Klettern, matschen und Buden bauen Wildnis für Kinder in Bochum - Projekt zur Förderung selbstbestimmten Spielens in der Natur
Von Andrea Schröder
Ungelenke Knirpse im Sportunterricht, steigende Kinderzahlen beim Psychotherapeuten und eine beängstigende Naturentfremdung unter den Heranwachsenden – dieser Entwicklung will man in Bochum künftig entgegensteuern – mit einer eigenen „Wildnis für Kinder“.
Die Biologische Station hat in Abstimmung mit dem Umweltamt sechs städtische Flächen im Stadtgebiet ausgewählt, auf denen Kinder demnächst nach Herzenslust Buden bauen, im Matsch wühlen oder Versteck spielen können. Dabei wurde für jeden der Bochumer Stadtbezirke ein Gelände ausgewählt.
Die Idee, Naturerfahrungen in Ballungsräumen zu schaffen, entstand am Schreibtisch des Leiters der Biologischen Station, Jürgen Heuser. Weg vom Computer und der Spielekonsole, hinaus in die Natur, „so wie es in für uns in unserer Kindheit noch völlig normal war“, so seine Überlegung.
Kindern dabei wohnortnah Erfahrensfelder in der Natur anzubieten, das ist das Ziel von „Wildnis für Kinder“, denn nicht nur Pädagogen und Kinderpsychologen wissen, dass gerade das unreglementierte und unbeobachtete Spiel von Kindern in der Natur ihre motorische, psychische und soziale Entwicklung in hervorragender Weise fördert. Ein weiterer Vorteil: Gleichzeitig und quasi nebenbei führen intensive Naturkontakte in der Kindheit zu einer nachhaltigen Wertschätzung für die Umwelt.
Tatkräftig Unterstützung erfährt die Naturschutzorganisation dabei von den Bochumer Landtagsabgeordneten Carina Gödecke, Serdar Yüksel und Thomas Eiskirch, die im Zuge eines Informationsbesuches bei der Biologischen Station auf das Thema gestoßen und „sofort Feuer und Flamme“ waren, wie das Trio betont. Durch deren Vermittlung hat die Nordrhein-Westfalen-Stiftung eine Finanzierung des Projektes in Aussicht gestellt, für das rund 130 000 Euro veranschlagt werden. Noch in diesem Jahr wird die Biologische Station ihren Förderantrag bei der NRW-Stiftung einreichen. Eine Förderzusage vorausgesetzt, würde die Projektrealisierung in den nächsten drei Jahren auf den Weg gebracht. Jeweils zwei Flächen pro Jahr sollen bereitgestellt werden.
„Die ausgewählten Areale an sich sind natürlich noch nicht automatisch eine Wildnis für Kinder. Alle Flächen besitzen aber ein individuelles Potential und sollen im Zuge des Projektes mit verschiedenen Maßnahmen wie Kletterbaumpflanzungen, Matschzonen und Modellierungen noch erheblich attraktiver gestaltet werden“, so Jürgen Heuser. Parallel dazu braucht es einen intensiven Kommunikationsprozess mit der Bevölkerung, möglichen Kooperationspartnern wie Stadt, Politik, Polizei, Vereinen und den Kindern selbst, die in Zukunft die neuen Naturerfahrungsräume entdecken und nutzen sollen.
Autor:Lokalkompass Wattenscheid aus Wattenscheid |
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