MIT VIDEO - Schwelmer Biker beteiligen sich an Großdemo gegen Motorradfahrverbote
200 für die Freiheit auf dem Bike
Der Parkplatz am Clubhaus des "Ghost Gang Motorcycle Club" in Schwelm reichte nicht aus für all jene Biker, die sich an der Sternfahrt nach Düsseldorf beteiligen wollten, um gegen das drohende Fahrverbot für Motorradfahrer zu demonstrieren.
von "Störte" und Nina Sikora
"Ich bin nunmehr 44 Jahre mit dem Bike 'on the road'. Ich besitze kein Auto, mache jedes Jahr gut und gerne 20.000 Kilometer bei jedem Wetter; und ich wehre mich dagegen, von unserer Regierung in Sippenhaft genommen zu werden", erzählt Michael Huschens, besser bekannt als "Störte", vom "Ghost Gang MC" der WAP. Der Plan des Bundesrates gegebenenfalls ein Fahrverbot für Motorräder an Sonn- und Feiertagen zu etablieren, stößt nicht nur ihm sauer auf. Und das alles "bloß weil einige Motorradfahrer sich nicht an die Regeln halten, ihre Schalldämpfer ausbauen, mit hohen Drehzahlen durch Ortschaften heizen und landschaftlich reizvolle Strecken zu ihrer privaten Rennstrecke machen." Weder die Motorradfahrer, die sich so verhalten, noch den Plan für ein Fahrverbot kann der passionierte Biker und Mitglied beim "Ghost Gang MC" nachvollziehen. "Die vorhandene Gesetzeslage bietet so viele Möglichkeiten solche schwarzen Schafe aus dem Verkehr zu ziehen, da braucht es keine neuen Gesetze - erst recht keine Fahrverbote."
Sternfahrt zur Demonstration
Dass der seit 1978 in der MC-Szene Aktive mit seiner Meinung nicht alleine steht, zeigte schon der überfüllte Parkplatz am Clubhaus des "Ghost Gang Motorcycle Club" in Schwelm, wo sich am vergangenen Samstag die Biker aus dem EN-Kreis trafen, um gemeinsam als Teil der Sternfahrt zur Demonstration nach Düsseldorf zu fahren. Bundesweit hatten viele Organisationen und Initiativen zu Demonstrationen gegen das vom Bundesrat eingebrachte Fahrverbot für Motorradfahrer an Sonn und Feiertagen aufgerufen. In Hamburg, Berlin, München, Stuttgart, Oldenburg, Wiesbaden, Schweinfurt - um nur einige Städte zu nennen - fanden Kundgebungen und Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als insgesamt 100.000 Teilnehmern statt.
Eindrücke vom Demotag im Video
Das folgende Video zeigt die Abfahrt der 200 Biker von Schwelm und ein paar Eindrücke von den Motorrad- und Bikermassen auf dem Messegelände in Düsseldorf:
Bikergruppen aus NRW
Schnell füllte sich ab 10 Uhr morgens auch das Gelände um das Clubhaus in Schwelm. Die Abstandsregeln einhaltend parkten etliche Biker deshalb ihr Motorrad auch an der Hattinger Straße. Pünktlich um 12 Uhr verließen mehr als 200 Biker den Treffpunkt zur Sternfahrt nach Düsseldorf. Viele Autofahrer hatten Verständnis für eine kleine Wartezeit, winkten, blinkten und hupten dem Korso wohlwollend zu, bis das letzte Motorrad sich einreihen konnte. In geschlossenem Konvoi ging es auf die A46 Richtung Hildener Kreuz mit Ziel Düsseldorf Messegelände. Unterwegs schlossen sich immer mehr Motorradfahrer dem Tross an. Auf Raststätten sah man viele weitere Bikergruppen aus allen Teilen von NRW, die sich zur Demo sammelten. Auch ein kurzer heftiger Regenschauer konnte den Konvoi nicht aufhalten. Es wurde ohne Regenkombi durchgefahren. "Wir hatten eine gewisse Erwartung, was da los sein wird", so ein Gast des "Ghost Gang MC", "aber solche Massen von Motorrädern haben wir uns im Traum nicht vorstellen können." Vorbildlich abgesperrt und geleitet von den vielen Ordnern des Orgateams der Demonstration brauchte es doch fast eine ganze Stunde, bis alle auf den zugewiesenen Parkplätzen ihr Bike abstellen konnten.
