Kreis meldet Rekordzahl - Unna ist Spitzenreiter
So viele Wohnungslose gab es noch nie

Durch Corona haben sich die Angebote der Wohnungslosenhilfe verändert. So werden die Lunchpakete der Tagesstätte zum Beispiel durchs Fenster überreicht. | Foto: Caritas Unna
  • Durch Corona haben sich die Angebote der Wohnungslosenhilfe verändert. So werden die Lunchpakete der Tagesstätte zum Beispiel durchs Fenster überreicht.
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Mehr Wohnungslose als je zuvor in der Geschichte meldet die Wohnungslosenhilfe des Caritasverband im Kreis Unna. Im Corona-Jahr 2020 hat sich die Situation noch einmal verschärft: Die Zahl der Hilfesuchenden in der Beratungsstelle ist auf 405 angestiegen.

Zwar sieht man im Kreis nur selten Obdachlose auf der Straße leben, aber immer mehr Menschen haben - zum Beispiel wegen eines Jobverlusts, Trennung vom Partner oder hohen Schulden - keine eigene Bleibe und kommen behelfsmäßig bei Familie, Freunden oder Bekannten unter. In ihrer Not melden sie sich bei der Beratungsstelle der Caritas an der Hansastraße 6. Die Beratungsstelle vermittelt nicht nur Wohnungen, sondern ermöglicht auch die Erreichbarkeit über eine Postadresse. Außerdem führt sie Bankkonten, klärt Ansprüche bei den Behörden, vermittelt in stationäre Hilfe weiter oder kümmert sich um die medizinische Versorgung.

Schwieriger Wohnungsmarkt

In 2018 waren es noch 349 Betroffene, 2019 dann 389 und 2020 liegt die Zahl bei 405. Unna ist Spitzenreiter mit 161 Wohnungslosen in 2020, dahinter folgen Kamen (46) und Bergkamen (40). Nur 43 Personen konnten 2020 in Wohnungen vermittelt werden. „Dieser Jahresbericht hat es in sich“, betont Jan Wandschneider vom Caritasverband Kreis Unna (zuständig für den gesamten Kreis bis auf Lünen, Selm und Werne) die schwierige Lage. Der stetige Anstieg ist seit 2010 zu beobachten. Gründe dafür seien insbesondere der schwierige Wohnungsmarkt und die ansteigenden Mieten. Es fehlt also weiter dringend an sozialem Wohnraum und es dauert oft Monate, bis passende Wohnungen für die Caritas-„Kunden“ gefunden sind. Speziell bezahlbare Singlewohnungen sind im Kreis immer noch Mangelware.
In der Corona-Pandemie hat sich die Vermittlungssituation aber noch einmal verschlechtert. „Die Wohnraumsuche ist derzeit kaum möglich, da keine Besichtigungstermine stattfinden“, weiß Akquise-Experte Wandschneider. Dazu kommen erschwerte Zugänge bei den Behörden. Zum Beispiel finden keine Vor-Ort-Termine beim Jobcenter statt. „Für viele Klienten ist es schon eine große Hürde, Sozialleistungen jetzt überhaupt zu beantragen. Das scheitert manchmal schon am Telefon-Guthaben“, erläutert Sozialberater Ben Peppersack die Probleme in der Beratungsarbeit. So gut es eben geht, versucht das Team die Menschen dabei zu unterstützen. „Aber jeder gemeinsamer Anruf ist nur unter strengen Regeln möglich: Abstand, Mundschutz, Desinfektion – Wir haben hier momentan einfach viel zu tun und an vieles zu denken.“

Gutes Hygienekonzept

Die Beratungsstelle ist derzeit die einzige in Unna und Umgebung, die vollumfänglich geöffnet ist. „Wir haben ein sehr umfangreiches und gut funktionierendes Hygienekonzept. Bisher ist noch keine einzige Infektion bei uns passiert“, erklärt Abteilungsleiterin Silvia Engemann. Das spricht sich rum, was den Andrang ebenfalls erhöht. Auch bei der Caritas setzt man aktuell natürlich verstärkt auf die Telefonberatung. Aber es gibt auch andere Lösungen im Sinne der Corona-Schutzmaßnahmen, um den persönlichen Kontakt aufrecht zu erhalten, wie beispielsweise die Beratung im Freien. Ein weiteres Mittel sind regelmäßige Testungen. In der zugehörigen Übernachtungsstelle passiert das einmal wöchentlich. „Auch die Impfbereitschaft ist dort sehr hoch“, weiß Engemann. Noch müssen die Übernachtenden jedoch auf einen Impftermin warten. Das gilt auch für die Mitarbeiter, die zuletzt in der Priorisierungsliste zumindest noch einmal hochgestuft worden seien.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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