Boom-Phase bei Altkleidern und Sammelcontainer-Auswüchse bringen dem Deutschen Roten Kreuz Probleme

Zahlreiche Sammelcontainer auf Privatgrundstücken bereiten dem DRK zusätzlich Probleme (Foto: S. Langener)
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  • Zahlreiche Sammelcontainer auf Privatgrundstücken bereiten dem DRK zusätzlich Probleme (Foto: S. Langener)
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Wer abgelegte Textilien zur Altkleidersammlung gibt, möchte Menschen unterstützen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht. Das Prinzip ist einfach: Gut verpackt landen Kleidungsstücke in Altkleidercontainern, die regelmäßig geleert werden. Aber was geschieht danach mit den Textilien? Bei gemeinnützigen Sammlern wie dem Deutschen Roten Kreuz werden hiermit die Kleiderkammern gefüllt oder teilweise veräußert – und der Erlös kommt dann sozialen Projekten des Verbandes zugute. Doch welche Ziele verfolgen in Bochum die Aufsteller von Containern?

Der Altkleidermarkt boomt gerade - wer mit seinen getragenen Sachen Gutes tun will, muss aktuell aber genau hinschauen. Die Sammelcontainer, die auf öffentlichen Flächen aufgestellt sind, werden hingegen allesamt vom städtischen Tochterunternehmen Umweltservice Bochum GmbH geleert.

Altkleidermarkt boomt, das DRK leidet darunter!

Aber auch in Bochum schießen weitere Altkleidercontainer aus dem Boden wie die Läden für Goldankauf. Und auch die Haustürsammlungen nehmen zu – und das aus dem selben Grund wie der Goldankauf: Das Geschäft mit den getragenen Klamotten lohnt sich finanziell, so dass immer mehr gewerbliche Händler den karitativen Sammlern - wie dem DRK - Konkurrenz machen und unter einem karitativen Vorwand gutes Geld verdienen. „Wir befinden uns in einer Boom-Phase. Die Nachfrage nach Gebrauchtkleidung steigt weltweit“, bestätigt DRK-Pressesprecher Christian Lange. „Momentan können Erlöse von 30 Cent pro Kilo Altkleider erzielt werden! Dies führt eben zu verstärktem Interesse an aussortierten Kleidern.“

Sammlung auf öffentlichen Grund nur durch städtisches Tochterunternehmen USB möglich

Bochum und damit auch Wattenscheid ist hier beim Thema Altkleidercontainer in gewisser Weise ein Sonderfall: Die öffentlichen Stellplätze für die Altkleidercontainer wurden nach einem Beschluss des Bochumer Verwaltungsvorstandes bereits 1997 per entsprechendem Generalvertrag an die Umweltservice Bochum GmbH (USB) vergeben. Der USB wiederum beauftragte einen Dritten mit der Bewirtschaftung der im gesamten Stadtgebiet aufgestellten Kleidersammelcontainer.

Der Vertrag der Stadt mit dem Umweltservice Bochum ist ein sogenanntes „Inhouse-Geschäft“. „Die Stadt Bochum verfolgte mit diesem Vertrag, die Aufstellung von Altkleidercontainern zu begrenzen, dem Erscheinungsbild der Stadt Rechnung zu tragen, städtebauliche Aspekte und verkehrsrechtliche Belange mit einer eindeutigen Regelung zu versehen“, hieß es auf DRK-Anfrage nach Sammel-Stellplätzen für das Rote Kreuz, „so dass die Aufstellung von DRK-Sammelcontainern auf öffentlichen Grund und Boden durch Sondernutzung nicht möglich ist, sondern nur dem Umweltservice Bochum erlaubt ist und bleibt.“ Einnahmen aus dem Verkauf der Altkleider würden teilweise in den kommunalen Haushalt zurückgeführt.

Gemeinnützigkeit oft vorgetäuscht

Doch für das Rote Kreuz bleiben nicht nur die Container des USB auf öffentlichem Grund ein Problem, sondern auch die zahlreichen Sammelcontainer auf Privatgrundstücken die momentan wie Pilze aus dem Boden schießen. Sie werben mit Sprüchen wie „Helfen Sie uns helfen!“ und geben an, für karitative Zwecke zu sammeln. Die Container und manchmal auch Sammelkörbe vor der Haustür werden von christlichen Symbolen geziert und die Vereine, die angeblich dahinter stecken, haben wohltätig klingende Namen wie „Hilfe für Flutopfer“. Oft stecken gewerbliche Sammler dahinter, an denen nichts wohltätig ist. „Wird Gemeinnützigkeit nur vorgetäuscht, ist das nach unserer Meinung schlicht Betrug“, stellt der DRK-Vorsitzende Thorsten Junker klar. Die Grundstückseigentümer kann der Rotkreuzler verstehen, „denn die Containerbesitzer zahlen hier ganz regulär Standplatzmiete an den privaten Grundstückseigentümer“, weiß der DRK-Chef.

DRK-Kleiderkammer ist gefragt, aber leidet unter weniger Kleiderspenden

Die Konsequenz aus dieser Entwicklung ist für die DRK-Kleiderkammer besonders bitter, denn es kommen zunehmend weniger gebrauchte Kleider in die Sammelcontainer im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 „und dies führt dazu, dass wir die Nachfrage der Bedürftigen dort manchmal nicht mehr bedienen können“, erklärt Pressesprecher Christian Lange. „Dort geben wir im Jahr knapp 15.000 Kleidungsstücke kostenlos aus und haben am dienstäglichen Ausgabetag immer ca. 50 Personen zur Einkleidung in unserer Kleiderkammer.“ Die ehrenamtlichen DRK-Mitarbeiter geben dort mit großem Engagement an die Bedürftigen kostenlos aus, als einzige Einrichtung im gesamten Stadtgebiet Bochum.

Das Rote Kreuz möchte deshalb die Bevölkerung für die Abgabe von Kleiderspenden sensibilisieren, denn nur bei der Abgabe der Kleiderspenden bei caritativen Einrichtungen kann man davon ausgehen, dass sie auch bei den Bedürftigen ankommen. Aus diesem Grund will das DRK nun auch Ausschau nach möglichen Standorten für Altkleidercontainer auf privaten Flächen Ausschau halten. „Aber wir sind hier finanziell nicht in der Lage, hierfür Mietzahlungen vorzunehmen, denn wir geben die Kleider kostenlos aus und bezuschussen diese soziale Aufgabe aktuell ohnehin schon“, versichert DRK-Chef Thorsten Junker mit kritischem Blick. „Aber vielleicht kommt ja ein Grundstückeigentümer auf uns zu und erlaubt uns auch das Aufstellen der Sammelbehälter.“

Kleiderspenden und Standorte für eigene Container gesucht

Aktuell können gebrauchte Altkleider in der DRK-Geschäftsstelle an der Voedestraße 53 (9-17 Uhr) oder an der Rotkreuz-Kleiderkammer im DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße 26 abgegeben werden. Thorsten Junker: „Die gebrauchstauglichen Kleider kommen bei uns zu 100 Prozent in die Kleiderkammer. Vielleicht können wir aber auch auf anderen Grundstücken im Stadtgebiet für unsere Ausgabe sammeln, da hoffen wir auch auf die entsprechenden Eigentümer in Wattenscheid.“

Interessenten, die dem DRK Flächen zur Verfügung stellen wollen, können sich unter 0 23 27 – 8 70 17 beim Roten Kreuz melden.

Autor:

Christian Lange aus Wattenscheid

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