Kitakinder verändern das Gesicht der Welt
Mädchen und Jungen in katholischen „Fairen Kitas“ lernen Nachhaltigkeit
Wie gelangt die Banane nach Deutschland? Wie leben und arbeiten Kinder in anderen Ländern? Mit Fragen rund ums Thema fairer Handel beschäftigen sich die Kinder in einigen Wattenscheider und Bochumer Kitas des Kita-Zweckverbandes. Aufgrund dieses Engagements dürfen sich die Einrichtungen „Faire Kitas“ nennen.
Von Vera Demuth
Zwölf der insgesamt knapp 40 Kitas des Zweckverbands Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen in Wattenscheid und Bochum sind „Faire Kitas“. Die ersten von ihnen tragen bereits seit 2015 die Auszeichnung. „Kinder sind die Generation von Morgen und Übermorgen“, erläutert Stephanie Rösen, Einrichtungsleiterin der Kita St. Maria Magdalena, im Namen aller zwölf Kitas. Sie sollen das Gesicht der Welt verändern, indem sie von Klein auf an den Gedanken der Nachhaltigkeit und des fairen Handels gewohnt sind.
Fünf Kriterien müssen erfüllt sein
Um sich als „Faire Kita“ bewerben zu können, muss eine Einrichtung fünf Kriterien erfüllen. Neben dem Beschluss, „Faire Kita“ werden zu wollen, dem Bilden einer Arbeitsgruppe aus Erzieherinnen und Eltern sowie der Öffentlichkeitsarbeit bedeutet das vor allem, dass faire Produkte in der Einrichtung verwendet werden und Bildungsarbeit auf dem Stundenplan steht.
„Bildungsarbeit machen wir sowieso mit den Kindern“, betont Rösen. Für die „Fairen Kitas“ gehören die Themen nachhaltige Entwicklung, fairer Handel und globales Lernen dazu. Was sich abstrakt anhört, wird in den Kitas kindgerecht umgesetzt. So wird am Weltkindertag über Kinderrechte gesprochen. Jedes Kind habe beispielsweise das Recht auf Spiel und Freizeit, aber in vielen Ländern gebe es Kinderarbeit, sagt Rösen.
Auch der Weltspieltag, die Faire Woche, das jährliche Sternsingen und die ökumenische Mitmachaktion „Weihnachten weltweit“ bieten den Kitas immer wieder Anlässe, sich mit den Themen auseinanderzusetzen. Dann wird besprochen, wie Bananen angebaut und nach Europa transportiert werden oder womit Kinder in anderen Ländern Fußball spielen, zum Beispiel mit Bällen aus Bananenblättern oder Stoffresten. Auch haben die sieben Wattenscheider „Fairen Kitas“ gemeinsam mit dem Weltladen in einem Projekt eine eigene Schokolade herausgebracht.
Nur faire Schokolade und Fußbälle
Schokolade gehört zu den Produkten, die es in den zwölf „Fairen Kitas“ nur noch aus dem fairen Handel gibt. Auch Zucker, Tee, Kaffee, Kekse, Kakao und Bananen kommen nur fair gehandelt auf den Tisch. „Das kann man erweitern“, erklärt Rösen, dass es nicht nur faire Lebensmittel gibt. So spielen die Kinder in der Kita St. Maria Magdalena mit einem fair gehandelten Fußball.
Dass die Beschäftigung mit dem Thema bei den Kindern ihre Wirkung nicht verfehlt, bekommen die Erzieherinnen auch durch die Rückmeldungen der Eltern mit. „Da weisen Kinder zum Beispiel beim Einkaufen darauf hin, dass ein Produkt nicht mit dem Fairtrade-Zeichen versehen ist“, erzählt Rösen. Auf diese Weise wird die Brücke zu den Eltern geschlagen.
Alle drei Jahre müssen die „Fairen Kitas“ sich rezertifizieren lassen. Für die, die 2015 erstmals ausgezeichnet wurden, ist es dieses Jahr wieder soweit. „Das werden wir auf jeden Fall tun“, betont Rösen.
Kitas fordern mehr Aktionen der Stadt
Dasselbe hoffen sie und ihre Mitstreiter von der Stadt Bochum. Diese ist seit 2013 Fairtrade Town. Davon sei jedoch wenig zu merken, bedauert Stephanie Rösen. „Wo steht es auf der städtischen Website?“, fragt sie und hat den Eindruck, dass die Stadt zu wenig aktiv sei. Deswegen hat sie im Namen der zwölf „Fairen Kitas“ des Kita-Zweckverbandes Oberbürgermeister Thomas Eiskirch angeschrieben und sich nach der Rezertifizierung der Stadt als Fairtrade Town erkundigt.
Wie Eiskirch in einem Antwortschreiben, das der Stadtspiegel-Redaktion vorliegt, versichert, ist diese für Mai geplant. Er verweist außerdem auf verschiedene Aktivitäten der Stadtverwaltung, wie die Faire Woche, die vom 10. bis 24. September stattfinden soll, sowie darauf, dass die Stadt seit Jahresbeginn eine Nachhaltigkeitsmanagerin beschäftigt, die eine Nachhaltigkeitsstrategie für Bochum entwickelt. „Fair Trade ist ein Teil dieses Prozesses“, so Eiskirch.
Faire Kitas und Schulen
- Sieben der zehn Wattenscheider Kitas des Kita-Zweckverbands sind als „Faire Kitas“ ausgezeichnet: St. Gertrud, St. Joseph, Herz Mariä, St. Maria Magdalena, St. Johannes, St. Theresia und St. Marien.
- In Bochum sind es fünf katholische Kitas: St. Paulus, Kindervilla Dreihügel - St. Elisabeth, St. Joseph (Im Hagenacker), Herz Jesu (Hölterweg) und St. Meinolphus.
- Mittlerweile gibt es auch zwei Fairtrade-Schulen: die Köllerholzschule sowie seit diesem Monat die Hildegardis-Schule.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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