"Gesellschaft aktiv mitgestalten" - Ruhrbischof betete Karfreitag-Kreuzweg diesmal in Kirche

Ruhrbischof Overbeck konnte in diesem Jahr nicht mit den Gläubigen den Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel beten. | Foto: Stadtspiegel-Archiv
  • Ruhrbischof Overbeck konnte in diesem Jahr nicht mit den Gläubigen den Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel beten.
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Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat die Christen dazu aufgerufen, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. „Wo Menschen immer wieder Ungerechtigkeit erfahren und ihre Würde mit Füßen getreten wird, müssen Christen mit der Kraft ihres Glaubens und ihrer christlichen Überzeugung für sie eintreten“, sagte er in seiner Predigt bei einer Kreuzwegandacht am Karfreitag, in der Bottroper Pfarrkirche St. Cyriakus. Nach den kräftigen Regenfällen der vergangenen Tage hatten das Bistum Essen und das Bergwerk Prosper-Haniel den traditionellen Karfreitags-Kreuzweg auf der Halde kurzfristig absagen und in die katholische Kirche in der Bottroper Innenstadt verlegen müssen.

Gerade mit Blick auf das Zusammenleben mit den Menschen anderer Religionen komme den Christen die wichtige Aufgabe zu, das Leben mitzugestalten und in der Gesellschaft präsent zu sein. So könnten sie, wie es im Evangelium heiße, wirklich „Salz der Erde und Licht der Welt sein“, so Overbeck. „Gerade hier im Ruhrgebiet sind wir als Christen Zeuginnen und Zeugen für die Fähigkeit, in einer offenen, pluralen Welt mit tiefen Fundamenten zu leben und zugleich jedem Fundamentalismus, gleich welcher Überzeugung und Religion, zu wehren und der Würde und der Freiheit wie der Sicherheit aller zu dienen.“

Das Ruhrgebiet, so der Bischof weiter, sei nicht nur die Region von Kohle und Stahl, sondern auch die Region von sozialem Frieden und Solidarität. Diese Solidarität ließen sich die Menschen im Ruhrgebiet von niemanden ausreden: von keinem Extremisten, von keiner extremen politischen Randgruppe und von niemandem, der seine Religion benutze, um einen politischen Gewinn zu Lasten Vieler zu erzielen. „Wir Christen haben aufgrund eines Fundaments im wehrlosen und gekreuzigten, aber zum Leben von Gott seinem Vater, auferweckten Jesus Christus ein Fundament, wie wir es nicht besser für ein solches soziales Lebensprogramm haben könnten.“

Darum seien Christen in einer pluralen Gesellschaft dazu aufgerufen, einen gelebten und erkennbaren Glauben zu praktizieren, der nicht ausschließend wirke. Dabei, so der Ruhrbischof, dürfe man von der Überzeugung ausgehen, dass Werte wie Treue, Anstand, Verlässlichkeit und Solidarität von allen Menschen, mit denen man zusammen lebe, geteilt würden. Mit Blick auf die Situation vieler Arbeitsloser, Bildungsverlierer, älterer Menschen, vor allem Frauen mit geringen Renten, gehe es darum, aus der Kraft des christlichen Glaubens Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Overbeck wies dabei auch auf das Schicksal der vielen Flüchtlinge hin, deren Leben in ihrer Heimat bedroht sei. „Das Ruhrgebiet ist die Region der Integration aus einer sozialen und solidarischen Grundhaltung heraus, die keinen ausschließt.“

Der Kreuzweg sei dabei wie ein symbolisches Zeichen zu verstehen. Overbeck: „Indem wir am Kreuzweg Jesu teilhaben, sind wir solidarisch mit den Kreuzwegen der Menschen von heute – im Kleinen wie im Großen, im Privaten wie im Öffentlichen.“

Autor:

Holger Crell aus Wattenscheid

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