Der ganz normale Wahnsinn
Der ganz normale Wahnsinn:
5.15 Uhr – Meine normale Weckzeit in einer normalen Schulwoche. Mein Handy weckt mich mit „Lützenkirchen -3Tage wach“. So fühle ich mich auch heute Morgen. Irgendwie quäle ich mich aus dem Bett und schleiche - noch im Halbschlaf- die Treppe herunter, ins Bad. Mechanisch koche ich mir einen Kaffee in der Küche und schleiche wieder nach oben. Noch fühle ich mich ganz relaxed. Ich genieße die Zeit bis 6.00 Uhr. Dann wecke ich Kind Nr. 1 – Katharina. Unsere 14-jährige „Zicke“. Sie benötigt morgens immer viel Zeit, damit sie perfekt gestylt in die Schule gehen kann. Danach noch mal 15 Minuten nach oben, Kräfte sammeln und den Rest Kaffee trinken. Ruhe vor dem Sturm. Um 6.15 Uhr fange ich an, unsere 7-jährige Maus Anna zu wecken. Das geht in Interwallen, da sie meist etwas länger braucht, sich von ihrem kuscheligen Bett zu trennen. Ein Gang in die Küche, um den Backofen vorzuheizen, da ich heute Morgen für die „dankbaren“ Kids Laugenbrezel aufbacken möchte. Anschließend versuche ich mein Glück noch mal bei Anna. Die Besagte hat immerhin schon die Augen auf und sieht mich verschlafen an. Dann ab durch den Flur, linke Tür, Kind Nr.3 wecken – Justin, der 14-jährige Sohn meines Lebensgefährten, der ebenfalls bei uns lebt. Ab in die Küche – Laugenbrezel in den Ofen schieben. Dann in Sauseschritt wieder zu Anna. Juchuu! Sie hat es tatsächlich bereits aus dem Bett geschafft und sitzt „Polly-Pocket“-spielend auf ihrem Teppich. Gute Gelegenheit, mit ihr das heute angesagte Outfit auszuwählen. Das dauert wie immer etwas länger, da ihre Vorstellungen von Klamotten, die man kombinieren kann, von meiner abweicht. Nach einigen Diskussionen – unter anderem darüber, warum man im Winter keine Sommersachen trägt – können wir uns einigen. Ein Blick auf meine Uhr erinnert mich daran, dass ich irgendwas in der Küche vergessen habe. Ups! - Die Laugenbrezel sind wahrscheinlich bereits kurz vor der Metamorphose zur Kohle! Im rasanten Tempo flitze ich in die Küche, um den besagten Teilen zur Rettung zu eilen. Puh! – Gerade noch geschafft. Jetzt nimmt der Morgen eine Wende. Es fängt damit an, dass ich mir bei der Rettung der Brezeln, die ich einzeln vom Backblech aus dem Backofen fische, die Hand am Backofen verbrenne. Aua! Kann passieren, doch der Morgen entwickelt bereits eine Eigendynamik. Katharina war schon damit fertig, ihre heißgeliebten Schwachsinns-Wärmekissen im Topf zu kochen, als ich in die Küche geeilt kam. Zeitgleich hatte sie schon ihren Toast im Toaster geröstet, der neben dem Herd steht. Natürlich waren die Krümel auf dem ganzen Ceran-Feld verteilt. O.K.: Mama kommt und möchte die störenden Krümel mit der Hand wegfegen… und vergisst die noch immer heiße Herdplatte… und: Autsch! Diverse Handregionen sind verbrannt. Wieder die rechte Hand. Tränen vor Schmerz, kaltes Wasser über die Hand. Leider bleibt der Schmerz – und die Wut. Wut auf die eigene Dummheit, da man ja gerade noch kurz beim großen Wärmekissen-Kochwettbewerb zuschauen konnte. Wut auf die pubertierende Tochter, die ausgerechnet morgens, wenn Mutter alles im Trott macht – ohne groß nachzudenken- ihre vermaledeiten Wärmekissen kochen muss. Das natürlich nur, um später festzustellen: Die funktionieren ja gar nicht mehr! Sind wohl schon zu alt. Super! Dafür hat Mama nun 3 glühende anschwellende Brandblasen, die sie bei Ihrem Tagewerk behindern werden und dazu noch höllisch schmerzen. Ja – das sind Tage, die ich so besonders liebe, weil sich das Unglück meist durch den ganzen Tag hindurch zieht. Das erstbeste Übel, was natürlich aus der ganzen Sache resultiert, ist die Zeit, die durch Jaulen, Kühlen und Schimpfen auf den Tag verloren geht. Das nächste Übel folgt auf dem Fuß: Weniger Zeit zum liebevollen