Vier neue Azubis in der Caritas-Altenpflege - Schwierig Nachwuchs zu begeistern
Pflegeberufe: Gute Chancen für motivierte Flüchtlinge

Mohammed Kaiyez mit Pflegedienstleiterin und Ausbilderin Fiona Grace.
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  • Mohammed Kaiyez mit Pflegedienstleiterin und Ausbilderin Fiona Grace.
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Der Heil- und Pflegesektor ist mittlerweile einer der größten Dienstleistungsbereiche. Wie unterschiedlich die Wege sind, die zum Pflegeberuf führen können, zeigt sich bei der Caritas in Unna. Zu den vier neuen Auszubildenden zählt auch ein Flüchtling aus Syrien. Optimismus strahlt Mohammed Kaiyez aus, der im Praktikum auch Praxisanleiterin Fiona Grace überzeugte . Aber trotz höheren Sprachniveaus hat er Angst vor Prüfungen.

Mit Beginn des Ausbildungsjahres lernten sich auch diesmal “erfahrene” Azubis und die Starter der Caritas-Unna kennen. Vier Lehrlinge bildet der Träger ab dem 1. Oktober aus, damit lernen insgesamt sieben künftige Altenpfleger dort. Zwei werden bei der Sozialstation Kamen eingesetzt, je einer in Unna und Schwerte. Moritz Giebel (21J.), eingesetzt in Schwerte und im zweiten Lehrjahr berichtete von seinem Alltag: “Anstrengend ist es manchmal die Geduld und Verständnis für Menschen zu entwickeln, die auf Hilfe angewiesen sind.” Notwendig sei ein Ausgleich, den findet er etwa im Selbstverteidigungs-Kampfsport. Sabine Marton, Leiterin Gesundheitsdienste, begrüßte die Azubis. Sie sind der letzte Jahrgang, der nach herkömmlichem Modell zum “Altenpfleger” ausgebildet wird. Ab 2020 erfolgt die Umstellung auf eine generalisierte Ausbildung, dann zur “Fachkraft in der Altenpflege”. Ausbildungsbetriebe befürchten eine Reduzierung der Qualität, denn Inhalte werden nicht mehr so intensiv sein wie bislang. Es sei zu erwarten, das nach der Ausbildung in speziellen Kursen noch Fachwissen ergänzt werden muss, wie eingesessene Pflegedienste betonen. Von der Reform der Ausbildung erhofft man sich eine Abschwächung des Personalmangels. Um überhaupt vier Ausbildungsplätze besetzen zu können legten sich Fiona und Carina Grace, Praxisanleiterinnen und Pflegedienstleitungen, mächtig ins Zeug. In diesem Jahr sei man sehr erfolgreich gewesen, wenn auch noch Bedarf für drei weitere Kräfte da sei. Und: Von vier Azubis im letzten Duchgang seien nur zwei bei der Caritas geblieben. Fiona Grace nennt Gründe für die mangelnde Attraktivität des Berufs: “Weil sich die Pflegeausbildung noch nicht angepasst hat.” Die Lebenseinstellung junger Azubis sei teils schwierig in das Berufsbild zu integrieren. “Pflege ist halt nicht locker, flockig und alles nicht so schlimm.” 
Mentalität
Anders sei das bei vielen Flüchtlingen. Wie bei Mohammed Kaiyez. In seinem Heimatland Syrien war das Leben von Krieg und Mangelwirtschaft geprägt, das beeinflusste seine Mentalität. Fiona Grace: “Bei den Flüchtlingen ist eine andere Lebenseinstellung dahinter.”
Optimistisch ist die Praxisanleiterin für Mohammed Kaiyez. Im Praktikum sei er bestens angekommen, leichte Unsicherheit sei da. “Aber die männlichen Patienten freuen sich dass ein Mann im Dienst ist.” Mit seiner Familie (2 Kinder im Grundschulalter) flüchtete er vor knapp drei Jahren aus der Heimat. Mit den Töchtern lernt er die Sprache gemeinsam. Den letzten Sprachkurs schloss er mit der anspruchsvollen B-2-Prüfung ab, erwarb auch den Führerschein. Neben dem Sprachkurs hat er im täglichen Umgang mit Menschen gelernt. Durch eigenes Engagement kam er zu einem Praktikum bei der Caritas und startet ebenfalls jetzt die Ausbildung zum Altenpfleger. In Syrien hat er im Krankenhaus gearbeitet, aber als Techniker. "Ich kann gut mit älteren Menschen in Kontakt kommen und habe Erfahrungen mit der Pflege meiner Eltern", erzählt er.
Selbstzweifel
Zu seinen ersten Erfahrungen im Praktikum zählte die Medikamentengabe. Es sei nicht immer leicht die Beipackzettel zu lesen, er hält Rücksprache bevor die Arznei verabreicht wird. Allgemein spricht er problemlos mit den Kollegen über Fachliches. "Kollegen helfen mir auch."
Mohammed Kaiyez wird die Pflegeschule am Katharinen-Hospital besuchen und in Unna eingesetzt. Er freue sich auf die neue Tätiugkeit. Etwas Angst habe er vor der Prüfung. Zwar sei er motiviert, meint aber: “Es wäre schade, wenn ich an der Prüfung scheitere.”
Bufti-Erfahrungsjahr
Über ihren Beruf wurde sich Linda Scherp(19) aus Kamen lange nicht klar. Daher stieg sie nach dem Abschluss auf der Willy-Brandt-Gesamtschule Bergkamen zunächst in den Bundesfreiwilligen-Dienst ein, besuchte die Berufsschule und sammelte Erfahrungen im stationären und ambulanten Dienst. “Das lief richtig gut.” Sie hat keine Bedenken mit Blick auf den Berufsalltag. Mit der Caritas verbindet sie gute Erfahrungen, ihre Großeltern in Hamm wurden darüber versorgt. Großcousine und Schwester sind in dem Beruf tätig.
In völlig andere Berufsfelder schnupperte Denise Bornefeld (16) aus Bergkamen zunächst. In die Berufsfelder Bestatter und Friseur hat sie intensiver hineingeschaut, aber erkannt, dass ihr der direkte Umgang mit Menschen mehr gibt. Auf der Berufemesse ihrer Schule kam sie mit Ausbildungsbetrieben in Kontakt, fand in einem Praktikum Freude an der Tätigkeit und unterschrieb schließlich den Lehrvertrag.
Das Alter ist offenkundig kein Hindernis mehr im Pflegeberuf. Eine Auszubildende in Schwerte beginnt mit über 50 Jahren die Lehre.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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