Mutter-Vater-Kind-Haus - Seit zwei Jahren gibt es in der Einrichtung am Centrumplatz Hilfe und Unterstützung für junge Eltern

Mit Hilfe der Betreuerinnen lernen die Mütter und Väter, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu achten und sie angemessen zu versorgen. | Foto: JH-Zentrum
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  • Mit Hilfe der Betreuerinnen lernen die Mütter und Väter, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu achten und sie angemessen zu versorgen.
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„Mein Sohn hat ,Mama‘ zu mir gesagt. Das war das Tollste für mich“, erzählt Kim. Die 23-Jährige kam vor einem Jahr mit ihrem damals eine Woche alten Sohn in die Einrichtung des Evangelischen Kinder- und Jugendhauses in Bochum Wattenscheid. Das Jugendamt ermöglichte den Einzug der bei-den ins Mutter-Vater-Kind-Haus am Centrumplatz. Zwei Kinder hat Kim bereits bekommen, die kurz nach der Geburt zu Pflegeeltern gegeben wurden. Doch zu ihnen hat sie keinen Kontakt mehr. Das Hilfsangebot der Diakonie-Einrichtung war der letzte Versuch des Jugendamtes, um heraus zu finden, ob das Kind diesmal bei ihr bleiben könnte.

„Begeistert war ich davon nicht und habe auch daran gedacht abzuhauen“, erinnert sich Kim. „Schließlich wohnte ich vorher in einer eigenen Wohnung. Jetzt hatte ich nur noch ein Zimmer und musste mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern das Wohnzimmer und die Küche teilen.“

Regelmäßiger
Tagesablauf

Die Vorteile dieser Einrichtung hat Kim aber schnell für sich erkannt. „Für mich und meinen Sohn habe ich hier einen regelmäßigen Tagesablauf kennen gelernt. Jeder Morgen sind wir in die Krabbelgruppe gegangen. Ich habe mich mit Dean beschäftigt, und er hat mit anderen Kindern gespielt. Er hat schon früh angefangen zu krabbeln und zu laufen und sich richtig toll entwickelt. Kochen habe ich hier gelernt und außerdem hatte ich im Mutter-Vater-Kind-Haus endlich mal Ruhe für mich. Ich hatte nämlich einen Freund, der mich geschlagen hat. Von ihm losgekommen bin ich aber nicht. Erst hier habe ich gemerkt: Du kannst das auch alleine schaffen!“
Mit Hilfe der Betreuerinnen hat Kim gelernt, selbständig ihren Alltag zu meistern und das Kind angemessen zu versorgen. Nach vier Monaten durfte sie in die Verselbständigung, also in eine komplett eingerichtete Wohnung innerhalb der Einrichtung, ziehen.
„Während Dean die Krabbelgruppe besucht, mache ich Einkäufe oder räume die Wohnung auf. Danach hole ich ihn ab, koche Mittag für ihn und nach seinem Mittagsschläfchen gehen wir raus, auf den Spielplatz.“ Bei aller Selbständigkeit wurde Kim jeden Abend von den Betreuerinnen kontrolliert: Ist der Wickeltisch hygienisch, hat das Kind gegessen, ist alles sauber?
Nachdem den Betreuerinnen deutlich wurde, dass Kim sich verantwortlich um sich und ihr Kind kümmern kann, haben sie gemeinsam mit ihr eine eigene Wohnung außerhalb der Einrichtung gefunden, die sie demnächst beziehen wird. „Ich möchte in der Nähe bleiben“, sagt Kim. „Zu meiner Betreuerin Frau Gülker habe ich ein gutes Verhältnis. Zu ihr kann ich kommen, wenn ich traurig bin. Sie nimmt mich in den Arm und tröstet mich. Und jetzt verstehe ich mich auch wieder mit meiner Mutter besser. Seitdem ich von meinem Freund getrennt bin, steht auch meine Familie wieder hinter mir.“
Kim geht ihr Leben zuversichtlich an. Gemeinsam mit ihrer Betreuerin hat sie die Möbel für ihre Wohnung gekauft und ist dabei, das neue Zuhause einzurichten. Auch in Zukunft wird sie professionelle Unterstützung bekommen. Mitarbeitende des Ambulanten Hilfezentrums Wattenscheid werden Kim betreuen. Wenn Dean in den Kindergarten geht, möchte Kim eine Teilzeitausbildung machen. „Ich will weg vom Arbeitsamt und auf eigenen Beinen stehen. Damit sich mein Kind das von mir später abgucken kann.“
Verliebt ist Kim auch wieder. In einen jungen Mann, der ganz „bodenständig“ ist – ein Wort, dass Kim erst in der Diakonie-Einrichtung von ihrer Betreuerin gelernt hat.

Mutter-vater-Kind-Haus vor zwei Jahren eröffnet

Seit seiner Gründung vor zwei Jahren ist das Mutter-Vater-Kind-Haus ausgebucht – sowohl von Müttern als auch von Vätern. In der Regel klärt sich nach drei bis sechs Monaten, ob die Eltern ihre Kin-der behalten dürfen oder ob die Kinder in Pflegefamilien gegeben werden.
Immer im Hinblick auf das Kindeswohl werden Empfehlungen ausgesprochen, was die Mütter oder Väter, die in die Einrichtung kommen, an Hilfe und Unterstützung benötigen. Im Hilfeplan werden gemeinsam mit dem Jugendamt, der Einrichtung und den Müttern und Vätern die weiteren Unterstützungsmöglichkeiten festgelegt.
Festzustellen ist, dass der Anteil der Mütter mit psychischen Erkrankungen oder mit Persönlichkeitsstörungen zunimmt. Im Mutter-Vater-Kind Haus lernen die Eltern, für die Grundbedürfnisse der Kinder zu sorgen: Windel wechseln, in der richtigen Temperatur baden, erkennen, was das Kind benötigt. Dazu kommen praktische Dinge: Wie putze ich ein Bad? Wie verwahre ich Lebensmittel? Außerdem lernen die Eltern, mit ihren Kindern eine Tagesstruktur in ihr Leben zu bringen: aufstehen, waschen, frühstücken etc..
Seit Eröffnung des Mutter-Vater-Kind Hauses im Oktober 2009 haben bisher insgesamt 30 Mütter und sieben Väter mit zusammen 41 Säuglingen und Kleinkindern aus dem gesamten Ruhrgebiet die Hilfe der Einrichtung in Anspruch genommen.
Weitere Informationen zur Arbeit des Ev. Kinder- und Jugendhauses sind im Internet unter www.ev-kjh.de abrufbar.

Mit Hilfe der Betreuerinnen lernen die Mütter und Väter, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu achten und sie angemessen zu versorgen. | Foto: JH-Zentrum
Kim geht gestärkt mit ihrem Sohn in die Zukunft. Wenn sie zukünftig Unterstützung benötigt, wird sie von Mitarbeitenden des Ambulanten Hilfezentrum Wattenscheid begleitet. | Foto: JH-Zentrum
Autor:

Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid

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