BUCH DER WOCHE: Nichts ist unmöglich

Birgit Vanderbeke: Das lässt sich ändern. Roman. Piper Verlag, München 2011, 147 Seiten, 16,95 Euro

Einem Sprichwort zufolge sollen sich Gegensätze anziehen. Auf dieser Basis scheint auch die Ehe der namenlosen Protagonistin und ihres Mannes Adam zu funktionieren. Sie stammt aus wohlhabendem Elternhaus, in dem Etikette geradezu exzessiv ausgelebt werden, war sprachlich hochbegabt und hat einst Linguistik studiert. Adam Czupek ist ein typisches Unterschichtskind, mit sechs Geschwistern aber ohne adäquaten Schulabschluss aufgewachsen. Trotz aller Steine, die ihm die Schwiegereltern in den Weg gelegt haben, finden Schreinerlehrling Adam und die Linguistikstudentin aus gutem Hause zusammen.
Birgit Vanderbeke, die 1990 für ihre Erzählung „Das Muschelessen“ mit dem Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden ist und einst zu den großen Hoffnungen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zählte, breitet wieder eine anrührende Familiengeschichte aus, die herrlich leicht die Grenzen zwischen „E“ und „U“ überwindet.
Adam riecht „nach Holz, nach Metall und nach Arbeit“, ist handwerklich universal begabt, kann richtig zufassen, körperliche Schufterei ist ihm nicht fremd. Er ist ein Urtyp voller Tatendrang, ein durchweg positiv denkender Mensch – mit dem Leitspruch: Das lässt sich ändern.
Das Paar zieht später mit seinen beiden Kindern aufs Land. Freundin Fritzi, Bauer Holzapfel und Nachbar Özyilmaz werden zu Zweckverbündeten in einer ökologischen Selbstversorgergemeinschaft. Zurück zur Natur, lautet das propagierte Lebensmotto.
Alternative Lebensformen abseits des hektischen Großstadtlebens werden durchexerziert. Birgit Vanderbeke spiegelt ein wenig das Lebensgefühl der links-alternativen Szene der 80er Jahre. Songs der Band „Ton Steine Scherben“ laufen wie eine Hintergrundmusik durch die Handlung. Herrlich komisch und bitterernst zugleich liest sich dieser Roman, diese leicht skurrile Mischung aus Aussteiger- und Liebesgeschichte.
Wie leicht angegraute Pfadfinder, die mit einem unversiegbaren Pioniergeist
ausgestattet sind, tummeln sich der eher schweigsame Czupek und seine examinierte Logopädin durchs idyllische Landleben, ganz nach dem Motto aus der bekannten Autowerbung: Nichts ist unmöglich.

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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