König und Charmeur
Vor 100 Jahren (1. April) wurde der Schauspieler OW Fischer geboren
Es war in den letzten drei Lebensjahrzehnten ruhig geworden um einen der bestbezahlten Stars des deutschen Films der 1950er Jahre. Er spielte bevorzugt galante Liebhaber mit Wiener Charme, aber seine Paraderolle war dennoch 1954 die Rolle des Bayernkönigs Ludwig II. Der majestätisch-distanzierte Gestus, die Mischung aus Erhabenem und Verehrtem gab auch ein wenig über die Person des Schauspielers OW Fischer preis.
Seine letzten Lebensjahre standen im krassen Gegensatz zu seiner erfolgreichen Karriere, die 1936 als Fritz in Schnitzlers „Liebelei“ am Theater in der Josephstadt in Wien begonnen hatte. Zurück gezogen lebte Fischer - umgeben von einem Dutzend Katzen - in Vernate im Tessin, wo er von den Bewohnern beinahe ehrfurchtsvoll „Dottore“ genannt wurde.
Zusammen mit Maria Schell bildete OW Fischer das Traumliebespaar der 1950er Jahre. Er verkörperte mal windige Lebemänner, mal den schmalzigen Herzensbrecher, eher seichte, dem Zeitgeist entsprechende Charaktere. Neben der Schell waren Winnie Markus („Ein Herz spielt falsch“, 1953), Juliette Greco („Die schwarze Lorelei“), Heidemarie Hathheyer („Das letzte Rezept“, 1951), Senta Berger („Es muss nicht immer Kaviar sein“, 1961), Ruth Leuwerik („Ludwig II.“, 1955; „Bildnis einer Unbekannten“, 1954) und Liselotte Pulver („Heidelberger Romanze“, 1951) seine prominenten Partnerinnen vor der Kamera.
Otto Wilhelm Fischer (so der volle bürgerliche Name) wurde am 1. April 1915 in Klosterneuburg (Niederösterreich) als Sohn eines Juristen und späteren Hofrats der niederösterreichischen Landesregierung geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte, ehe er im Frühjahr 1936 Schauspielunterricht am Reinhardt-Seminar nahm. Von 1938-44 spielte er am Deutschen Volkstheater Wien.
Nach dem Krieg wurde Fischer Mitglied des Wiener Burgtheaters von 1945-52. Danach lockte ihn das große Geld von den Brettern der Theaterbühne vor die Filmkameras. Doch so ganz ohne Brechungen verlief die Karriere nicht. Eine herbe „Niederlage“ musste OW Fischer in Hollywood einstecken, als er 1957 nach nur 16 Drehtagen zu Henry Kosters „Mein Mann Gottfried“ gegen David Niven ausgetauscht wurde.
Sieben Bambis erhalten
Zu gefallen wusste der mit sieben Bambis, dem Bundesfilmpreis und dem Professorentitel ausgezeichnete Schauspieler noch einmal 1958 in der Rolle des Hauptmann Blunschli in der von Franz Peter Wirth inszenierten Shaw-Adaption „Helden“. Anfang der 60er Jahre zog sich OW Fischer aus dem Filmgeschäft zurück. Auf seiner „Fischerburg“ im Tessin führte er dann als Privatier ein wenig schlagzeilenträchtiges Leben an der Seite der 1985 verstorbenen Schauspielerin Anna Usell, mit der er 43 Jahre verheiratet war.
Ein halbes Jahr vor seinem Tod hatte Fischer, der in insgesamt 43 Kinofilmen die Hauptrolle spielte, in einem Interview bekannt: „Zeit wird's, dass der liebe Gott nun auch mich abberuft“. Am 29. Januar 2004 ist OW Fischer im Alter von 88 Jahren in einem Krankenhaus in Lugano gestorben.
Autor:Peter Mohr aus Wattenscheid |
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