Weit Weg in Richtung Neuanfang
Max' Zukunft heißt Kolumbien

Foto: Max Knebel
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Mit seinem „geregelten Leben“ in Deutschland wollte Max Knebel sich nicht zufriedengeben. Seine Entscheidung, Deutschland den Rücken zuzukehren, führte den gelernten Tischler nach Kolumbien. Weit weg in Richtung Neuanfang. Doch Max‘ Reise ging noch weiter.
Mit Max an Bord, steuerte das alte Boot aus den 60ern die Dominikanische Republik an. Drei Monate war er auf der Karibikinsel und half dem kanadischen Bootsinhaber bei der Restauration.
„Dort habe ich Kolumbien sehr vermisst, mehr als Deutschland“, erzählt Max. Umso glücklicher war er, als er ein Angebot aus Kolumbien bekam. Sergios Schwager Victor, ein Franzose, bot Max an, beim Aufbau seines neuen Restaurants zu helfen. Also ging es nach drei Monaten mit dem Flieger zurück nach Bogotá. Die Bauleitung und sämtliche Arbeiten hat Max dort übernommen, sogar die Möbel für das Restaurant hat er gebaut. „Da kam dann doch die ‚deutsche Gründlichkeit‘ in mir durch“, schmunzelt er.

Foto: Max Knebel

Für immer ein Zuhause

In den fünf Monaten sei Sergios Familie zu seiner geworden. „Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt und super Freunde gefunden“, sagt er. Dass er ihnen helfen konnte, ihren Traum zu verwirklichen und ein Teil davon ist, sei das Schönste in seinem Leben. „Ich habe für immer ein Zuhause dort“, weiß Max zu schätzen. „Wie verlief deine Reise weiter?“, möchte ich wissen. „Letztes Jahr im Juli bin ich wieder zurück zum Kanadier, das Boot war ja noch nicht fertig“, erzählt Max. Ein gutes Angebot, was er nicht ausschlagen wollte. Es lag mittlerweile vor St. Kitts und Nevis auf den Kleinen Antillen. „Den Flug dorthin, über Panama und St. Martin, hat mir der Kapitän bezahlt. Mit nur zehn Dollar in der Tasche habe ich Kolumbien verlassen“, erwähnt Max fast nebensächlich - Für viele Menschen nicht vorstellbar. Doch die Zeit auf dem Schiff im „Urlaubsparadies“ entwickelte sich für ihn zum Tiefpunkt seiner bisherigen Reise. Das Leben auf St. Kitts ist teuer, der Lohn nicht ausreichend für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dort. „Ich fühlte mich auf dem Boot gefangen“, erinnert sich Max, denn „nur vor Anker zu liegen, ist ein langweiliges Leben.“ Zweifel kamen auf. Dennoch war es für ihn keine Option, die Rückreise in sein altes Leben nach Deutschland anzutreten.

Foto: Max Knebel

Kehrtwende

Kurzum, Max musste etwas ändern und machte aus der Not die Tugend. „Die deutsche Arbeitsmentalität kam wieder in mir durch“, sagt er. Tag und Nacht habe er nur noch gearbeitet. „Tagsüber habe ich Tischlerarbeiten im Boot erledigt, nachts das Boot von außen gestrichen und zwischendurch ein wenig geschlafen. So habe ich die Zeit genutzt und in den letzten fünf Wochen das doppelte verdient.“ Nach vier Monaten auf St. Kitts und einem weiteren Monat auf St. Martin war das Boot fertig. Max reiste zurück zu seinen Kolumbianischen Freunden und begann Anfang März eine Ausbildung zum Koch in Victors Restaurant. „Diesen Beruf zu erlernen, war ein großer Wunsch von mir und schon damals meine Alternative zur Tischler-Ausbildung“, erzählt Max. Zwischendurch wollte der Deutsche aber dann doch für zwei Monate zurück nach Voerde. „Eigentlich wäre ich jetzt in Deutschland. Zur Kommunion meiner kleinen Schwester Maria wollte ich im Mai auf jeden Fall zu Hause sein“, das wäre ihm sehr wichtig gewesen, sagt er.
Doch Corona durchquert auch Max‘ Pläne. „Bevor Bogotá abgeriegelt wurde, hat Sergio mir angeboten bei ihm zu leben.“ Außerhalb, im zweistündig entfernten Subia, lebt er jetzt wieder auf der Farm in den Bergen. „Hier harre ich jetzt aus und fühle mich sicher“, sagt er. Deutschland wird also noch warten müssen.

Foto: Max Knebel

Klare Zukunftspläne

Danach möchte er so schnell wie möglich zurück ins Restaurant, um seine Koch-Ausbildung zu beenden. „Was sind deine Zukunftspläne?“, frage ich. „Ich werde für einige Zeit zurück nach Deutschland kehren, um Geld anzusparen. In Kolumbien möchte ich mir ein Stück Land kaufen, um mich dort selbst zu versorgen und um später ein Hostel zu errichten“, sagt er. Ich vernehme wieder diese Zielstrebigkeit in seiner Stimme. Ende des Monats feiert Max seinen 24. Geburtstag und ist alles andere als planlos. Die Zeit in Kolumbien hat ihn enorm geprägt, hat ihn vieles überdenken lassen und seinen Horizont erweitert. Max hat für seine Zukunft ein klares Ziel vor Augen: „Dass ich nach Kolumbien auswandern werde, ist Fakt. Das soll kein Lebenstraum bleiben. Darauf werde ich hinarbeiten.“
Teil 1 unter www.lokalkompass.de/1362879

Autor:

Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein)

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