DRK-Kleiderkammer: Mode und Leben aus zweiter Hand!

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Einmal in der Woche ist richtig Leben in der Bude. Dann öffnet die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes ihre Pforten. Und der Andrang ist stetig gleichbleibend – es kommen regelmäßig 12-14 Familien zur Kleiderausgabe, das sind dann knapp 50 Personen vom kleinen Kind bis zum rüstigen älteren Herren. Die vorhandene Armut zeigt sich auch hier.

Dies ist keine Umgebung, in der Limousinen mit dem Stern auf dem Kühler vor dem Haus stehen oder Menschen mit Taschen von teuren Boutiquen an der Hand vorbeikommen. Im Erdgeschoss des DRK-Zentrums an der Sommerdellenstraße 26, unscheinbar an der Gebäudeseite, eingerahmt von Kleidercontainern ist der Eingang zur Rotkreuz-Kleiderkammer zu finden. Diese Umgebung wirkt keinesfalls verwahrlost, sie ist nur – schlicht. Ein bisschen sozialer Brennpunkt ist sie an Dienstagen eben auch.

Dass das Rote Kreuz hier eine Kleiderkammer betreibt, wirkt wie von einer fürsorgenden Fügung gewollt. Die Kundschaft, die teils bereits vor Jahren zur Stammkundschaft wurde, ist jedenfalls dankbar dafür. Um die meisten von ihnen hat der Wohlstand aus verschiedensten selbstverschuldeten oder eben auch unverschuldeten Gründen einen großen Bogen gemacht. Zumal alleinerziehende Mütter, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose mit und ohne türkischen oder russlanddeutschen Migrationshintergrund und Familien mit vielen Kindern, aber wenig Geld, geben sich zuweilen die Klinke in die Hand.

Das Prinzip ist einfach: Die Besucher der Kleiderkammer stehen an der Ausgabetheke und äußern ihre Wünsche, also die Art Kleidungsstück, Größe und manchmal sogar eine bestimmte Marke. Daraufhin suchen die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter des DRK die entsprechenden Kleidungstücke heraus und bringen sie dem Wartenden zur Theke, wo die Kleidungstücke ausgewählt werden. „Es wäre einfach zu hektisch und gebe ein Durcheinander, wenn wir die Besucher in unsere engen Lagerräume lassen würden”, sagt Hanne Beil. „Deshalb haben wir uns für diese Art der Ausgabe entschieden und damit nur positive Erfahrungen gemacht.”

Inge Struck hat die Kleiderkammer von den Anfängen an der Sommerdelle begleitet bzw. geführt. Hier wurden damals Lagerräume ohne Fenster zu einem Mini-Warenhaus umfunktioniert. Einmal pro Woche, dienstags, ist es nun von 9.00 bis 11:00 Uhr geöffnet. Vier Frauen, Inge Struck, Hanne Beil, Doris Schmitz und Aquile Turgay und mit Helmut Nath auch ein Mann sorgen regelmäßig für den Betrieb der Kleiderkammer, manchmal werden sie von Bundesfreiwilligen des Kreisverbandes unterstützt, die die teilweise schweren Kleidersäcke stapeln helfen.

Es herrscht an den Öffnungstagen immer ein reges Gewusel zwischen den Blusen, ¬Mänteln, Hosen, Kleidern, Schuhen, der Bettwäsche, den Decken aus zweiter Hand. Inge Strucks Stolz gebietet es, dass man „kaputte Kleidung und schmutzige Sachen bei uns nicht findet”. Im Ausgaberaum herrscht eine Stimmung in der jedoch jeder die Kamera scheut. Das hängt mit dem Makel zusammen, der Einrichtungen wie diese umgibt. Als „bedürftig” mag sich niemand gern zeigen in einer Wohlstandsgesellschaft, in der sich die Schere
zwischen Arm und Reich immer mehr spreizt.

Das System der Kleiderkammer an sich und die damit verbundene Hilfe für Bedürftige haben sich mit den Jahren kaum geändert. Die Spender bringen ihre Säcke mit den Altkleidern. Die Rotkreuzler sortieren die Kleidung nach Größe und Zustand. Würden die Spender vorsortieren, wäre das eine große Erleichterung für sie. „Leider bekommen wir immer öfters auch ganze Säcke mit kaputter oder einfach schon zu alter Kleidung, die wir nicht mehr verwenden können”, bedauert Inge Struck. „Manchmal glaube ich, man verwechselt uns mit einer Müllkippe.” Sie appelliert an die Spender: „Die wirklich nicht mehr tragbaren Kleidungsstücke sollten in die Altkleidercontainer gegeben werden. Wir haben mittlerweile viele Säcke voller Sachen, die eher Lumpen sind.” Aber auch die aussortierte Kleidung hilft noch armen Menschen. Sie kommt in die Verwertung, wie die Kleidung aus den öffentlichen Altkleidercontainern, wird teilweise in Katastrophengebiete in der ganzen Welt verschickt.

Was die wegen so manchem schwierigen „Kunden“ nicht immer einfache Arbeit für Inge Struck und ihre Helfer(innen) erleichtert, bringt Hanne Beil auf eine einfache Formel. Es sei die Gewissheit: „Hier wird echte Sozialarbeit geleistet.”

Das Rote Kreuz nimmt gerne gebrauchsfähige Kleidung für Erwachsene wie besonders auch für Kinder entgegen. Diese Kleiderspenden können neben den aufgestellten Kleidercontainern an der Kleiderkammer im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 auch an der Rotkreuz-Geschäftsstelle an der Voedestraße 53 (während der Öffnungszeiten wochentags von 9-17 Uhr) abgegeben werden.

Fotos: Zelck (DRK) und DRK-WAT

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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