Erlebnisse beim Weihnachtsbaumverkauf
"Fichte sticht, Tanne nicht"
Zu Weihnachten braucht es einen Christbaum, so viel ist klar. Die Wahl der passenden Tanne gestaltet sich für manche mitunter schwierig. Es gibt unterschiedliche Käufertypen, sagt Gert Lettgen. Seit 20 Jahren verkauft er Weihnachtsbäume. Viele Kunden kennt er persönlich.
Eines weiß Gert Lettgen aus Erfahrung: „Die Leute kommen alle mit Vorfreude auf Weihnachten.“ Stress habe es bei ihm noch nie gegeben. Vielleicht auch, weil einige Kunden für sich eine Weihnachtsbaumkauf-Lösung gefunden haben. Von einem Paar weiß er, dass es sich jährlich abwechselt und so keiner dem anderen bei der Auswahl des Baumes "reinpfuscht". Scheinbar mit Erfolg. „Seit 25 Jahren machen die das so“, erzählt er schmunzelnd.
Ökologischer Betrieb
„Manche Leute wollen einen Baum ‚wie gemalt‘“, sagt er. Den könne er seinen Kunden leider nicht bieten. „Wir sind ein ökologischer Betrieb. Unsere Bäume werden nicht gespritzt und wir setzen keinen Dünger ein.“ Schön gewachsen sind die Tannen auf seinem Hof dennoch – fast wie gemalt. Eine Hälfte der Bäume stammt aus eigener Kultur, den Rest bezieht der Ökologe von einem Anbieter aus Schleswig-Holstein. Zu etwa 85 Prozent verkauft er Nordmanntannen. Die restliche Kundschaft bevorzugt die Fichte, „weil sie so duftet“. Wer die Sorten auseinanderhalten möchte, sollte sich das Sprichwort "Fichte sticht, Tanne nicht" merken.
Gerne erinnert Gert Lettgen sich an eine ältere Dame, die sich am ersten Weihnachtstag früh morgens auf seinem Grundstück suchend umsah. „Aufgelöst stand sie vor mir, als ich ihr im Schlafanzug die Tür öffnete“, erzählt er. Ihre Familie aus Bayern hatte sich angekündigt und war bereits auf dem Weg zu ihr. Der kleine Enkel konnte mittlerweile sprechen und fragten sie am Telefon, ob sie denn auch einen schönen Weihnachtsbaum zu Hause hätte. „Das fand ich amüsant und habe natürlich gerne geholfen“, sagt er.
Perfektes Exemplar
Oft kommen Paare. Einige von ihnen lassen sich einen Baum empfehlen, schauen sich dann eine Stunde gründlich um, lassen sich weitere Exemplare zeigen und nehmen, am Ende doch den ersten.“
Pragmatisch sind da eher Männer, die allein kommen. Sie fragen, welchen Baum sie nehmen sollen, schauen ihn sich kurz an, nehmen ihn und bezahlen den verlangten Preis. So, wie ein Geschäftsmann im schicken Nadelstreifenanzug, der sich die erst beste Tanne griff. Ob er sich nicht nach einem Schöneren umsehen möchte, habe er den Kunden gefragt. „Das sei wie bei den Frauen, sagte der Mann. Behangen würden sie alle gut aussehen“, gibt Lettgen seine Antwort wieder.
Ausgemusterte Tannen bringt der Gartenlandschaftsarchitekt auch an den Mann und die Frau. „Ich hatte mal einige lichte Bäume mit nur vier Etagen, die abseits in der Ecke standen. Normalerweise unverkäuflich“, erzählt er. Ein Ehepaar wählte daraus sein perfektes Exemplar. „Für ihre übergroßen Christbaumkugeln war es anscheinend genau der Richtige“, erzählt er, denn die kämen daran besonders gut zur Geltung.
„So manches Wohnzimmer kenne ich schon von innen. Auch, wenn ich noch nicht bei den Kunden zu Hause war“, berichtet er, denn manche Kunden besprächen ausgiebig, wo und wie der Baum in der guten Stube am besten platziert wird.
Vor dem ersten Advent beliefert der Gartenlandschaftsarchitekt Institutionen, wie Seniorenheime, Schulen und Betriebe. Ab dem zweiten Advent beginnt der Privatverkauf an der Mehrstraße 87 in Voerde, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 16.30 Uhr. Ab 16. Dezember findet der Weihnachtsbaumverkauf täglich statt. Für Spätentschlossene hat Gert Lettgen auch vormittags an Heiligabend noch geöffnet.
Autor:Dunja Vogel aus Voerde (Niederrhein) |
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