Kommentar: Was heißt denn früher?
Wie oft musste ich mich zurückhalten, um nicht loszupoltern, wenn ich vor etlichen Jahren den Satz "Früher war alles besser" gehört habe? Ja, der häufige Gebrauch der Vokabel "früher" war für mich ein untrügliches Indiz dafür, dass ich es mit alten Menschen zu tun hatte.
Und heute? Gehöre ich selbst zum "älteren" Eisen und reagiere inzwischen viel gelassener, wenn ich von "früher" erzählt bekomme. Die einen nennen es Altersmilde, die anderen Gelassenheit. Es liegt bei mir eher daran, dass ich irgendwann versucht habe, die Vergangenheit vom verklärenden Grünspan zu befreien und den Blick auf die Fakten zu schärfen.
Waren die Zeiten wirklich besser, als die Wäsche unserer Großmütter vom Ruß der Zechen geschwärzt war, als die Autos ohne Katalysator durch die Gegend rasten, als der Smog in den 1980er Jahren zu Autofahrverboten im Revier führte, als viele Bergleute vor Erreichen des Rentenalters das Zeitliche segneten, als Rauchen in geschlossenen Räumen noch gesellschaftsfähig war und als eine Krebsdiagnose fast immer zum raschen Tod führte? War früher wirklich alles besser? Wollen wir all die Fortschritte missen, vor allem im medizinischen und technischen Bereich? Ich jedenfalls nicht!
Wenn ich jetzt "früher" höre, muss ich stets an Loriot denken. Sie wissen schon..., "da war mehr Lametta".
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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