Zubereiten des Schulfrühstückes. Schließlich ist man ja eine Super-Mama, die in Konkurrenz steht mit der Super-Nanny. Das Frühstück soll schließlich gesund oder abwechslungsreich sein – am besten natürlich beides.Das gilt insbesondere für die kleine Grundschul-Maus. Also schnell, schnell die Brote geschmiert – natürlich fällt die gute „Du darfst – Butter“ dabei auf die Arbeitsplatte. ( Leckere Butter, aber merkwürdige Konsistenz!) Super! Die Butter wieder aufgegabelt und aufs Roggenmisch-Brot geschmiert. Nächste Hürde: Käse schneiden. – Mit etwas Glück klappt das heute, ohne, dass ich mir die Fingerkuppen einkürze. (Sonst müsste ich wieder neue Handschuhe für den Winter kaufen.)Nebenbei schneide und schäle ich noch die Salatgurke für meine kleine Grundschulmaus. Multitasking ist hier das Erfolgsrezept! Brot in Brot-Tüte, Gurkenscheiben in die Dreifach-Frühstücksdose der Maus. In die werf ich noch ein paar Roma-Tomaten – sieht noch gesünder aus! Schnell noch an die Vorratstruhe im Flur, die mit einem Vorhängeschloss vor unberechtigtem Zugriff durch Schnorrer-Besucher des pubertierenden Sohnes abgesichert ist. Leider haben wir im Flur mittlerweile Bewegungsmelder für das Licht, da unsere großen Kids gerne für Umsatz beim RWE gesorgt und das Licht die ganze Nacht brennen gelassen haben. Dieser kleine Umstand bereitet natürlich Probleme, wenn man morgens im Dunkeln in der Truhe nach Getränken und Leckereien für die Schule suchen muss. Das Licht geht nämlich nach 5 Sekunden aus. Es erfordert dann schon einiger Akrobatik, wenn man zwischen Truhe und Bewegungsmelder hin und her hüpfen muss, damit man dann irgendwann die gewünschten Sachen in der Hand halten kann. Denn bevor das Licht ausgeht, muss man sich die Lage des Truhen-Inhalts genau einprägen, damit man nach „Anhüpfen“ des Lichtes weiter gezielt suchen kann. Positiver Nebeneffekt: Abbau von mindestens 200 Kalorien aufgrund der sportlichen Betätigung vor dem Frühstück. Bewegungsmelder sind toll!!!Danke Kinder! Zwischenzeitlich erinnere ich meine Grundschul-Maus an Haarekämmen und Zähneputzen. Ist alles endlich fachgerecht verstaut, ist schon fast Zeit aufzubrechen. Die „Großen“ haben bereits mit einem kurzen „Ciao“ das Haus verlassen. Ich werfe einen Blick auf die Funkuhr in der Küche. Toll! Ich bin weder gebürstet, noch geschminkt – und Zähne putzen muss ich auch noch! Also Schnelldurchlauf im Bad! Dann schnell nach unten, Schuhe an, Jacke an. Die Maus trödelt mal wieder. Also anspornen! Die nächste Hürde ist geschafft, wenn ich hinter mir die Türe abschließe. Doch das nächste Übel lässt nicht lange auf sich warten: Meine Augen erblicken einen völlig vereisten Volvo. Juchuu!!! Wenn man Glück hat, kann man zumindest den Schlüssel ins Schloss der Fahrertüre stecken und das Objekt der Begierde öffnen. Leider habe ich kein Glück. Oder doch? Da der Volvo mit der Beifahrerseite an einer Hecke steht, kann ich zumindest an der Beifahrertüre den Schlüssel ins Schloss stecken und… „Sesam öffne Dich!“ Toll! Auto auf. Nun ein Spurt zur Fahrertüre, die sich mit ein wenig Gewalt öffnen lässt. Auch die hintere Türe gibt nach einem kleinen Kraftakt klein bei und die Maus kann ins Auto steigen. Wunderbar – die ist schon mal verstaut. Dann das Übliche: Motor an, Gebläse auf höchste Stufe und die heizbare Heckscheibe(inklusive heizbare Außenspiegel) an. Wo ist mein Kratzer? – Ach ja- vor dem Beifahrersitz im Fußraum! Mit Schüttelfrost lässt es sich toll kratzen - die Bewegungen kommen praktisch aus dem tiefsten Inneren. 10 Minuten später kann auch ich mich ins Auto setzen . Ab zur Grundschule, Maus mit Schulranzen aus dem Auto, Küsschen, Winken. Endlich fahre ich zur Arbeit.
Autor:Michaela Düpont aus Voerde (Niederrhein) |
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