt kennt man den Fußballlehrer gut: Obliers war ein Jahr lang Trainer der Frauen von Wattenscheid 09, kurzzeitig betreute er parallel auch die Wattenscheider Herren in der NRW-Liga. Michael Ragsch hat Obliers vor dem großen Turnier interviewt:
Ein Deutscher als Trainer der „Super Falcons“ – ist das alles ein großes Abenteuer?
Auf jeden Fall. Es hat sich ja alles sehr kurzfristig ergeben. Man muss sich an viele Sachen gewöhnen, die nicht so selbstverständlich sind wie in Deutschland. Man muss halt Kompromisse eingehen und mit dem leben, was man hat. Und dann macht man das Beste daraus.
Was ist denn nicht so wie in Deutschland?
Die Spielerinnen an sich sind genauso verrückt wie es die Mädchen in einer deutschen Mannschaft wären. Aber es gibt Mentalitätsunterschiede. Die nehmen es jetzt nicht ganz so hundertprozentig mit Pünktlichkeit. Man kann nicht erwarten, dass alle immer auf die Sekunde pünktlich sind. Ist nun mal so.
Berti Vogts war mal Trainer der nigerianischen Männermannschaft. So ungewöhnlich ist es also nicht, dass sich der Nigerianische Fußballverband Deutsche ins Boot holt. Wie kommt das?
Jetzt liegt es wohl eher daran, dass die WM in Deutschland stattfindet und Deutschland bei uns in der Gruppe ist. Ich denke, dass ich die Mannschaft vor allem im taktischen und athletischen Bereich nach vorne gebracht habe.
Ist es ein komisches Gefühl, dass man jetzt ein afrikanisches Team auf ein Spiel gegen Deutschland vorbereitet?
Erst mal ist es ein Job wie jeder andere auch. Ich bin vom Verband angestellt, um die Nationalmannschaft von Nigeria zu trainieren. Und während der 90 Minuten gegen Deutschland bin ich mehr Nigerianer als Deutscher. Ansonsten unterstütze ich natürlich die deutsche Mannschaft und hoffe, dass die bis ins Endspiel kommen und den WM-Titel holen.
Wird denn die deutsche Nationalhymne vor dem Anpfiff mitgesungen?
Habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Das entscheide ich wahrscheinlich ganz spontan im Stadion, wenn es soweit ist.
Ist denn ganz ausgeschlossen, dass Nigeria um den Titel mitspielt?
Wir wollen jetzt nicht abheben. Das Größte, das Nigeria mal erreicht hat, war das Viertelfinale bei der WM. Wir wären erst mal froh, wenn wir die Vorrunde überstehen. Danach traue ich der Mannschaft jede Menge zu.

Autor:

Michael Ragsch aus Wattenscheid

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