Schriftsteller Martin Suter wird 75
Schreibe, was mir gefällt

Seine Kreativität und sein Arbeitseifer scheinen grenzenlos zu sein. Vor einem Jahr legte der Schweizer Erfolgsautor Martin Suter unter dem Titel ›Einer von euch‹ eine Romanbiografie über den Fuß­ballstar Bastian Schweinsteiger vor, er war kürzlich Hauptdarsteller einer Kino-Dokumentation, und kurz nach seinem 75. Geburtstag erscheint sein neuer Roman ›Melody‹.

»Ich versuche jedes Mal ein Buch zu schreiben, das mir gut gefällt. Damit bin ich im­mer gut gefah­ren, weil ich of­fenbar selbst ei­nen populären Geschmack habe.« So hat Martin Suter sein Erfolgsrezept und seinen spä­ten literarischen Triumphzug zu erklären ver­sucht. »Meine Bücher haben keine absichtli­che Botschaft. Ich suche Ge­schichten, und die suchen sich ihre Themen. Und nicht umgekehrt«, so Suter weiter.
Möglicherweise wirken seine Bücher deswegen zau­berhaft-spielerisch mit leichter Hand dahin geschrie­ben und seine Storys so unterhaltsam, dass man meinen könnte, Suter sei ein dauer-eruptierender Ideen-Vulkan.
Martin Suter, der am 29. Februar 1948 in Zürich ge­boren wurde, arbeitete zunächst überaus erfolgreich in der Werbebranche, leitete eine renommierte Agentur und hatte sich darüber hinaus als Wirt­schaftskolumnist einen Namen gemacht, ehe er mit Ende vierzig seinen ersten Roman ›Small world‹ (1997/wie alle späteren Werke bei Diogenes erschie­nen) vorlegte. Das Debütwerk, in dem sich Suter dem heiklen Thema Alzheimer widmete, wurde gleich ein gigantischer Erfolg und ist bis heute rund 800 000mal verkauft worden. Was Martin Suter da­nach auch literarisch anfasste, ob Romane, Drehbü­cher, Theaterstücke oder Hörbücher: Alles geriet ihm zu Gold – nicht zuletzt dank seiner zupackenden, aber dennoch recht einfachen Sprache. Sein Roman ›Der Koch‹ (2010) schaffte es auf Platz eins in der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in den ersten zwei Wochen nach Erscheinen bereits 150 000mal verkauft.
Suter hat sich in seinen Romanen – häufig mit ab­rupten biografischen Zäsuren als Handlungsauslöser – darauf spezialisiert, spannende Storys zu arrangie­ren und sie mit einer Prise Exotik anzureichern – egal, ob es um Drogenexzesse, Molekularküche mit aphrodisierender Wirkung, um die spleenige Kunst­szene, um dubiose Machenschaften in der Schwei­zer Finanzwelt oder um genmanipulierte Mini-Elefan­ten geht.
Viele seiner Romane sind erfolgreich verfilmt wor­den, u.a. mit Gerard Depardieu, Stefan Kurt und Da­niel Brühl in den Hauptrollen. Dabei schlug der Ro­man ›Die Zeit, die Zeit‹ (2012) etwas aus der Art. Es ging erheblich kopflastiger zu, Gedankenspiele und nicht etwa arrangierte Effekte standen da im Vorder­grund und zeigten eine bis dahin wenig bekannte Facette in Suters Oeuvre – den über die großen Sinnfragen grübelnden Autor.
Neben seinen zehn »normalen« Romanen hat Suter seit 2011 auch vier Krimis um den etwas skurrilen Privat-Ermittler Johann Friedrich von Allmen vorge­legt. Allmen trägt viele bekannte Züge von Suter-Fi­guren: gebildet, begütert, kunstsinnig und leicht ver­snobt. Am stärksten ähnelt der polyglotte Dandy da­bei Adrian Weynfeldt, dem Protagonisten aus ›Der letzte Weynfeldt‹ (2008). Irgendwo zwischen launi­ger Gaunerkomödie und spannendem Thriller hat sich Martin Suter einen Platz für seine Allmen-Ro­mane eingerichtet.
»Wenn es gut läuft, schreibe ich fünf Seiten am Tag«, hat Martin Suter, der viele Jahre auf Ibiza und in Guatemala gelebt hat und inzwischen nach Zürich zurück gekehrt ist, einmal über seinen kreativen Out­put Auskunft gegeben. Das ist nicht immer große Li­teratur, aber kein anderer Autor hat den Slogan des Diogenes Verlags »Bücher, die weniger langweilig sind« so eindrucksvoll in die literarische Praxis um­gesetzt wie Martin Suter. So darf sich seine Fan-Ge­meinde schon jetzt auf den am 22. März erscheinen­den Roman ›Melody‹ freuen, in dem es um das rät­selhafte Verschwinden der Verlobten eines Alt-Natio­nalrates vor mehr als 40 Jahren geht.

Martin Suter: Melody. Roman, Diogenes Verlag, Zürich 2023, 336 Seiten, 26 Euro

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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