Hoffen auf das Licht in der Finsternis - Grußwort zu Weihnachten von Propst Werner Plantzen

Propst Werner Plantzen in der Propsteikirche St. Gertrud von Brabant. Foto: Wolf-Dedo Goldacker
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Das diesjährige Grußwort zum Weihnachtsfest schrieb Propst Werner Plantzen.

Liebe Leserinnen und Leser des Stadtspiegels,
in wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Wer in der Heiligen Nacht einen Gottesdienst besuchen wird, wird diese Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja hören: „Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis leben, strahlt ein Licht auf.“ Diese Prophetenworte sind in einer ganz schlimmen Zeit aufgeschrieben worden. Die Assyrer hatten den ganzen Norden Israels erobert und Samaria zerstört. In Jerusalem ging die Angst um. Die Menschen damals hatten das Gefühl: Wir leben in einer finsteren Zeit. In solche Hoffnungslosigkeit hinein spricht der Prophet. Er spricht vom Licht, das plötzlich in dieses Dunkel fällt.
Es ist eigentlich verrückt: In den folgenden Jahrhunderten erlebte man in Israel wahre Schreckensherrschaften: die Verschleppung ins Exil nach Babylon, später nach der Heimkehr die Herrschaft der Perser, dann das Joch der Griechen... Dennoch hat man diese Prophetenworte neu gehört und weitergegeben. Sie wurden zum Zeugnis einer Hoffnung, die sich einfach nicht kleinkriegen lässt.
Gerade in unseren Tagen geht weltweit die Angst um: Die Angst um die Stabilität der Währungen. Die Angst vor Terroranschlägen. Verblendete Fanatiker, von religiösem Wahn getrieben, halten die Welt in Atem. Ein Missbrauch der Religion, den es auch in der Geschichte des Christentums reichlich gegeben hat.
Das macht für mich als Glaubenden die Sache nicht leichter. Haben nicht die doch recht, die sagen: „Schmink dir deinen Glauben ab! Die Welt ist absurd und sinnlos. Wo ist denn etwas von Gott zu spüren?“
Solche Fragen lassen sich nicht vom Tisch wischen. Und sie lassen sich schon gar nicht beantworten. Ich kann nur sagen: Trotz und gegen alle Widerstände setze ich auf das Gute, das es inmitten all dieser Schrecken dann doch gibt: die vielen kleinen Friedenschlüsse, die Erfahrungen von Freundschaft und Liebe, von Treue. Diese Welt ist nicht nur absurd. Ich setze auf die Bibel, wo Menschen schon vor 2500 Jahren das Bekenntnis abgelegt haben: Wir hoffen auf das Licht, das unerwartet in unsere Finsternis dringt.
Von dieser Hoffnung gibt uns der Kirchendichter Jochen Klepper, der unter den Nationalsozialisten in große Bedrängnis geraten war, ein beredtes Zeugnis. In seinem Lied „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ heißt es in der vierten Strophe:
„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr;
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“
Ich hoffe, dass Sie alle immer wieder die Erfahrung machen können, dass Sie „beglänzt von seinem Lichte,... kein Dunkel mehr (halten kann).“
So wünsche ich Ihnen ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest.

Autor:

Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid

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