Umschluss der Emschermündung bei Dinslaken
Optisch reizvoll und landschaftstechnisch sinnvoll - der neue Flussverlauf vor dem Voerder Rheindeich (mit großer Bildergalerie!)
Neben der Lippe-Verlegung und dem Bau der Weseler Südumgehung ist es wohl das aufwändigste Projekt der vergangenen Jahre: die Umgestaltung der Emschermündung zwischen Dinslaken und Voerde.
Dementsprechend gewaltig war der Menschenauflauf zum Vorstellungstermin. Reihenweise Orts- und Regionspolitiker gaben sich die Ehre. Und weil sich sogar Ministerpräsident Hendrik Wüst angekündigt hatte, gesellten sich allerlei Seh-Leute dazu, als heute am späten Vormittag das Projekt vorgestellt wurde, das von Emschergenossenschaft/Lippeverband als einer "der größten Meilensteine bei der Renaturierung der abwasserfreien Emscher" bezeichnet wird.
Der sogenannten "Umschluss" des Mündungsbereiches wurde als kleines Spektakel inszeniert: Die verantwortlichen Bauleiter öffneten "live" die Schleusentore zwischen Rhein und Emscher, das Geschehen wurde bei Youtube, Facebook und anderen SocialMedia-Kanälen übertragen.
Was konkret umgebaut wurde ...
Nördlich der Dinslakener Siedlung „Am Stapp“ floss die Emscher früher gradlinig und eingedeicht über ein Absturzbauwerk in den Rhein. Diese Lösung schaffte wasserwirtschaftliche Sicherheit, bildet jedoch auch eine bis zu sechs Meter hohe ökologische Barriere zwischen Rhein und Emscher. Um die Vorgaben und Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen, musste die Emscher um knapp 500 Meter in Richtung Voerder Stadtgebiet verlegt sowie abschnittsweise und stufenweise ökologisch verbessert werden.
An der Emscher-Mündung wurde also ein großflächiger Auenbereich mit einer enormen Strukturvielfalt für gewässertypische Pflanzen- und Tierarten geschaffen. Mit der Situation, wie sie jetzt ist, wurde laut Planer-Angaben "eine attraktive und ökologisch wirksame Verflechtung der Flüsse Emscher und Rhein sowie darüber hinaus auch der beiden Natur- und Erholungsräume Rheinaue Walsum im Süden und Wohnungswald erreicht".
Mit der neuen Emscher-Mündung in den Rhein ermöglicht die Emschergenossenschaft Fischen nun den Aufstieg stromaufwärts – ein Beitrag zur Steigerung der Artenvielfalt, der über Jahrzehnte nicht möglich war: Seit der Inbetriebnahme des Mündungsbauwerkes im Jahr 1949 stürzte die Emscher rund fünf Meter tief in den Rhein. Mit der Verlegung der Mündung um knapp 500 Meter nach Norden gleicht die Emschergenossenschaft den Höhenunterschied nun elegant und sanft aus, unter anderem mit fischfreundlichen Sohlgleiten. Rund 70 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft in die Maßnahme investiert – es ist eine sinnvolle Investition in die Klimafolgenanpassung, in den Hochwasserschutz und in die Förderung der Artenvielfalt im neuen Emscher-System.
„Die heutige Einweihung der neuen Emscher-Mündung steht symbolträchtig für das neue Kapitel in der Geschichte der Emscher: Sie schafft die Voraussetzung für die Ansiedlung neuen blaugrünen Lebens im zentralen Fluss des Ruhrgebietes. Die neue Mündungsaue hat das Potenzial, sich zu einem der beliebtesten Touristenareale in der Region zu entwickeln: Eine Infrastruktur mit neuen Radwegen und Verweilmöglichkeiten bildet die beste Voraussetzung dafür“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
„Wichtige Aspekte wie den Hochwasserschutz haben wir nicht vergessen, sondern ganz im Gegenteil bereits frühzeitig miteingeplant: Die neue Aue bietet der Emscher, aber auch dem Rhein einen zusätzlichen Retentionsraum mit einem Fassungsvolumen von rund 1,3 Millionen Kubikmetern“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
Mehr als ein wasserwirtschaftliches Projekt
An mehreren Stellen entlang der Emscher sind die von der Wasserwirtschaft aus- und deutlich über sie hinausgehenden positiven Effekte des Emscher-Umbaus zu beobachten. Geballt treten sie an der Emscher-Mündung in den Rhein bei Dinslaken und Voerde auf: Westlich der Hagelstraße ist auf einer Fläche von zirka 20 Hektar nicht nur eine Auenfläche mit mehreren Emscher-Armen und der ein oder anderen Insel entstanden, die in heißen Sommermonaten das Mikroklima positiv beeinflusst und für Abkühlung sorgt. Geschaffen werden darüber hinaus in den kommenden Monaten neue Radwege und Verweilpunkte an Emscher und Rhein.
Wer noch mehr zu den Umgestaltungsdetails wissen möchte, klicke bitte HIER!
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Kurzreportage zur Verkehrssituation
Ein Shuttle ist 'ne feine Sache - solange alle Beteiligten mitdenken. Das war den Planern der Großveranstaltung an der Emschermündung jedoch nicht gelungen. Wer sich auf dem Hinweg (ab Parkplatz Rahmstraße) über die Fahrtroute wunderte, bekam noch eine nachvollziehbare Erklärung von Eingeweihten: Die angemieteten Reisebusse waren zu hoch für eine Unterführung auf der Frankfurter Straße , welche die kürzeste Zuwegung gewesen wäre.
Richtig nervig wurde es dann zum Beginn der Rückfahrt: Falschparker, Radfahrer und schaulustiges Fußvolk behinderten munter den Shuttle-Betrieb, so dass dieser mächtig Mühe hatte, seinen angekündigten Viertelstundenrhythmus einzuhalten. Auch die zahlreich anwesenden Polizeikräfte warfen beim Klönen in der Sonne lieber verträumte Blicke auf die neue Emscher, anstatt den stockenden Verkehr zu regeln.
Sinn hätte es gemacht, die Hagelstraße für diesen Vormittag für alle nicht geladenen, motorisierten Gäste (außer Anwohner und Schulbus) zu sperren. Zumal auch der trotzdem gutgelaunte Ministerpräsident unter den Staubetroffenen war. Aber so weit hatte das Ordnungsamt nicht mitgedacht.
Wie auch immer: Shuttles sind grundsätzlich was Feines!
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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