Afferder Weg - Dank "Hybridkappe" Ende November frei
Turbo für A-1-Brückenbaustelle
Über 120 Tsd. Kraftfahrzeuge rollen täglich im Bereich Unna über die A-1. Jede Baustelle bremst den Verkehrsfluss, ärgerlich für alle Nutzer. Dem Bauprojekt “Autobahnbrücke Afferder Weg” legt straßen.NRW daher jetzt “Sieben-Meilen-Stiefel” an. Eine neue Fertigteil-Technik soll die Herstellungszeit bis zur Übergabe der kompletten A-1-Brücke um rund 40 Prozent reduzieren. Ab Ende des Jahres soll der Verkehr dann über die komplett fertiggestellte Brücke rollen und der Tunnel Afferder Weg frei sein.
“Bei dem Projekt handelt es sich um ein Testverfahren”, betont straßen.NRW Projektleiter Franz-Josef Fischer. Es könne die “Kernbauzeit” um mindestens 180 Tage reduzieren. Nicht nur für Berufspendler aus Kamen und Unna sicher eine gute Nachricht. “Dabei sind derartige Vorhaben ein schwieriges Thema.” Jede Geschwindigkeitsreduzierung bedeutet am Ende meistens einen Stau und längere Fahrzeiten. Das neue Verfahren wurde bereits bei Brücken über Autobahnen mit Erfolg angewandt. In Pilotprojekten wurden bereits unterschiedliche Verfahren getestet - bislang bei Brücken, die über eine Autobahn führen. An der A1 bei Unna verkürzt nun ein innovatives Verfahren erstmals die Bauzeit einer Brücke, die im Zuge einer Autobahn erneuert werden muss. Hier liegen die größten Herausforderungen der Zukunft. Denn viele Brücken in NRW sind ähnlich alt wie die am Afferder Weg (K39). Sie ist fast 14 Meter lang, wurde in den Jahren 1938 und 1957, sowie 1979 verbreitert. Sie hat eine Breite von 38 Metern und deckt 521 Quadratmeter ab. 8,1 Mio. Euro investiert straßen.NRW in das Projekt.
Halbfertigteile
Jetzt kommen hier Betonfertigteile zum Einsatz, die im Werk hergestellt wurden und vor Ort schnell montiert werden können. Der Ablauf folgt dem Beispiel einer Brücke an der A46 in Hagen. Dort erfolgte die Freigabe nach nur 100 Tagen Bauzeit. "Ein Verfahren, das eine sehr hohe Genauigkeit bei den tonnenschweren komplexen Bauteilen erfordert", erklärt Franz-Josef Fischer. An der Brücke Afferder Weg werden aber vor noch die Widerlager betoniert.
Hybridkappe
Der in Aussicht gestellte Zeitgewinn geht auf den Einsatz der sog. “Hybridkappe” zurück. Kappen sind die äußeren Bauteile einer Brücke, die in der Regel nachträglich betoniert werden und auf denen Geländer und Schutzeinrichtungen montiert werden. Sie wird normalerweise mit Hilfe einer Holzverschalung hergestellt.
In Unna wird ein Stahlblech als "verlorene Schalung" eingesetzt, das dauerhaft im Bauwerk verbleibt. Somit kann das Brückengeländer bereits vor dem Einbau des Stahlblechs montiert werden. "Wir sparen dadurch den An- und Abbau der Verschalung und auch das dafür notwendige Aufstellen eines Gerüstes", erläutert Franz-Josef Fischer. Somit kann auch die Durchfahrt Afferder Weg früher freigegeben werden.
Testphase
Da es sich noch um ein fundiertes Testverfahren handelt, wird der Bauablauf von straßen.NRW genau beobachtet. "Für solche Bausteine braucht es (…) ein Regelwerk, das eine gleichbleibende Qualität der daraus erstellten Bauwerke garantiert. Unsere Pilotprojekte dienen auch dazu, Kenntnisse für die Fortschreibung des Regelwerk zu gewinnen", sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin Straßen.NRW.
Es könne effizienter und schneller gebaut werden, wenn sich Bauträger aus einem System an Bausteinen bedienen können. Die Bauteile lassen sich in Serie in gleichbleibender Qualität vorfertigen; unabhängig von der Baustelle und von Witterungseinflüssen.
Ziel November
Nachdem der Verkehr auf alle sechs Spuren der neu gebauten westlichen Brückenhälfte (Fahrtrichtung Köln) umgelegt ist, beginnen die Abbrucharbeiten und der Neubau der östlichen Brückenhälfte. Voraussichtlich bis Mitte Oktober 2020 bleibt der Afferder Weg halbseitig voll gesperrt. Läuft es mit der neuen Bauweise planmäßig, kann die gewohnte Strecke Afferder Weg ab Ende November wieder befahren werden.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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