„Hier muss keiner nach der Stoppuhr arbeiten“- MLK setzt auf konsequente Hygiene

Zekine Itzgi arbeitet als Reinigungskraft im MLK.

Die Meldungen über schlechte Hygiene in Krankenhäusern und dadurch verursachte Infektionen der Patienten mit multiresistenten Krankenhauskeimen reißen nicht ab – in Bremen sind mindestens drei Frühchen durch Hygienemängel sowie schlechte Reinigung gestorben, laut einem Bericht des ARD-Magazins „Kontraste“ ist die schlampige Hygiene in den Krankenhäusern oft die Ursache für die Verbreitung der Keime. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel aus dem Martin-Luther-Krankenhaus (MLK).

Hier werden nicht nur permanent sämtliche Mitarbeiter in Sachen richtiger Hygiene geschult, an jedem Krankenbett befindet sich ein Händedesinfektionsspender. Die Reinigungskräfte bekommen zudem genügend Zeit zur Desinfektion und Reinigung der Patientenzimmer und sie werden über Tarif bezahlt.
Laut „Kontraste“ haben die Reinigungsmitarbeiter bei einigen privaten Klinik-Konzernen sowie Uni-Kliniken exakt fünf Minuten Zeit zur Reinigung eines Patientenzimmers. „Das ist absolut unmöglich“, weiß MLK-Hausdame Susanne Hüttemeyer. Ihre Aufgabe im Unternehmen: Die Mitarbeiter(innen) im richtigen Umgang mit den Reinigungs- und Desinfektionsmitteln schulen und dafür sorgen, dass die Vorgaben auch umgesetzt werden. „Bei uns haben die Kolleginnen und Kollegen mindestens 15 Minuten zur Reinigung eines Patientenzimmers Zeit, zur Desinfektion eines Isolierzimmers geben wir eine Stunde vor. Dauert es länger, ist das eben so. Wir haben genug Personal, das sich um die Reinigung und Hygiene des Krankenhauses kümmert. Hier muss keiner nach Stoppuhr arbeiten“.
Zekine Itzgi ist seit zwei Jahren als Reinigungskraft im Martin-Luther-Krankenhaus angestellt. Dass ihr der Beruf Spaß macht, sieht man auf den ersten Blick. „Für mich ist es aber auch ganz wichtig, dass die Hygienevorschriften bei der Reinigung exakt eingehalten werden. Schließlich schützen wir damit nicht nur unsere Patienten, sondern ich mich selbst und meine Familie. Manchmal brauche ich auch 30 Minuten für die Reinigung eines Patientenzimmers,. Es steht aber keiner hinter mir und drängt mich dazu, mich zu beeilen. Die Sauberkeit geht hier Gott sei Dank immer vor“, erklärt die 43-jährige Bochumerin. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Zeynep Agacik arbeitet sie auf der Komfortstation des Martin-Luther-Krankenhauses.
„Wir sind ein richtig gutes Team und arbeiten gern hier. Wir werden sogar leicht über Tarif bezahlt, das ist für uns natürlich nochmals ein Ansporn, gute Arbeit abzuliefern. Wenn unsere Patienten nicht zufrieden sind, dann verlieren wir unseren Job. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir bei unserer Arbeit keinen Zeitdruck haben“.
Die Kosten für die Reinigung und die strenge Händedesinfektion sind für das Martin-Luther-Krankenhaus, das mit 299 Betten eine vergleichsweise kleine Klinik im Ruhrgebiet ist, nicht unerheblich. Hier zu sparen, hält MLK-Geschätsführer Dietmar Ewerling jedoch für einen falschen und gefährlichen Ansatz, nur um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu steigern:
„Wir dürfen weder beim Personal noch bei der Hygiene sparen. Gerade in diesem Bereich setzen wir auf die konsequente Umsetzung der Standards und gehen teilweise sogar noch einen Schritt weiter. Beispielsweise werden Risikopatienten – dazu gehören Menschen aus Altenheimen oder aus anderen Krankenhäusern zu uns verlegte Patienten - direkt bei der Aufnahme auf gefährliche Keime untersucht und gegebenenfalls sofort isoliert. Die Infektionszimmer werden ausschließlich von speziell geschultem Personal gereinigt und desinfiziert. Unsere Hygienefachkräfte halten ständig mit mir Rücksprache, um neue Standards umzusetzen. So haben wir bereits vor einiger Zeit jedes Patientenbett mit einem Desinfektionsspender ausgestattet und halten die Ärzte und das Pflegepersonal, aber auch unsere Reinigungskräfte zu absoluter Hygiene an. Sogar ich werde regelmäßig von unseren Hygienefachkräften geschult“.

Autor:

Wolf-Dedo Goldacker aus Wattenscheid

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