Masern-Herdenschutz für Wattenscheid
Der Impfschutz der Wattenscheider Kinder gegen Masern hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Trotzdem wurde die gewünschte Impfrate nicht erreicht. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) verfügten in Wattenscheid 91,7 Prozent der Erstklässler 2011 über einen vollständigen Schutz gegen Masern. Das Impfziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 95 Prozent hat Wattenscheid aber verfehlt. Diese Quote muss nach Expertenmeinung erreicht werden, um die Masern auszurotten. Um der Masernimpfung auf den Grund zu gehen, führte der Stadtspiegel ein Gespräch mit dem Wattenscheider Kinderarzt Thomas Beck.
Warum würden Sie eine Masernimpfung empfehlen?
Thomas Beck: Masern ist eine Krankheit, die in der Regel einen sehr schweren Verlauf hat. Das Wort „Kinderkrankheit“ klingt recht harmlos, dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die ein hohes Ansteckungsrisiko birgt. Dieses wurde durch die Impfmöglichkeit verschoben: Für die Kinder gilt daher ein sogenannter Herdenschutz, da die bereits Geimpften nicht mehr als Überträger in Frage kommt. So kann es sein, dass man sich auch im Erwachsenenalter infiziert. Der Infekt verläuft hier meist noch schwerer.
Welche Risiken birgt eine Infektion?
Thomas Beck: Es kann zu Lungen- und Mittelohrentzündungen kommen. Hier ist keine ursächliche, sondern nur eine symptomatische Behandlung möglich, da es sich um einen Virus handelt. Außerdem entwickelt sich bei einem von etwas 1000 bis 2000 Erkrankten eine Hirnentzündung (Enzephalitis), die zu geistiger und körperlicher Behinderung führen kann. Leider sind diese Folgen in der Bevölkerung oft nicht sehr präsent.
Was ist bei einer Impfung gegen Masern zu beachten?
Thomas Beck: Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission sieht vor, dass Kinder im Alter zwischen 11 und 14 Monaten das erste Mal zu Impfen. Um ein Impfversagen (1-3 Prozent) auszuschließen, wird eine zweite Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten empfohlen. Diesen Ratschlag geben wir auch an die Eltern unserer Praxis weiter. Der Schutz gegen Masern besteht dann ein Leben lang. Selbstverständlich können ältere Kinder jederzeit nachgeimpft werden. Auch Eltern können sich die Impfung gemeinsam mit ihren Kindern bei uns verabreichen lassen.
Wann sollte man von einer Impfung absehen?
Thomas Beck: Wenn ein Kind eine angeborene oder erworbene Immunschwäche hat, sollte keine Impfung vorgenommen werden.
Womit müssen Eltern nach einer Masernimpfung rechnen?
Thomas Beck: Eltern müssen damit rechnen, dass es nach ungefähr acht Tagen zu erhöhter Temperatur und Hautausschlag kommen kann. Diese Symptome sind Ausdruck für eine Immunisierung und klingen im Normalfall recht schnell wieder ab.
Autor:Lauke Baston aus Wattenscheid |
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