12.000 Biker auf dem Messegelände
Vor Ort präsentierte sich den Bikern ein Meer aus Zweirädern und der Zustrom wollte nicht abbrechen. Am Ende hatten sich etwa 12.000 Biker auf dem Messegelände versammelt, so die anwesenden Ordner. Alle nur erdenklichen Arten von Motorrädern, Gespanne, Enduromaschinen, Chopper, Rennmaschinen und und und standen in Reih und Glied. Nach den mit viel Beifall begleiteten Redebeiträgen der Veranstalter verließen die Biker geordnet das Gelände. Vorbildlich hatte die Polizei auch hier den Verkehr geregelt und es kam kaum zu Verzögerungen.
Kämpfen für Freiheit
Wenn es nach den Teilnehmern und Veranstaltern geht, war das erst der Anfang der Bikerproteste. Gemeinsam will man sich wehren gegen die geplanten Gesetze zu Fahrverboten, Streckensperrungen und Tempolimits für Motorräder. "Ich fahre ein vom TÜV abgenommenes Motorrad, zahle für 365 Tage im Jahr Steuern und halte mich an die STVO. Ich lasse es mir nicht verbieten, wann, wie und wo ich mit meinem Bike fahre, nur weil einige wenige schwarze Schafe zu laut unterwegs sind", so ein Teilnehmer der Demo. Er und viele anderen kämpfen dieser Tage für ihre Freiheit.
Online Umfrage mit klarem Votum
Selten gab es so viel Zuspruch für eine Umfrage der WAP, wie bei dieser. 3.370 User beteiligten sich auf der Facebookseite der WAP unter www.facebook.com/RedaktionWAP innerhalb von etwa 24 Stunden an der Befragung zum Thema Fahrverbot für Motorradfahrer an Sonn- und Feiertagen.
Das Votum fiel bisher sehr eindeutig aus. Bis 12 Uhr am gestrigen Dienstag, 7. Juli, sprachen sich 3.268 Teilnehmer gegen ein Fahrverbot aus, lediglich 228 befürworteten ein Verbot.
Dementsprechend fanden sich auch vorwiegend Kommentare von Fahrverbotsgegnern unter dem Post. "Ich bin selber Motorradfahrer und kann nur sagen: Rücksichtslose gibt es in allen Bereichen. Laute Autos, laute Partys. Hier muss die Polizei mehr Präsenz zeigen! Von der Politik müssen die Strafen erhöht werden. Großeinsätze können ja auch mal in der Eifel und im Sauerland stattfinden. Bei Fußball ist das ja auch möglich!", schreibt Uwe Weißelberg und Tina Bellii stellt eine Gegenfrage: "Wie würde es denn den Autofahrern gefallen, wenn es wegen ein paar Autorasern und Autoprolls mit lauten Kisten, ein Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen für alle Autofahrer geben würde? Wäre doch ziemlicher Schwachsinn, oder? Wieso also werden alle Motorradfahrer für einige wenige Krachmacher bestraft?" User Klaus Reithmaier macht konstruktive Vorschläge: "Regeln für neu zugelassene Motorräder verschärfen: Gerne! Strafen für modifizierte Motorräder erhöhen: Gerne!", und fügt hinzu: "Aber Kollektivstrafen wegen ein paar, die sich nicht zusammenreißen können: Niemals!" Beate Wie kommentiert unter anderem: "Das Leben ist laut, ich bin froh es zu hören."
Die Umfrage läuft noch bis zum Montag, 13. Juli. Auf der Facebookseite der WAP kann man daran teilnehmen. Direkt zur Umfrage gelangen Sie HIER!
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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