Rezension zu "Fremd" von Poznanski/Strobel

Sich eine Meinung über den Thriller „Fremd“ von Poznanski und Strobel zu bilden empfinde ich als schwierige Aufgabe. Der Anfang ist etwas zäh, der Mittelteil sehr spannend und die Auflösung total hanebüchen.

Der Klapptext hatte mich sofort in seinen Bann gezogen: „Ein Fremder steht plötzlich in Joannas Haus. Behauptet, ihr Lebensgefährte zu sein. Aber sie hat ihn noch nie gesehen. Erik kommt abends nach Hause, zu seiner Joanna. Aber die erkennt ihn nicht. Glaubt, dass er ein Einbrecher ist. Und all seine Sachen sind aus dem Haus verschwunden. Jemand treibt sein perfides Spiel. Ein Spiel, das sich bald als tödlich entpuppt…“
Doch das, was der Klapptext verspricht hält er so nicht. Denn die ersten 160 Seiten ziehen sich wie Kaugummi und ich dachte dauernd: Würde ich mich in dieser Situation so verhalten? Es fehlte irgendwie an Tempo. Und selbst, wenn die Handlung temporeich war, wurde sie durch die vielen Gedanken der Protagonisten abgebremst.
Wobei ich die Grundidee der Handlung erst einmal sehr gut fand. Auch, dass die Kapitel abwechseln aus der Sicht von Joanna und Erik in der Ich-Form geschrieben sind, ist eine gute und ungewöhnliche Idee gewesen. Der Schreibstil ist flüssig, aber die Gedankengänge der Protagonisten werden – für meinen Geschmack – zu ausführlich dargelegt, wiederholen sich und ziehen das ganze unnötig in die Länge.
Der Mittelteil war sehr spannend und hatte was von „Die Bourne-Identität“. Auf Seite 350 versetzte es mir jedoch den ersten Stich, als Gavin sagte: „…Alle außer den Piloten sofort raus. Komplettausrüstung…“ Die ganze Zeit über war die Geschichte eher ein Kammerspiel. Erik und Joanna mussten sich ziemlich alleine durch die ganzen Widrigkeiten kämpfen, was sehr spannend war … und nun ein Armee zur Hilfe. Nee, das war mir zu amerikanisiert. Aber okay. Ich schluckte es und ein bisschen Action konnte ja auch nicht schaden. Doch spätestens, als Herr von Ritteck auftauchte, hat das der Geschichte den Todesstoß versetzt. Plötzlich wurde auf den letzten 35 Seiten aus dem Psychothriller ein Politthriller.
Diese Wendung fand ich total irrwitzig. Ich als Leser fand die Auflösung der ganzen Sache äußerst absurd und austauschbar. Ich hätte mich nicht mehr aufregen können, wenn Vampire oder Aliens die Weltherrschaft an sich reißen hätten wollen. Mir kommt es so vor, als hätten die Autoren eine coole Anfangssequenz gehabt, aber nicht richtig gewusst, wie sie das logisch zu Ende bringen sollen. Es war, als hätte man an die eigentlich spannende Story, ein Ende von irgendeinem anderen Buch angeklebt. Das Ende ist total hanebüchen und austauschbar. Hätte man das Ende Dan Braun vorgelegt, hätte er sicher eine mega-spannende Verschwörungstheorie-Story dafür geschrieben. Doch in diesem Fall, hat die Geschichte rein gar nichts mit dem Ende zu tun.
Und dadurch tun sich dann einige Logiklöcher auf. Zum Beispiel kapier ich die ganzen Beweggründe nicht, warum so eine komplizierte Geschichte in die Wege geleitet wurde, um Erik, der ja eigentlich gar nicht wirklich etwas wusste, sondern nur das Wort Phoenix aufgeschnappt hatte, aus dem Weg zu räumen. Man hätte ihn genauso gut anstelle Ben auf der Insel vom Boot schupsen können.
Tja, wem soll ich das Buch empfehlen? Lesern, die einen spannenden Psychothriller mögen, der wenig blutig ist und die sich von einem unlogischen Schluss nicht die Lesefreude verderben lassen.
Trotzdem bedanke ich mich beim Lokalkompass, dass ich das Buch lesen und rezensieren durfte.

Autor:

Jacqueline Montemurri aus Velbert-Neviges

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