Salve, Gerhard hier!

Gerhard
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Seit einigen Tagen kitzeln äußerst angenehme Gerüche meine Nase! Mir als geborenem Sizilianer bleibt keine Wahl - ich muss los!
Diesen Duft kenne ich noch aus dem vergangenen Jahr. Er gehört zu Babe, die in der Nähe der Christuskirche lebt. Ein ganz wunderbarer Wohnort und ich erinnere mich, dass wir nach unserem romantischen Zusammensein, in den Büschen einige Leckereien fanden und gemeinsam teilten.
Kleine Zweibeiner haben die Angewohnheit, ihre Mahlzeiten nicht gänzlich zu verspeisen und die wunderbaren Wurst- und Käsereste ins Grüne zu werfen. Eine Tradition, die ich nicht kenne, meine Schüssel ist nach jedem Essen blitzblank.
Während meiner ersten Erinnerungszeit lebte ich in Agrigento und trug den Namen Giacomo. Die Zeit war recht angenehm, wenn man davon absieht, dass die Zweibeiner oftmals keinen höflichen Umgang mit mir pflegten. Minicha gatto oder merda gatto nannten sie mich und das ging an meine Ehre!
Wohingegen alle Babes immer willig und freundlich waren. Babes haben einen wunderbaren, warmen, leicht scharfen Geruch und sind von mir entzückt.
Klar stellen möchte ich hiermit ein für alle Mal, dass ich mir niemals den Namen eines Lebenwesens des anderen Geschlechts merken würde. Darum nenne ich alle Babe, das ist in Ordnung und führt nicht zu Verwirrungen! Aber ich schweife ab...
Wo war ich? Ach ja, auch Babes auf zwei Beinen duften interessant, aber mehr nach Blumen und Zitronen.
Und solch eine Babe saß auf der Bank in der Nähe meines früheren Wohnortes und sonnte sich. Sie sprach mit mir, teilte ihre Nahrung mit mir und darum entschloss ich mich, sie ein wenig zu begleiten.
Bis heute weiß ich nicht, ob diese Idee bis in alle Einzelheiten gut von mir durchdacht war. Aber jetzt bin ich hier und wenn ich mal davon absehe, dass ich hier Gerhard genannt werde, geht es mir ausgesprochen gut.
Ich habe ein Dach über dem Kopf, eine warme Decke, genug Nahrung und wenn die interessanten Düfte der Babes in meine Nase steigen, kann ich mich auf die Pirsch machen.
Und schon wieder schweife ich ab...
Wollte ich doch von meinem Besuch bei Babe an der Christuskirche erzählen. Der Weg zu ihr ist lang und beschwerlich, aber ich bin gesund, ein guter Läufer und habe einen hervorragenden Orientierungssinn! Mein Hörbild lässt mich niemals in Stich! Dieses Mal aber hatte ich große Schwierigkeiten den Weg zu finden und muss gestehen, dass ein paar Selbstzweifel in mir nagten.
Doch dann bemerkte ich, dass viele Bäume nicht mehr dort standen, wo sie noch im vergangenen Jahr waren. Das große Haus, ich glaube man nennt es Schule, war weg und somit auch die Hecken unter denen ich und Babe schmackhafte Leckereien fanden. Die Gärten mit ihren Verstecken waren verschwunden und stattdessen stand ein gewaltiges Haus auf diesem Platz. Mehrmals rief ich Babe und erst nach vielen Lockrufen kam sie über einen hohen Berg aus Steinen zu mir geklettert. Sie erzählte von schrecklichem Lärm und den Gefahren, die von übergroßen Baufahrzeugen ausgehen. Sie war traurig und deprimiert. Aber nicht ohne Grund nannte man mich Giacomo (!) und konnte sie trösten!
Leckereien haben wir nach unserem Beisammensein nicht mehr gefunden und weil die Begrünungen fehlten, gab es noch nicht einmal eine Maus, die wir uns teilen konnten.
Also machte ich mich wieder auf den Heimweg. Dabei überquerte ich wie immer den großen Platz, der sich aber auch verändert hatte. Vor einigen Wochen konnte ich mich dort mit einigen Kumpels zu rauhen Katerspielen auf der Freifläche treffen. Jetzt stehen hier die Fahrzeuge der Zweibeiner um sich auszuruhen.
Was blieb mir anderes übrig, als zu der mich versorgenden Babe nach hause zu gehen, mich trösten und füttern zu lassen und mich dann auf meinen gemütlichen Schlafplatz einzurollen.
Sie können sich ja die Bilder anschauen...

Autor:

Gabriele Pohley aus Velbert-Neviges

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