Vieles ist unmöglich
„Es ist doch alles möglich”, lautet der letzte Satz der Inszenierung von Arthur Millers Stück „Tod eines Handlungsreisenden”, die jetzt in den Kammerspielen Premiere feierte. Wie unzutreffend diese Aussage der Titelfigur ist, konnten die Zuschauer vorher 110 Minuten lang erleben.
1949 hat Arthur Miller sein Drama geschrieben. Ein Vater-Sohn-Konflikt, der darauf beruht, dass der alternde Handlungsreisende Willy Loman für sich und seine längst erwachsenen Söhne Happy und Biff eine erfolgreiche berufliche Zukunft beschwört, obwohl alle gescheitert sind, steht im Mittelpunkt des Dramas.
Bernd Rademachers Willy Loman ist eine eher mitleiderregende Gestalt, die erstaunlich sympathisch wirkt, da die Figur längst nicht so tyrannisch angelegt ist wie in vielen anderen Inszenierungen – so zum Beispiel in der Version der American Drama Group, die vor nicht allzu langer Zeit im Schauspielhaus zu sehen war. Der Konflikt mit seinen Söhnen fällt daher deutlich verhaltener aus.
Hallodri Happy (Krunoslav Sebrek) interessiert sich eh nicht besonders für seinen Vater, aber Biffs Gefühle für Willy wirken nur in wenigen Momenten echt, da Darsteller Dimitrij Schaad seiner Figur in emotionalen Situationen häufig durch ein Grinsen jede Glaubwürdigkeit nimmt.
Willys Vorbild, das ihn seinen Traum vom Erfolg nie hat aufgeben lassen, ist sein älterer Bruder Ben (Nicola Mastroberardino), der als junger Mann im afrikanischen Dschungel zu Reichtum kam. Die Tatsache, dass Ben von einem Schauspieler gespielt wird, der etwa halb so alt ist, wie die Rolle es vorsieht, legt allerdings den Schluss nahe, dass Ben in der Interpretation der italienischen Gastregisseurin Agnese Cornelio letztlich auch nicht sein Glück, sondern einen frühen Tod gefunden hat.
Zugleich sorgt Nicola Mastroberardino mit Gitarre und Gesang für einen Großteil der musikalischen Untermalung des Stücks. Dabei erinnert er nicht nur wegen seines Kostüms an einen jungen Bob Dylan, sondern auch weil er dessen Protestsong „A Hard Rain‘s a-Gonna Fall” interpretiert.
Agnese Cornelio stellt ihre Inszenierung des Miller-Klassikers mit eingefügten Ausschnitten aus der Yes-we-can-Rede Barack Obamas und der im Programmheft abgedruckten Texte der Widerstandsbewegung „Occupy Wall Street” in einen Zusammenhang mit der aktuellen Situation in den USA. Allerdings gehören die Mitglieder der Loman-Familie nicht zu den Menschen, die gegen Missstände protestieren würden, sodass einen die Inszenierung trotz Dylan-Song und Obama-Rede merkwürdig unberührt lässt. Von der Proteststimmung in den USA ist auf der Bühne nichts zu spüren.
Das Stück „Tod eines Handlungsreisenden” ist wieder am 11. und 24. November in den Kammerspielen zu sehen. Karten gibt es unter der Rufnummer 0234/33335555.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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