Neue Ideen für Wattenscheid
Die Innenstadt von Wattenscheid hat eine Sanierung bitter nötig. Ab 2017 soll es eine städtebauliche Sanierung endlich geben. Jetzt sind Ideen gefragt, damit eine Entwicklung in Gang gesetzt wird, die die Innenstadt wieder zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Wattenscheid und Umgebung macht. Dabei muss mit wenig Geld viel erreicht werden, denn die zu erwartenden 50-60 Mio. Euro werden für kaum mehr als für einige wenige Anstöße reichen. Zwei mögliche Ideen sollen nachfolgend vorgestellt werden:
Vom August-Bebel-Platz zum August-Bebel-Park
Heute ist der August-Bebel-Platz eine übersichtliche Asphaltwüste (August-Bebel-Platz, Geoportal Stadt Bochum). Menschen , die zum ersten Mal nach Wattenscheid kommen, sind von seiner städtebaulichen Gestaltung regelrecht entsetzt. Der "Platz", der eigentlich mehr eher eine überdimensionierte, kaum überwindliche Verkehrskreuzung und Parkfläche ist, steht exemplarisch für Bausünden, die dem Ruhrgebiet den Ruf eingebracht haben, hässlich zu sein.
Der "Platz" hat keinerlei Aufenthaltsqualität. Niemand kommt wegen dieses Platzes in die Stadt. Fast jeder, der hier ankommt, will schnell wieder weg. Eigentlich sollte es bei städtischen Plätzen umgekehrt sein. Am Beginn einer Fußgängerzone wäre ein attraktiver Platz interessant, an dem die Menschen gerne verweilen, den sie gerne besuchen, bevor oder nachdem sie durch die Innenstadt geschlendert sind.
Für einen städtischen Platz ist die Fläche des heutigen August-Bebel-"Platzes" allerdings zu groß. Auch eine neue Gliederung oder Abgrenzung durch den Abriss und Neubau von Gebäuden ist schwierig und würde zu teuer. Daher stellen die STADTGESTALTER eine andere Idee zur Diskussion: Aus dem August-Bebel-Platz könnte der August-Bebel-Park (August-Bebel-Park) entstehen. So erhielte die Fußgängerzone der Wattenscheider Innenstadt am Ostende eine grüne Oase.
An dieser könnten sich Cafés, Biergärten und andere Gastronomie ansiedeln. Ein großer Spielplatz in der Mitte des Parks und beispielsweise eine Wasserfontäne, eine Lichtskulptur oder ein anderes Wasserspiel, könnten weitere Attraktionen sein. Bänke, nette Fuß- und Radwege würden Wattenscheider bewegen, den Park aufzusuchen und eine Shoppingtour mit einem Spaziergang oder einem Aufenthalt im Park zu verbinden.
Die Innenstadt insgesamt würde aufgewertet. Die Wahrnehmung der Stadt würde eine andere. Statt einer Fußgängerzone, die an einer trostlosen Verkehrswüste endet, verlängert sich der Fußgängerbereich und verwandelt sich in eine grüne Parklandschaft.
Der Autoverkehr, der sich jetzt noch quer über den ehemaligen Platz ergießt, würde zukünftig über die Voede- und Querstraße abgeleitet. Dabei würde auch der Teil der Hochstraße massiv von Autoverkehr entlastet, der bisher nicht Fußgängerzone ist. Dies würde helfen, die dort anliegenden Wohn- und Geschäftsgebäude aufzuwerten. Es besteht die Chance, dass da, wo derzeit aufgrund des überbordenden Verkehrs kaum Menschen an Geschäften vorbeiflanieren oder wohnen wollen, demnächst wieder Leben und Geschäftigkeit einkehrt, so dass sich wieder Menschen finden, die in die Sanierung der anliegenden Wohn- und Geschäftsgebäude investieren.
Die Linienführung der Straßenbahn hingegen bleibt unverändert, ebenfalls bleiben Fahrspuren für die Busse bestehen. Deshalb ist der Plan einer Umwandlung vom Platz zum Park verhältnismäßig kostengünstig umzusetzen. Es sind kaum große und teure Abriss- und Neubaumaßnahmen erforderlich. Öde Asphaltwüste wird abgetragen und durch Naturboden ersetzt. Dann muss der neue Park noch bepflanzt, Wege angelegt und die Parkmöblierung installiert werden.
Die bestehenden Strukturen ließen sich praktisch alle in den neuen Park integrieren. Der Brunnen würde zu einem Anziehungspunkt des Parks. Cafe Scala und andere könnten im Sommer beschauliche Freisitze einrichten.
Fuß- und Radwege sollten den Park durchziehen, um die Erreichbarkeit der Innenstadt aus den umliegenden Wohnvierteln mit Rad und zu Fuß deutlich zu verbessern. Auf diese Weise lässt sich erreichen, dass vermehrt Wattenscheider als Kunden für die Innenstadt gewonnen werden, die in direkter Nähe wohnen. Statt sich mit dem Auto in Einkaufszentren zu versorgen, die nicht in Wohngebiete integriert sind, wäre es dann für diese Wattenscheider wieder attraktiver in der Innenstadt einzukaufen.
