Stadtspiegel begleitet Pflegedienst beim Patientenbesuch
Warme Worte trotz Zeitdruck und Stress auf der Straße

Teamwork wird beim Königsborner Pflegedienst groß geschrieben: Auf seine Mitarbeiterinnen Sema Yigibasi (l.), Rebecca Kummer (2.v.l.) und Lilia Putregai (r.) kann sich Uwe Giller (2.v.r.) immer verlassen. Bei Engpässen springt er auch selbst mit ein.  | Foto: Stefan Reimet
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  • Teamwork wird beim Königsborner Pflegedienst groß geschrieben: Auf seine Mitarbeiterinnen Sema Yigibasi (l.), Rebecca Kummer (2.v.l.) und Lilia Putregai (r.) kann sich Uwe Giller (2.v.r.) immer verlassen. Bei Engpässen springt er auch selbst mit ein.
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Von Stefan Reimet

Allein in Unna und Umgebung flitzen die Fahrzeuge von rund 40 Ambulanten Diensten von Kunde zu Kunde. Weit über 800 Mitarbeitern sichern so die Pflege daheim, denn möglichst lange Erhaltung der Lebensqualität in gewohnter Umgebung hat oberste Priorität für das Gesundheitssystem.

Wir begleiten Uwe Giller bei seiner Arbeit. Der Geschäftsführer des Königsborner Pflegedienst springt ein, wenn es Engpässe gibt, sein Stammpersonal ausgelastet ist. Neben vielen schönen Erlebnissen als Krankenpfleger geht er aber mit der Gesundheitspolitik hart ins Gericht. Mangel an Personal und an Zeit für die Zuwendung zwischendurch kennzeichnen die derzeitige Situation.

Ein ganz normaler Einsatztag beginnt um 5.30 Uhr. Ab dann ist die Frühschicht der etwa 50 Mitarbeiter des Königsborner Pflegedienst unterwegs zu ihren Kunden. Grund-, Behandlungs- und Intensivpflege sind die Hauptaufgaben des Dienstes. Auch wer “nur” Grundpflege in Anspruch nimmt erhält öfter pro Tag Besuch vom Pflegedienst. Wie Annegret Herrmann (73) in Königsborn. Nicht nur bei der Körperpflege wird sie unterstützt, die Witwe ist Diabetikerin und froh, dass der Blutzuckerspiegel gemessen und Insulin gespritzt wird. Einen schweren Herzinfakt vor über zehn Jahren überwand sie, ist aber in der Mobilität stark eingeschränkt.

Die Pflege in ihrem Zechenhaus, das bereits die Eltern bewohnten, sichert ihr ein Stück Lebensqualität, denn ihr Sohn kann aus Düsseldorf nur ein Mal pro Woche kommen. “Ich bin froh, dass ich den Pflegedienst habe”, erklärt die ehemalige Textilverkäuferin. In ihren vier Wänden möchte sie so lange wie möglich bleiben, die Tage verbringt sie mit Lesen und Fernsehen. Ihre Kontaktpersonen sind der Pflegedienst, “Putzfee“ Regine und der Physiotherapeut. “Für uns ist es schön zu sehen, dass Frau Herrmann auch eine Schwächephase im vergangenen Jahr gut überstanden hat”, sagt Uwe Giller. Per Notfallknopf, den Annegret Herrmann um den Hals trägt, hatte sie nachts den Pflegedienst alarmiert. Der Kreislauf machte nicht so mit, schwindelig fiel sie auf den Boden. Binnen weniger Minuten wurde ihr geholfen, der Dienst ist ständig in Rufbereitschaft.

25 Patienten

In der Patientenmappe dokumentiert Uwe Giller seinen Besuch, findet freundliche Worte für Frau Herrmann und macht sich auf zum nächsten Einsatz. An manchen Tagen sind es innerhalb weniger Stunden bis zu 25 Patienten, die versorgt werden müssen. “Jede zusätzliche Handreichung verschiebt den Zeitplan für andere Kunden nach hinten”, beschreibt er das Dilemma. In der Pflege fehlen Kräfte, das ist bekannt. “Nicht erst seit heute”, ist Uwe Giller sauer.

35 Jahre war er Krankenpfleger, und den “Pflegenotstand” prognostizierte die Politik bereits damals. Fachkräftemangel war angesichts der Demographie absehbar. Jetzt sei der Personalmangel voll auch bei seinem Dienst angekommen. Bis zur Neubesetzung einer Stelle vergehen Monate, hinzu komme die Skepsis gegenüber der generalisierten Ausbildung, die ab 2020 gelten wird. Abstriche in der Qualität seien zu erwarten.

Anerkennung

Während einer ganz normalen Arbeitsschicht werden rund 12 Patienten versorgt. Manche stehen kurz vor der aufwendigen Intensivpflege mit medizintechnischer Rundum-Versorgung. Trotz Zeitdrucks finden die Pfleger nette Worte für die Patienten. Ein kleines Kunststück, denn tagtäglich durch dichten Verkehr von einem Hausbesuch zum nächsten zu fahren, davor zeigt Uwe Giller großen Respekt. “Den Mitarbeitern unterwegs gilt meine höchste Anerkennung.” Spricht's, setzt sich ans Steuer und fährt zum nächsten Patienten. Um 22.40 Uhr ist heute Schichtende - vielleicht.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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