SPD Voerde lud zur Online-Diskussion
Stromtrassenführung im Rahmen der Energiewende sorgt für Sorgen
Über einen guten und parteiübergreifenden Zuspruch konnte sich die SPD Voerde freuen, als sie am 3. März zur Online-Diskussion über die Rheinquerung der Gleichstromleitung des in Dortmund ansässigen Stromnetzbetreibers Amprion einlud. Der Gegenstand der aktuellen Diskussion war aus Voeder Sicht allerdings unerfreulich. Denn nicht nur in der örtlichen SPD fürchtet man, dass sich die für den Stromnetzausbau im Rahmen der Energiewende verantwortliche Bundesnetzagentur in Bonn Ende Juni nicht für die von Amprion selbst favorisierte Trasse über Rees, sondern für eine der Alternativ-Trassen entscheiden könnte, die dann das bereits durch die Zeelink-Gasleitung, die durch das Gewerbegebiet Grenzstraße führt und die neue Erdkabel-Stromleitung zwischen Voerde und Rheinberg bei Götterswickerhamm/Mehrum belastete Stadt ein drittes Mal beeinträchtigen und Freiflächen kosten würde, die für Gewerbe, Naherholung und Landwirtschaft gebraucht werden.
Stadtrat Ulrich Neßbach und Bürgermeister Dirk Haarmann beleuchteten bei der Online-Veranstaltung der 300 Kilometer langen Stromtrasse, die im Rahmen der Energiewende, Offshore-produzierten Windkraftstrom von Nord- nach Süddeutschland und Solarenergiestrom von Süd- nach Norddeutschland transportieren und den konventionellen Kraftwerkstrom aus Westdeutschland einspeisen und zu den Endverbrauchern transportieren soll. Neßbach zeigte die zwei Alternativrouten auf, die Voerde tangieren würde: Entweder eine Trassenführung von Kamp-Lintfort über Alpen, Voerde-Ork, unter den Rhein und anschließend durch Voerde nach Hünxe oder eine Trassenführung von Kamp-Lintfort über Rheinberg, unterrheinisch zwischen Voerde und Dinslaken durch den Wohnungswald nach Hünxe.
Amprion ist einer von drei deutschen Stromnetzbetreibern, der sein 11.000 Kilometer umfassendes Leitungsnetz, das 29 Millionen Menschen mit Strom versorgt, im Rahmen der Energiewende um 3500 Kilometer erweitern. Amprion weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in seinem Versorgungsgebiet ein Drittel der deutschen Wirtschaftsleistung erbracht wird.
"Wir sind mit Amprion in Kontakt, haben aber noch keine befriedigenden Antworten bekommen." (Dirk Haarmann)
Auch wenn sich alle Teilnehmer des SPD-Forums zur Amprion-Stromtrasse A Nord einig waren, dass auch diese Trasse gebaut werden muss, wenn die Energiewende unter Beibehaltung der Versorgungssicherheit gelingen soll, machten nicht nur Haarmann und Neßbach deutlich, dass man bei der Trassenplanung örtliche Belastungsgrenzen berücksichtigen müsse. "Wir sind mit Amprion weiter im Kontakt, haben aber bisher keine befriedigende Antwort bekommen", sagte Bürgermeister Dirk Haarmann. Ein Versammlungsteilnehmer meinte: "Man kann doch nicht nach dem Motto vorgehen: Ihr habt schon zwei große Versorgungsleitungen. Dann kommt es jetzt auf die dritte Versorgungsleitung auch nicht mehr an. Die beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Greta Rühl und Bastian Lemm wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich das schon jetzt waldarme Voerde keine etwa 35 Meter breite Stromtrasse leisten könne, die zum Beispiel den Wohnungswald durchschneide. Die Technische Beigeordnete
Nicole Johann hatte bereits im Sommer 2020 in einem Schreiben an die Bundesnetzagentur klargestellt: "Aus den folgenden Gründen lehne ich die Alternativen mit der Rheinquerung bei Wallach und Dinslaken über das Stadtgebiet der Stadt Voerde ab: Das Ziel der Bündelung von Leitungen auf einer Trasse darf nicht dazu führen, dass die Stadt Voerde unzumutbar durch Leitungen belastet wird. Bereits durch den Bau der Zeelink-Trasse wird die Bevölkerung, insbesondere die unmittelbaren Anlieger und die betroffenen Landwirte, stark belastet. Die Errichtung der neuen zusätzlichen Leitung würde zu weiteren Belastungen der im Wesentlichen gleichen und großen Zahl an Betroffenen wie bei der Zeelink-Leitung
führen."
"Wir müssen da auch brieflich noch mal bei der Bundesnetzagentur intervenieren." (Rene Schneider)
Während Bürgermeister Dirk Haarmann andeutete, dass der Rat in seiner Sitzung am 26. März eine fraktionsübergreifende Resolution gegen die Voerder-A-Nord-Stromtrassen verabschieden könne, kündigte der SPD-Landtagsabgeordnete Rene Schneider an, in dieser Frage bei der Bundesnetzagentur zu intervenieren.
Klaus Eickelkamp vom Planungsamt der Kreisverwaltung Wesel machte aber auch das Dilemma deutlich, in dem die Trassenplaner von Amprion stecken, da die Stromtrassen aus technischen Gründen auf jeden Fall am Ballungsraum Ruhrgebiet vorbeigeführt werden müsse und dass die Trassenführung in Rees zu vergleichbaren Problemen wie in Voerde führen werde, wenn sich die Bundesnetzagentur am Ende für die vom Netzbetreiber Amprion favorisierte Route durch Rees entscheiden sollte.
Schon im Juni 2020 hatten SPD und Grüne im Rat der Stadt Rees in einem gemeinsamen Antrag gegen die Reeser Route der Stromtrasse A Nord ausgeführt: "Es wird der Halderner Wald ein weiteres Mal nach der Hochspannungsverbindung Wesel – Doetinchem durchschnitten. Im Forstbereich Christianabusch ist es bereits zu ganz empfindlichen Verlusten gekommen. Diese wurden im waldarmen Gebiet unserer Stadt nicht durch Baumpflanzungen ersetzt.
Die Gleichstromtrasse müsste den Wald ein weiteres Mal mit einem breiten Band durchstoßen. Es dürfen darauf nie wieder Bäume wachsen. Im Übrigen erscheint es widersinnig, für ein Klimaschutzprojekt letztlich einen guten Teil unseres Baumbestandes zu opfern. Weil wir als Stadt über relativ wenige Waldflächen verfügen, bestehen wir auf dem Erhalt des Waldes mit seiner unverzichtbaren Funktionsvielfalt."
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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