Ein Park kann einen Teil der Lebens- und Aufenthaltsqualität in die Wattenscheider Innenstadt zurück bringen, die der Stadt leider über die letzten Jahrzehnte verloren gegangen ist
Factory-Outlet-Center in der Wattenscheider Innenstadt
Eine andere Idee, auf die die STADTGESTALTER aufmerksam gemacht wurden, ist die, Wattenscheids Innenstadt durch Geschäfte eines Factory-Outlet-Centers (FOC) zu beleben.
In einem FOC verkaufen Markenhersteller ihre Waren, insbesondere Textilien, Sportartikel und Schuhe direkt an ihre Kundschaft. Ein FOC besteht regelmäßig aus 60-100 Läden verschiedener Hersteller.
Regelmäßig zerstören jedoch herkömmlich konzipierte FOCs Innenstädte, da sie in Konkurrenz zu Innenstädten auf der grünen Wiese oder in Gewerbegebieten angesiedelt werden. Als solche sind sie daher in jedem Fall abzulehnen. In Duisburg sollen sogar Bewohner aus ihrer Siedlung vertrieben werden, um dort ein FOC zu errichten. Entsprechend ist das dortige Projekt auf dem Gelände der Zinkhüttensiedlung eine Paradebeispiel für verfehlte Stadtentwicklung.
Zur Belebung einer Innenstadt jedoch, die wie Wattenscheid, viele Leerstände und eine übermäßige Belegung von Geschäftslokalen mit minderwertigen Ramschläden aufweist, könnte ein FOC bei entsprechender Planung durchaus beitragen. Dazu muss es jedoch einige Bedingungen unbedingt erfüllen:
- Die Läden des FOCs müssen über die gesamte Wattenscheider Innenstadt verteilt werden. FOC-Läden und bestehende funktionierende Geschäftsstrukturen müssen sich mischen, ergänzen und befruchten. Es dürfen keine Centergebäude neben der Innenstadt entstehen. Eine lebendige Innenstadt, in der Kunden sowohl die Dinge finden, die sie für den täglichen und mittelfristigen Bedarf finden, aber auch die Waren der FOC-Geschäfte, sollte das Ziel sein. Das FOC darf alteingesessene Wattenscheider Geschäfte nicht verdrängen.
- Die Gestaltung der Innenstadt sollte den gewachsenen Strukturen , die verblieben sind, Rechnung tragen. Die Innenstadt von Wattentscheid zeichnet sich durch interessante Gründerzeitbauten aus. Eine Sanierung der Innenstadt, in deren Rahmen Geschäftslokale zu FOC-Läden umgebaut werden, sollte, so weit möglich und sinnvoll, mit einer Wiederherstellung der alten Gründerzeitfassaden einhergehen. Wattenscheid sollte hingegen nicht den Charakter eines beliebigen Einkaufszentrums oder einer Walt-Disney-Kulisse bekommen. Wichtig ist ein authentisches Stadtbild zu erhalten bzw. wieder zu gewinnen.
- Der Anschluss der Innenstadt an Bus und Bahn muss so verbessert werden, dass für viele Kunden der ÖPNV als attraktive Anreisemöglichkeit gegenüber dem Auto wahrgenommen wird. Der Autoverkehr hingegen muss klar zu wenigen zentral gelegenen Parkhäusern geführt werden. Unnötiger Parksuchverkehr muss im Ansatz verhindert werden. Entsprechend sollte es Parkplätze für Kunden außerhalb von zentralen Parkräume nicht (mehr) geben.
Ein in dieser Weise konzipiertes FOC in der Innenstadt von Wattenscheid könnte vermutlich ebenfalls verhindern, dass ein FOC auf der grünen Wiese, ggf. in einer Nachbarstadt, in der Nähe von Wattenscheid oder Bochum eröffnet wird, das beiden Städten die Kunden abgräbt. Der Wunsch der Kunden nach FOC-Geschäften könnte in Wattenscheid also zum Vorteil der Innenstadt genutzt werden, ehe FOCs außerhalb von Innenstädten die dort gewachsenen Strukturen zerstören.
Zunächst fragt sich natürlich, ob es überhaupt einen Investor gibt, der in der Wattenscheider Innenstadt ein FOC ansiedeln würde. Auch wäre zu prüfen, ob ein mögliches Vorhaben die genannten Vorgaben erfüllt bzw. welche Folgen eine solche Ansiedlung im Einzelnen für Folgen hätte. Dies nicht nur bezogen auf Wattenscheid. Vor einer Ansiedlung müsste dies analysiert und Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Letztlich müssen die Bürger entscheiden, ob sie eine solche grundlegende Umgestaltung der Innenstadt wollen oder es andere wirkungsvollere Möglichkeiten gibt die Innenstadt wieder zu beleben.
Neue Ideen
Klar ist, in Wattenscheid muss sich grundlegend etwas ändern, sonst wird sich das andauernde Sterben der Innenstadt nicht stoppen lassen.
Wattenscheid braucht also aktuell neue Ideen und Menschen die quer denken. Natürlich können am Ende nicht alle Ideen umgesetzt werden. Damit allerdings entschieden werden kann, welche Ideen es wert sind, weiter gedacht zu werden und sich vielleicht realisieren lassen, sollte eine große Auswahl an Ideen vorhanden sein und intensiv diskutiert werden. In diesem Sinne stellen die STADTGESTALTER die beiden gemachten Vorschläge zur Diskussion und hoffen, dass noch viele weitere Ideen in den nächsten Monaten hinzu kommen.
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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