Kasperletheater mit tollen Darstellern

In ein Kasperletheater hat Regisseur Jan Neumann in seiner Inszenierung von Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ verlegt. Foto: Diana Küster | Foto: Diana Küster
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  • In ein Kasperletheater hat Regisseur Jan Neumann in seiner Inszenierung von Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ verlegt. Foto: Diana Küster
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Oscar Wildes Komödie „Bunbury oder Wie wichtig es ist, ernst zu sein“ feierte jetzt unter der Regie von Jan Neumann in den Kammerspielen eine temporeiche Premiere. Trotz hervorragender schauspielerischer Leistungen gingen Wildes Bonmots allerdings im Verlauf der zweieinhalb Stunden zunehmend in Klamauk unter.

Was schon Roger Vontobel bei „Was ihr wollt“ nur bedingt gelungen ist, überzeugt auch in Jan Neumanns „Bunbury“ nicht, nämlich ein einziges Zitat als Grundlage für die gesamte Inszenierung zu nehmen. Ausgehend von Jack Worthings Frage, wer er sei, hat sich Regisseur Jan Neumann entschlossen, Oscar Wildes Werk nicht einfach als das clevere Konversationsstück, das es ist, zu zeigen, sondern stattdessen der Identität, dem Ernst- und Echtsein der Figuren nachzuspüren.
Für seinen Regieansatz hat Neumann aus diesem Grund ein Kasperletheater als Spielort gewählt, das nach und nach – genauso wie die Kostüme der Schauspieler – demontiert wird, um Identität und Realität freizulegen. Dabei deckt Neumann allerdings keine verborgene Bedeutung des Stücks auf, sondern ummantelt es vielmehr mit einer Bedeutungsebene, denn mehr als ein pointenreicher und farcenhafter Blick auf die englische Oberschicht im ausgehenden 19. Jahrhundert verbirgt sich hinter dem Stück nicht.
Das Kasperletheater, von Bühnenbildner Daniel Angermayr mit zeitgemäßen Jugendstilelementen geschmückt, gibt den Schauspielern Gelegenheit, hohe Schauspielkunst zu zelebrieren. Wie tatsächliche Kasperlefiguren treten sie im ersten Teil des Stücks von unten anstatt von der Seite auf, drehen ihre Gesichter unvermittelt in Richtung Publikum und stehen nach jedem Schlag auf den Kopf sofort wieder auf.
Alle Darsteller rund um das Quartett Jack Worthing (Roland Riebeling), Algernon Moncrieff (Daniel Stock), Gwendolen Fairfax (Xenia Snagowski) und Cecily Cardew (Friederike Becht) spielen mit großer Präzision und mit einem perfekten Gespür für Timing, um Wildes Bonmots das richtige Tempo zu verleihen, und vor allem Riebeling und Stock wissen auch in den wenigen ruhigen und ernsthaften Momenten zu überzeugen. Aber die guten darstellerischen Leistungen ändern nichts daran, dass der aufgesetzte Slapstick sich bald in übermäßigen Klamauk verwandelt. Irgendwann verlieren die Schläge auf den Kopf – sei es mit überdimensionalen Büchern oder Fred-Feuerstein-Keulen – dann doch ihren Reiz.
Am Ende gab es vor allem für die Schauspieler verdient viel Applaus vom Premierenpublikum.
Das Stück „Bunbury“ ist wieder am 14. und 22. Februar sowie am 2., 11. und 24. März zu sehen. Karten gibt es unter der Telefonnummer 0234/33335555.

In ein Kasperletheater hat Regisseur Jan Neumann in seiner Inszenierung von Oscar Wildes Komödie „Bunbury“ verlegt. Foto: Diana Küster | Foto: Diana Küster
Lady Bracknell (Anke Zillich, im Hintergrund) ist von Jack Worthings (Roland Riebeling) Liebe zu ihrer Tochter Gwendolen (Xenia Snagowski) nicht angetan. Foto: Diana Küster | Foto: Diana Küster
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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